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Suizidprävention im Justizvollzug

Studierende der Hochschule Landshut erstellen Manual

Das Manual soll "Listener"-Gefangenen helfen neue Sträflinge besser zu betreuen. Der Flyer soll jungen Straftätern Hoffnung machen.
Das Manual soll "Listener"-Gefangenen helfen neue Sträflinge besser zu betreuen. Der Flyer soll jungen Straftätern Hoffnung machen.

Bei der Ankunft im Gefängnis bricht für viele eine Welt zusammen. Damit neue Gefangene nicht in ein tiefes Loch fallen, hat die Justizvollzugsanstalt (JVA) München das Listener-Projekt ins Leben gerufen. Hierbei stellen sich geschulte Gefangene als Listener (engl.: Zuhörer) zur Verfügung und unterstützen so die Neuankömmlinge. Eine studentische Projektgruppe um Prof. Dr. Johannes Lohner von der Hochschule Landshut hat für die Ausbildung der Listener einen Leitfaden entwickelt. Im Manuel für Gruppenleiter stehen allgemeine Hinweise, wie die Listener sich gegenüber den Neuen zu verhalten haben und wie sie Gefahren eines möglichen Suizids erkennen. Ergänzend zur Schulung stehen auf circa 60 Seiten beispielsweise Tipps zur Gesprächsführung, dem aktiven Zuhören oder Anleitung für ein Rollenspiel. „Die Listener-Gefangenen übernehmen Verantwortung, daher gilt es sie sehr gut auf die Situation vorzubereiten“, beschreibt Lohner den Leitfaden. In der Projektwerkstatt „Suizidprävention im Justizvollzug“ der Fakultät Soziale Arbeit haben 15 Studierende die Schulungen der Gefangenen wissenschaftlich begleitet. Anhand ihrer Erkenntnisse und Gespräche haben sie dann das Manual entwickelt, welches den Gefangen in Zukunft helfen soll, sich leichter in die Materie der Suizidprävention einzuarbeiten und den neuen Mitgefangenen zu helfen.

Perspektiven aufzeigen


Ein anderes Produkt der Landshuter Projektgruppe ist ein Flyer für jugendliche Gefangene. „In ihrem Sprachstil wollen wir die Jugendlichen gezielt ansprechen und eine Kommunikation in Gang bringen“, erklärt Lohner. „Wir wollen, dass sie in der Haft eine Perspektive sehen, indem sie beispielsweise eine Ausbildung machen.“ Hierfür haben die Studierenden zusammen mit den jungen Gefangenen das Layout und die Texte gestaltet. Die Bundesarbeitsgruppe Suizidprävention im Justizvollzug (BAG) hat inzwischen allen Länderministerien die Verwendung Flyer empfohlen. Baden-Württemberg will bereits zeitnah die Handzettel an ihre Einrichtungen verteilen. Anfang September hat die BAG das Listener-Projekt der JVA München mit dem Suizidpräventionspreis ausgezeichnet. Diese Maßnahme mit geschultem Gefangenen hat seinen Ursprung im britischen Strafvollzug und ist deutschlandweit das erste Projekt dieser Art. An der Preisverleihung haben auch Prof. Dr. Lohner sowie, stellvertretend für die Studierenden, Carina Stöckl und Sandra Schöftenhuber teilgenommen und wurden für ihre wissenschaftliche Unterstützung gelobt.

Das Manual soll "Listener"-Gefangenen helfen neue Sträflinge besser zu betreuen. Der Flyer soll jungen Straftätern Hoffnung machen.
Die Projektgruppe um Professor Lohner übergibt das Manual an die JVA München