VON CHRISTIANE BERTELSMANN Mehr Geld, ein Karriereschub, mehr Wissen: Warum sich Menschen für einen MBA entscheiden, hat unterschiedliche Gründe. In der Studie „Tomorrow’s MBA“, die die britische Unternehmensberatung Carrington Crisp in Kooperation mit der European Foundation for Management Development (EFMD) in Brüssel im vergangenen Jahr herausgegeben hat, wurden 1463 MBA-Studierende aus 75 Ländern unter anderem nach ihren Motiven für die Studienentscheidung gefragt. Das Ergebnis: 32 Prozent wünschen sich durch die Zusatzqualifikation bessere Chancen auf einen guten Job, 28 Prozent ein höheres Einkommen, 26 Prozent hoffen auf eine internationale Karriere und 25 Prozent haben sich aus Gründen der Persönlichkeitsentwicklung für einen MBA entschieden. Um diesen Zielen näher zu kommen, kann ein genau zum beruflichen Profil passendes Managementstudium helfen. Drei Absolventen erzählen, wie sie sich durch den zu ihren besonderen Interessen und vorangegangenen Ausbildungen passenden MBA beruflich und persönlich weiterentwickelt haben.
Das richtige Fachwissen, um Mitarbeiter zu motivieren
Jahrelang im Schichtdienst zu arbeiten, das konnte sich Christina Moser nicht vorstellen. Deshalb hat sie sich mit viel Energie kontinuierlich weitergebildet. Heute hat die ehemalige Realschülerin nicht nur ein abgeschlossenes Studium, sondern auch einen MBA, und vertritt ihren Chef. Die Schule hat sie in der zehnten Klasse mit dem Realschulabschluss verlassen und gleich eine Lehre als Fachkraft für Lagerlogistik gemacht, bei BMW in Dingolfing. Schon interessant, aber es drängte sie, mehr zu lernen. Also holte sie das Fachabi nach. Da ihr Arbeitgeber sie für fünf Jahre freistellte, konnte sie studieren, BWL mit Schwerpunkt Logistik. „Ich musste mich manchmal ganz schön durch die Theorie beißen“, gibt sie zu, aber die praktische Erfahrung habe ihr geholfen. Aufgeben? Niemals. Moser: „Das, was ich anpacke, ziehe ich auch durch.“ Mit dem Bachelor in der Tasche ging es zurück ins Unternehmen, sie wechselte in die Produktionslogistik. Als die Hochschule Landshut in Dingolfing einen MBA-Studiengang Werteorientiertes Produktionsmanagement neu entwickelte, machte ihr Chef die 34-Jährige gleich darauf aufmerksam: „Wär’ das nicht was für dich?“ Christina Moser brauchte nicht viel Zeit, um eine klare Entscheidung zu treffen: „Der Dreiklang Technik – Mensch – Wirtschaft war für mich perfekt.“ Auch sonst passte es: Die Hochschule war fußläufig zu erreichen, der Arbeitgeber entgegenkommend: „Ich habe nie gehört, ‚Du darfst nicht früher gehen‘, wenn ich zu einer Vorlesung musste“, sagt sie. Dennoch, zurückstecken musste sie: „Privat fällt einiges runter.“ Nicht mal eben mit den Freunden zum Skifahren am Wochenende in die Berge, da kann das Wetter noch so toll sein. Was sie von der fordernden Zeit mitgenommen hat? „Die menschliche Komponente. Menschen lassen sich nicht einfach optimieren, man muss sie dazu motivieren, das Beste aus sich rauszuholen. Hierfür gibt einem der Studiengang wertvolle Werkzeuge an die Hand“, sagt Moser. Genau das steht bei diesem Studiengang im Vordergrund – das persönliche Führungsverständnis und die Auswirkung des Umgangs mit Menschen in der Produktion des Unternehmens. Während des MBA-Studiums waren unterschiedliche Lehrbeauftragte, die alle aktiv in Firmen arbeiten, zu Gast. „Ich fand diese Leute alle sehr ehrlich. Da hat niemand etwas beschönigt, sondern sie haben gesagt: ‚So läuft das. Diese Probleme werden auf euch zukommen.‘ Da wussten wir genau, worauf wir uns einlassen.“ Auch nach dem MBA ist die Logistik-Spezialistin in ihrer Abteilung geblieben – und unterstützt und vertritt ihren Chef in fachlichen Themen. „Das Mehr-Wissen über Ethik und Arbeitspsychologie hat meinen Blickwinkel und die Denkweise verändert. Das hilft ungeheuer, auch im Arbeitsalltag“, sagt die zielstrebige Frau.
Masterarbeit mit Vision für den eigenen Fußballverein
Als sich Christian Knoll auf das Stipendium der Friedrich-Schiller-Universität Jena für den MBA in Sportmanagement bewarb, war das für ihn zunächst eine Art Test: „Ehrlich gesagt wollte ich einfach sehen, wie hoch mein Marktwert ist“, sagt der Sportwissenschaftler. Damals arbeitete Knoll als Assistent und Projektleiter für die Zertifizierung in der Nachwuchs-Akademie des Fußballvereins SG Dynamo Dresden (SGD). Ein Pflichtpraktikum, das er für sein Studium mit dem etwas sperrigen Titel „Wissenschaftliche Grundlagen des Sports“ an der TU München absolvierte, hatte den Bayern nach Dresden geführt. Dort hatte man ihm direkt nach dem Bachelor eine Festanstellung als Assistent in der Nachwuchs-Akademie des Fußballvereins angeboten. „So ein MBA würde dir ganz gut stehen“, hatte ihm sein Chef in der Zeit danach immer wieder gesagt. Auch das hatte Knoll im Kopf, als er sich um das Vollstipendium des Deutschen Olympia Sportbundes an der Uni Jena bemühte – und den Zuschlag bekam. „Die MBA-Zeit war eine spannende, aber natürlich auch anstrengende Zeit: neben dem Beruf alle sechs bis acht Wochen drei Tage in Jena, dort in acht bis zehn Stunden pro Tag an der Uni ein Thema reingepresst bekommen und am Montag wieder ins Büro“, fasst der 31-Jährige seine Erfahrungen zusammen. Als besonders harten Brocken empfand er die Sportrechtsklausur: „Das Thema war so trocken! 400 Folien mussten wir durchpauken. Zu allem Überfluss war das im Sommer, bei schönem Wetter.“ Für seine Master-Thesis befragte Knoll mehr als 7000 Mitglieder und Fans zur Zukunft des Vereins. Der Titel der Arbeit „Dynamo Dresden 2023 – eine strategische Management-Vision“. Das sei ein „unglaublicher Aufwand gewesen. Sich für die Theorie wieder in die Bibliothek zu setzen, war erst mal ungewohnt. Dann das Erstellen der Umfrage, die Auswertung – dafür ging jedes Wochenende drauf. Gelohnt hat es sich aber in jedem Fall“, zieht der junge Mann Bilanz. Die Ergebnisse seiner Arbeit fließen direkt in einen vom Aufsichtsrat des Vereins geleiteten internen Strategie- und Strukturprozess ein. Die Kontakte zu den Kommilitonen aus anderen Sportarten, die mit viel weniger finanziellen Mitteln auskommen müssen, die Bestätigung, dass vieles, was er intuitiv gemacht hat, wohl richtig war, und das Sportrecht, auch wenn es nicht sein Lieblingsthema ist, braucht er öfter, als er dachte. „Ich habe sehr viel Handwerkszeug und Methoden gelernt und bin dankbar, dass mir der Verein das berufsbegleitende Studium ermöglicht hat.“ Schon während seiner MBA-Zeit verlängerte der Verein seinen Vertrag, seit Mitte 2018 leitet Knoll zusammen mit einem Kollegen die Nachwuchs-Akademie von SG Dynamo Dresden: „Durch den MBA ist mein Selbstverständnis ein anderes, und auch der Akzeptanz intern hat er nicht geschadet.“
Spezial-MBA für die Luftfahrtbranche
Sie war eine der ersten Frauen im Offiziersrang in der Bundeswehr. Für zwölf Jahre hatte sich Stephanie Pöhn-Helbig verpflichtet, erst den Grundwehrdienst absolviert, dann an der Universität der Bundeswehr in München Sportwissenschaft studiert. Die Luftfahrt war neben dem Sport schon immer ihre zweite Leidenschaft. Sie ließ sich nach erfolgreich abgeschlossenem Auswahlverfahren zur Fluglotsin ausbilden und arbeitete an verschiedenen Standorten bei der Luftwaffe. Als ihre Dienstzeit zu Ende ging, entschloss sich Pöhn-Helbig zu einem Neuanfang. „Viele meiner Ex-Kameraden aus der Bundeswehrzeit zog es in Richtung Aviation Management“, berichtet die ehemalige Offizierin. Auch sie habe nach einer Weiterbildung Ausschau gehalten, die zu ihrer Begeisterung für die Luftfahrt passt. So kam sie auf den MBA Aviation Management an der IUBH Bad Honnef. Nach einem Probetag an der Hochschule war ihre Entscheidung gefallen. Die Finanzierung des zwei Jahre dauernden Vollzeit-Studiums konnte sie über Gelder des Berufsförderungsdienstes der Bundeswehr und über eigene Ersparnisse leisten. „Für ein Vollzeitstudium fand ich den MBA relativ entspannt“, meint die 37-Jährige, „bei der Bundeswehr war alles sehr durchgetaktet, die Kurse waren strukturiert, um die Inhalte in den Trimester-Lehrplänen zu schulen.“ An der IUBH konnte sie sich ihren Tag bis auf die Vorlesungen und Seminare frei einteilen. „Das war eine völlig neue Erfahrung – für mich sehr wertvoll“, formuliert sie ihr Resümee zur Zeitplanung während der Weiterbildung. Noch während des MBAs suchte sie sich eine Stelle als Werkstudentin bei der Fluggesellschaft Germanwings. Nachdem Pöhn-Helbig 2017 ihren MBA abgeschlossen hatte, wurde sie im selben Jahr von ihrem Arbeitgeber übernommen. Heute ist sie gemeinsam mit drei Kolleginnen und Kollegen unter anderem für Dienst- und Urlaubsplanung von mehr als 3500 Crewmitgliedern zuständig. Dabei sichtet sie die entsprechenden Pläne und überprüft etwa, ob die richtigen Tarifmodelle bei der Bezahlung zugrunde liegen. Darüber hinaus hinterfragt sie die Wirtschaftlichkeit von Dienstreisen und Hotelbuchungen des fliegenden Personals. „Mir hat für meine Arbeit auch das Netzwerk sehr geholfen, das ich mir aufgebaut habe, die guten Kontakte zu den Dozenten und Professoren, die ich heute noch nutze“, sagt sie. Bei ihr in der Abteilung stehen demnächst Umstrukturierungen an: „Da bin ich froh, wenn ich weiß, an wen ich mich wenden kann, wenn ich Fragen habe.“ Quelle: Süddeutschen Zeitung GmbH, München