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Spezialisierungen in der Jugendhilfe

Die Praxis gewährt Einblicke in besondere Arbeitsfelder der Jugendhilfe

Am 25.06.2014 unternahmen 26 Studierende des 6. Semesters Kinder- und Jugendhilfe mit Frau Prof. Dr. Bathke und Frau Dipl.-Sozialpädagogin (FH) Gerti Oberhauser eine Exkursion zu verschiedenen Trägern der Jugendhilfe, die sich im Raum München mit speziellen Problem- und Fragestellungen der Jugendhilfe auseinandersetzen.

Eine Vorhut bildete eine Gruppe von 6 Studierenden, die sich in der JVA Stadelheim mit Frau Dipl.-Sozialpädagogin Anja Moser trafen und die U-Haft-Abteilung der unter 25 Jährigen besuchten. Neben den spannenden und informativen Ausführungen von typischen Problemlagen der Klientel und der Situation in der U-Haft stellten sich auch zwei Klienten für interessierte Fragen zur Verfügung.

Frau Prof. Bathke begleitete eine Gruppe von 13 Studierenden Vormittags zur Fachberatungsstelle Zwangsheirat des IMMA e.V. Frau Anastasia Baumtrog, Sozialpädagogin (MA) nahm die Gruppe herzlich in Empfang und führte in die Problematik der Zwangsheirat, die Hintergründe, die Zwangslagen der KlientInnen und die Angebote der Einrichtung, die von Präventionsangeboten an Schulen, anonymer Beratung bis hin zum Angebot einer Schutzeinrichtung reicht, vor.
Insbesondere die Beratungsstelle und auch die dazugehörige Schutzeinrichtung erfahren eine große Nachfrage. Neben der Information über die konkrete Beratung und die Sensibilisierungsarbeit an Schulen, war für die Studierenden besonders beeindruckend, dass die Mitarbeiterinnen auch akzeptieren müssen, dass KlientInnen trotz Beratung manchmal einer arrangierten Heirat zustimmen und ggf. auch ein Abbruch des Kontaktes nach längeren Beratungsphasen erfolgt, bei dem unklar bleibt, wo die betroffenen Mädchen und Frauen verblieben sind.

Indessen nahm eine Gruppe von 7 Studierenden und Frau Oberhauser einen Termin beim Jugendhilfeträger Madhouse e.V. war. Dieser Verein hat sich in den letzten Jahren auf die Minderheit Sinti und Roma spezialisiert und bietet für das gesamte Stadtgebiet Erziehungshilfen für diese Zielgruppe an. Frau Barth und ihre beiden Kolleginnen gaben einen intensiven Einblick in die generellen, strukturellen und gesamtgesellschaftlichen Schieflagen sowie in Besonderheiten der Kultur, die in engen Zusammenhang der jahrhundertelangen Vertreibungs- und Diskriminierungsgeschichte steht.

Am Nachmittag konnten zwei weitere Einrichtungen kennengelernt werden.

Frau Prof. Dr. Bathke besuchte mit 18 Studierenden das Heckscher Klinikum.
Frau Lambertz und Frau Braun (Sozialpädagoginnen im Sozialdienst) führten im Rahmen eines Vortrags zunächst in die Struktur, die einzelnen Abteilungen und die verschiedenen Angebote des Heckscher Klinikums ein.
Das Angebot reicht von der ambulanten Behandlung über eine Tagesklinik bis hin zu offenen oder geschlossenen Stationen für das gesamte Kindes- und Jugendalter bis zum Erreichen der Volljährigkeit. Insgesamt stehen 54 voll- und 44 teilstationäre Behandlungsplätze zur Verfügung. Darüber hinaus ist die Ambulanz zuständig für eine differenzierte diagnostische Abklärung des Störungsbildes, für Beratung der Patienten und deren Eltern und auch für die vor- und nachstationäre Behandlung. Durch die anschließende rege Diskussion wurde deutlich, dass die Arbeit im psychiatrischen Bereich auch nach Jahren immer noch interessant und vielfältig ist. Abschließend hatten die Studierenden die Möglichkeit, sich eine der offenen Stationen anzusehen. Ein akuter Notfall während des Aufenthaltes zeigte den Studierenden gleichfalls, dass Krisen und deren professionelle Bearbeitung in psychiatrischen Einrichtungen Teil der täglichen Arbeit ist.

Condrobs e.V. war die Anlaufstelle von Frau Oberhauser und 9 weiteren Studierenden. Der Jugendhilfeträger hat sich auf das Gebiet Sucht spezialisiert. Die Angebotspalette im Jugendbereich, die Frau Sozialpädagogin Claudia Waldleben vorstellte, reicht von sekundärpräventiv angelegten Angeboten wie HaLT über ambulante bis hin zu stationären Angeboten für Jugendliche. Das besondere an der Einrichtung ist, dass es auf der Basis eines akzeptierenden Ansatzes auch möglich ist, Jugendliche in die ambulante oder stationäre Betreuung aufzunehmen, die derzeit noch nicht in der Lage sind, abstinent zu leben. Somit schließt der Träger eine wichtige Angebotslücke, da die meisten Jugendhilfeangebote als Zugangsvoraussetzung eben diese Abstinenz erwarten.

Sowohl Studierende als auch Besuchte fanden den Austausch sehr interessant und bereichernd.

Verfasst von: Gerti Oberhauser, FL und Frau Prof. Dr. Bathke, Fakultät Soziale Arbeit, Hochschule Landshut