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Miteinander reden. Einander besser verstehen. Voneinander lernen.

Der Trialog als neues Angebot für betroffene Personen, Angehörige und Fachkräfte im Essstörungsbereich – ein Praxis- und Forschungsprojekt der Hochschule Landshut.

Essstörungen stellen nicht nur betroffene Personen, sondern auch deren Angehörige sowie Fachkräfte vor große Herausforderungen. Für Eltern sind die Verhaltensweisen ihrer erkrankten Kinder mitunter schwer zu verstehen und auszuhalten, betroffene Personen fühlen sich missverstanden, wenn ihre Probleme auf das (Nicht-)Essen reduziert werden, Fachkräfte brauchen oft viel Geduld oder fühlen sich unsicher, inwieweit sie z.B. auf eine rasche Gewichtszunahme drängen sollen.

Ein Trialog gibt allen Beteiligten die Chance, sich über ihre Perspektiven, Gefühle und Strategien auszutauschen. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Beratung oder Therapie treffen sich in diesem Format beispielsweise nicht ein Vater mit seinem betroffenen Sohn und dessen Therapeutin. Vielmehr kommen mehrere voneinander unabhängig betroffene Personen, Angehörige und Fachkräfte in einer Gruppe zusammen und tauschen sich auf Augenhöhe aus. Der Vater lernt so die Perspektive anderer betroffener Menschen kennen. Die Fachkraft tauscht sich wiederum mit Angehörigen, die sie nicht selbst betreut, über die Erfahrungen auf dem Weg durch die Essstörung aus. Der betroffene Sohn wird in seiner Sichtweise gehört und ernstgenommen. So werden die Kompetenzen und Ressourcen aller Teilnehmenden genutzt. Denn im Trialog sind alle Beteiligten Lernende und Expert*innen zugleich. Sie sind also gleichgestellt: betroffene Personen sind folglich Expert*innen durch ihre eigene Erfahrung mit Essstörungen. Angehörige hingegen sind durch (Mit-)Erfahrung und Begleitung im Alltag Expert*innen. Fachkräfte sind es durch ihre Ausbildung und ihren Beruf.

Der Trialog hat sich ursprünglich aus den Psychose-Seminaren entwickelt und ist auch bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen inzwischen fest etabliert. Für Menschen mit Essstörungen gibt es bislang jedoch kaum trialogische Angebote. Hier setzt das Projekt „TRES – Trialog bei Essstörungen“ der Hochschule Landshut unter Leitung von Prof.  Eva Wunderer an, in dem der Trialog in Zusammenarbeit mit Facheinrichtungen in mehreren deutschen Städten erprobt und evaluiert wird. Mit dabei sind Landshut, München, Regensburg, Bamberg, Leipzig und Berlin. „Der Trialog bietet die Chance miteinander zu reden statt übereinander und so Erfahrungen und Wissen zu teilen“, betont Enikö Schradi, die nach ihrem Master in Klinischer Sozialarbeit zu diesem Thema promoviert. Sie begleitet die Trialoge konzeptionell und wissenschaftlich und kann dabei auf mehrjährige Erfahrung zurückgreifen: Noch im Masterstudium half sie mit, den Borderline-Trialog in Landshut aufzubauen und evaluierte diesen im Rahmen ihrer mehrfach preisgekrönten Masterarbeit.

Den Auftakt bildet am 28. Februar das Landshuter Netzwerk. Barbara Fleischmann, Dipl. Sozialpädagogin und Suchttherapeutin für Essstörungen am Landshuter Netzwerk, freut sich: „Der Trialog  bietet im Essstörungsbereich einen neuen Ansatz, dem gegenseitigen Austausch einen Raum zu geben und den Teilnehmenden damit die Chance zu einem Perspektivwechsel und der Erweiterung des eigenen Erfahrungsschatzes zu ermöglichen.“

Der Trialogabend in Landshut findet am 28. Februar 2022 von 18:00 – 20:00 Uhr im Forum (1. OG) im Landshuter Netzwerk e.V., Bahnhofstr. 1a in Landshut statt. Das Thema ist: „Ich will ja, aber…- Was hilft auf dem Weg durch die Essstörung und wie können betroffene Menschen, Angehörige und Fachkräfte sich gegenseitig gut unterstützen?“. Eingeladen sind volljährige Personen mit allen Arten von Essstörungen, volljährige Angehörige und Fachkräfte, die mit Essstörungen zu tun haben – seien sie aus medizinischen, psychosozialen oder pädagogischen Berufen.

Interessierte melden Sie sich bitte per E-Mail

angela.neuerer@landshuter-netzwerk.de oder Telefon 0871 96367-119 an, es reicht, den Vornamen zu nennen. Die Angaben werden vertraulich behandelt, und es entstehen keine Kosten für die Teilnahme.  

Holen Sie sich gerne weitere Informationen zum Trialog bei Essstörungen und dem Forschungsprojekt TRES unter folgender Mail-Adresse ein:

trialog@haw-landshut.de. Oder werfen Sie alternativ einen Blick in den

Flyer der Veranstaltung.