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Technologie trifft Energie beim Sommer-Speicherfest

Alternative Sommerfeier: Technologiezentrum präsentiert Innovatives und Kreatives – Fachausstellungen zur Energiewende

Erstes Ruhstorfer Sommerspeicherfest: Experimentierfreudige Nachwuchsforscher (sitzend) montierten Kraftfahrzeugmodelle mit umweltfreundlichem Brennstoffzellen-Antrieb. Von rechts Bürgermeister Andreas Jakob, TZW-Geschäftsführer Dr. Reinhold Schwaiberg
Erstes Ruhstorfer Sommerspeicherfest: Experimentierfreudige Nachwuchsforscher (sitzend) montierten Kraftfahrzeugmodelle mit umweltfreundlichem Brennstoffzellen-Antrieb. Von rechts Bürgermeister Andreas Jakob, TZW-Geschäftsführer Dr. Reinhold Schwaiberg

Sommerfeste mit Blasmusik und Grillwürstl landauf, landab: So war auch das Rahmenprogramm beim Ruhstorfer Energiezentrum Technologie (TZE) der Hochschule Landshut am Freitagnachmittag. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Das alternative Sommerspeicherfest verknüpfte Innovatives und Kreatives zu Energie und Technologie – eine der wichtigsten Zukunftsherausforderungen überhaupt.

Weg von endenden und umweltschädlichen Ressourcen, hin zu erneuerbarer und umweltschonender Energie: "Pack die Sonne in den Herd", lautete ein Solar-Kochkurs mit Spaß- und Spielfaktor für Heranwachsende am Regenbogen-Ökomobil des Passauer Kreisjugendrings. Vorsitzender Michael Gruber aus Fürstenzell betreute die Station auf dem TZE-Freigelände. Beim TZE-Kinderquiz lernten die Buben und Mädchen im Umkehrschluss zur schlechtesten die beste Solarzellen-Himmelsausrichtung kennen. Für ein Dutzend richtige Kreuzerl erhielten sie zudem ein Umwelt-Diplom.
Jede Menge Pferdestärken hat der nahezu geräuschlos schnurrenden Elektro-Van: Vornehmlich die Herren der Schöpfung, aber auch einige Damen unternahmen Probefahrten mit dem weltweit einzigen Plug-in-Hybrid SUV. Dessen Elektromotor (Reichweite rund 80 Kilometer) kann separat aufgeladen werden, während längere Distanzen ein zusätzlicher Diesel- oder Benzinantrieb überbrückt.

Begleitet von Schulleiter Michael Zenger präsentierten die Neuntklässler Christoph Keim (Schwarzhöring), Florian Essheimer (Rathmannsdorf) sowie Alfred Schmatz (Windorf/alle Wahlfach Technik) vom mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig der Coelestin-Maier-Realschule Schweiklberg auch Kreisrat Hans Koller (Hundsdorf) als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Klimaschutz ein funktionstüchtiges Pumpspeicher-Kraftwerkmodell. Ein solches ist beispielsweise in Riedl oberhalb Jochenstein mit Donauwasser-Speisung geplant.

International längst praxisorientiert umgesetzt ist hingegen von einem oberbayerischen Ingenieur-Team die Stromversorgung von 28 bulligen Diesellokomotiven vor schier endlos langen Zugverbänden russischer Schwerguttransporter über tausende Kilometer. Der Wechselstromeingang wird durch zwei Generatorenwicklungen gespeist, während der 110 Volt starke Gleichstromausgang die Zuglok-Batterie lädt und gleichzeitig die bordseits befindlichen (Elektrizitäts-)Lasten samt Kompressor versorgt. Zustands- und Fehlermeldungen per Relais-Kontakt inklusive.

"Die Bevölkerung für Energie-Technologien sensibilisieren, die Forschung diesbezüglich intensivieren und gerade die junge Generation dafür motivieren": Dies sind für den Landshuter HS-Präsident Professor Karl Stoffel die Schwerpunkte beim ersten Sommerspeicherfest. Dessen wissenschaftlicher Leiter Professor Dr. Karl-Heinz Pettinger (Forschungsfeld Energiespeicher) vermittelte einer experimentierfreudigen Kinderschar unterdessen eine zukunftsweisende und umweltfreundliche Art der Energiegewinnung: Die Transformation von Energie zur Nutzung in Fahrzeugen auf Basis eines Funktionsmodells wurde gezeigt. Die zugehörigen Brennstoffzellen noch mit Gastanks verbunden, das System mit destilliertem Wasser gefüllt sowie entlüftet – und schon legt das auf Brennstoffzellen vorbereitete Fahrzeug zur Probefahrt mittels Batterie-Antrieb los.

Als selbständiger Industrie- und Stadtwerkeberater, Solarstrom-Produzent, Forschungsexperte und Leipziger Strom-Börsenhändler räumte der Ruhstorfer Unternehmer Gunter Huber mit Ökostrommythen und Irrwegen auf. Er nannte etwa das Beispiel des tschechischen Atomkraftwerkes Temelin, das nachts überschüssigen Strom billig nach Österreich in Pumpspeicher-Kraftwerke leite, der morgens als "angeblich natürlich produzierter Ökostrom" teuer verkauft werde. Angesichts nahezu restloser Energieholzentnahme aus deutschen Wäldern und viel zu langsamen Ressourcennachwuchs prognostizierte Huber dem "Zukunfts-Brennstoff Holz auf Dauer die nächste deutsche Import-Abhängigkeit".

Anhand praxisorientierter Objekte von Heizungsumwälz-Pumpen über Passivhäuser bis zu Hauswänden und Fenster vergegenwärtigte zusätzlich eine Informationsausstellung den "Dreisprung" zur Senkung des Energie-Eigenbedarfs, Steigerung der Energieeffizienz samt Ausbau der erneuerbaren Energien etwa auch für den Strombedarf im Passauer Land. Dessen griffiges Klimaschutzkonzept schlage diesbezüglich bereits jetzt mit 53 Prozent recht erfolgreich zu Buche, wie das eigens erstellte Landkreis-Klimaquiz Peter Ranzingers zahleichen Rätselfreunden auf kniffligen Schautafeln vermittelte.

Auch Bürgermeister Andreas Jakob zog eine positive Bilanz: "Dank vielfältiger Initiativen von TZW-Geschäftsführer Dr. Reinhold Schwaiberger und seinem Team hat das TZE binnen seiner mittlerweile drei Bestandsjahre nicht nur eine starke Vernetzung zu betrieblichen Partnern, sondern auch zur Bevölkerung." Ganz ohne "elektronischen Verstärker-Schnickschnack" sorgten dann die zünftigen "Ohrwaschl-Schinder" von Passauer Uni- und Ruhstorfer TZE-Studenten mit "boarischer Blas-Musi" für den guten Ton.

Erstes Ruhstorfer Sommerspeicherfest: Experimentierfreudige Nachwuchsforscher (sitzend) montierten Kraftfahrzeugmodelle mit umweltfreundlichem Brennstoffzellen-Antrieb. Von rechts Bürgermeister Andreas Jakob, TZW-Geschäftsführer Dr. Reinhold Schwaiberg
Energieausstellung der Regierung von Niederbayern
Laborführung mit Laboringenieur Max Prinz
Blick zum Kinderprogramm mit dem Ökomobil des Kreisjungendrings Passau
Ausstellungs-Premiere: Es präsentierte (v.r.) Schulleiter Michael Zenger zusammen mit den Technik-Freaks Christoph Keim, Florian Essheimer und Alfred Schmatz (alle Coelistin-Maier-Realschule Schweiklberg) erstmals ein funktionstüchtiges Pumpspeicherkraf
Vortrag von Dipl.-Ing. (FH) Martin Ebenhofer