Es war einer dieser Abende, die lange nachwirken. Mehr als 50 Studierende, Gründerinnen, Gründer und unternehmerisch Neugierige füllten gestern einen Hörsaal der Hochschule Landshut, um einer Geschichte zuzuhören, die weit mehr war als ein klassischer Gastvortrag. Unter dem Titel „Vom Startup zum 22-Millionen-Deal“ nahm Prof. Dr. Bernd Mühlfriedel sein Publikum mit auf eine intensive Reise durch acht Jahre Unternehmertum – von Euphorie bis Existenzangst, von Vision bis Exit.
Organisiert wurde das Event gemeinsam mit project.foundercircle, einer studentischen Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, eine echte Gründer-Community an der Hochschule aufzubauen. Keine lose Networking-Gruppe, sondern ein Kreis von Studierenden, die ernsthaft über eigene Startups, Geschäftsmodelle und unternehmerische Verantwortung nachdenken. Genau dieses Publikum traf Prof. Dr. Mühlfriedel ins Mark.
Zwei Stunden, die sich wie fünf Minuten anfühlten
Was sofort spürbar war: Dies war kein Vortrag zum Zurücklehnen. Mühlfriedel erzählte nicht glatt, nicht heroisch, nicht im Rückblick geschönt. Er erzählte ehrlich. Von der Gründung von 12snap zur Zeit der New Economy, von schlaflosen Nächten, falschen Entscheidungen, existenziellen Risiken – und von Momenten, in denen alles auf der Kippe stand. Mehr als einmal.
Die Zeit verging dabei nahezu unbemerkt. Zwei Stunden fühlten sich an wie ein kurzer Augenblick, getragen von einer Erzählweise, die eher an eine Achterbahnfahrt erinnerte als an eine klassische Vorlesung. Lachen, Nachdenklichkeit, spürbare Spannung – all das wechselte sich ab.
Unternehmertum ohne Filter
Besonders eindrucksvoll war die Konsequenz, mit der Prof. Dr. Mühlfriedel auch jene Seiten des Gründens thematisierte, über die selten gesprochen wird. Er schilderte, wie schwer es sein kann, Entscheidungen zu treffen, die andere Menschen direkt betreffen – etwa Mitarbeitende entlassen zu müssen, obwohl sie ihr Bestes gegeben haben.
Er sprach offen darüber, wie Geld und Unternehmensanteile Freundschaften verändern können, wie Vertrauen unter Druck gerät und wie sich private Beziehungen plötzlich mit wirtschaftlicher Verantwortung vermischen. Unternehmertum, so wurde deutlich, ist nie nur rational – und fast nie konfliktfrei.
Die vielen versteckten Stolpersteine
Ein wiederkehrendes Motiv des Abends waren die „unsichtbaren Steine“ auf dem Weg eines Startups: Risiken, die man erst erkennt, wenn man bereits darüber gestolpert ist. Zu schnelles Wachstum, falsches Timing, unterschätzte Kosten, übermäßiger Optimismus – und der permanente Druck, nach außen Stärke zu zeigen, während intern Zweifel wachsen.
Mühlfriedel machte klar: Business ist komplex, selten planbar und voller Entscheidungen, bei denen es kein eindeutiges Richtig oder Falsch gibt. Wer gründet, bewegt sich ständig zwischen Mut und Risiko.
Praxis statt Theorie
Der viel zitierte WOW-Effekt des Abends entstand nicht durch große Gesten, sondern durch Substanz. Keine Buzzwords, keine Hochglanz-Folien, sondern konkrete Erfahrungen, klare Aussagen und ehrliche Learnings. Genau darin lag die Stärke dieses Vortrags – und der Grund, warum das Publikum bis zum Ende blieb.
Mehr Kontext zur Person
Für alle, die den Menschen hinter der Geschichte besser kennenlernen möchten: Bereits zuvor ist ein ausführlicher Artikel über Prof. Dr. Bernd Mühlfriedel erschienen, der seinen persönlichen Werdegang und seine Haltung zum Unternehmertum vertieft beleuchtet. Dieser Text ergänzt den gestrigen Abend um zusätzlichen Kontext – ohne die Inhalte zu wiederholen.
Ein Abend, der bleibt
Am Ende blieb vor allem eines: Respekt. Vor einer unternehmerischen Lebensleistung, vor der Offenheit, mit der sie geteilt wurde, und vor dem Mut, jungen Menschen nicht nur Motivation, sondern Realität zuzumuten.
Der Abend „Vom Startup zum 22-Millionen-Deal“ war kein Event für schnelle Inspiration. Er war ein ehrlicher Einblick in die Komplexität des Unternehmertums – und genau deshalb so wertvoll.


