Welche Folgen hat Stress in der frühen Kindheit auf das weitere Leben? Wie wirkt sich Alkoholkonsum bei Schwangeren auf das ungeborene Kind aus und welche genderspezifischen Interventionsansätze gibt es? Was bedeutet weibliche Genitalverstümmelung für die betroffenen Frauen? In der Berufspraxis beschäftigen diese Fragen sowohl Sozialarbeiterinnen und -arbeiter als auch Hebammen. Aus diesem Grund entwickelten die beiden Dozentinnen Prof. Dr. Katrin Liel (Soziale Arbeit) und Kick van Walbeek (Hebammenwissenschaften) ein Konzept für drei professionsübergreifende Lehrveranstaltungen, unter anderem mit renommierten Gastdozentinnen.
„Im Vorfeld des Sommersemesters 2025 stellten Katrin Liel und ich fest, dass wir in unseren Modulen im Bereich „Gesundheitsförderung“ einige thematische Überschneidungen haben“, erzählt van Walbeek. „Da wir in unseren beiden Berufsgruppen in der Praxis viele Berührungspunkte mit diesen Themen haben, kamen wir auf die Idee, für unsere Studierenden gemeinsame, fakultätsübergreifende Vorlesungen zu planen.“
Auswirkungen von Stress in der frühen Kindheit
So beschäftigten sich die Studierenden des Bachelor-Studienganges Soziale Arbeit in Kinder- und Jugendhilfe aus dem 6.Semester und des Bachelor-Studienganges Hebamme primärqualifizierend aus dem 4. Semester in der ersten Lehrveranstaltung mit dem Thema „Stress in der frühen Kindheit“ und betrachteten seine zum Teil langfristigen Auswirkungen auf das weitere Leben.
Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft
In der zweiten Vorlesung gaben die beiden Dozentinnen zuerst theoretischen Input zu den Themen „Frauen und Alkohol“ sowie „FASD - fetale Alkoholspektrumsstörung“. Im Anschluss überlegten die Studierenden in kleinen studiengangübergreifenden Gruppen, wie sie gemeinsam Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere dabei unterstützen können, in diesen sensiblen Phasen alkoholfrei zu leben.
Gastdozentinnen zum Thema weibliche Genitalverstümmelung
Abschließend konnten Prof. Liel und van Walbeek einen renommierten Kreis an Referentinnen zu dem Thema FGM/C (weibliche Genitalverstümmelung oder -beschneidung) gewinnen. So führte Prof. Dr. Nicole Schmidt, Gynäkologin und Professorin an der KSH München, in das Thema ein und stellte die neuesten Zahlen zu Prävalenzen und Formen von FGM/C vor. Im Anschluss berichtete Fadumo Korn von Donna Mobile München von ihren eigenen Erfahrungen sowie von denen ihrer Klientinnen. Abschließend stellte Isabel Bitter von der Caritas Landshut das Projekt CaRe for Woman vor, sodass die angehenden Sozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie Hebammen bereits eine gute Anlaufstelle für dieses Thema in Niederbayern kennenlernen konnten. Begleitet wurden die drei Referentinnen von Felizitas Mudende (Donna Mobile München) und Helen Abomsa (MiMi – Interkulturelle Gesundheit mit Migranten für Migranten Landshut). Damit konnten sich gleich einige Akteurinnen aus diesem Netzwerk den Studierenden persönlich vorstellen.
Fortführung des fakultätsübergreifenden Konzepts
„Zu dieser Lehrveranstaltung war auch der Bachelor-Studiengang Hebamme weiterqualifizierend eingeladen, so dass der Raum sehr gut gefüllt war“, so van Walbeek. Prof. Liel ergänzt: „Das große Interesse der Studierenden zeigt uns, wie sehr dieses Thema unsere Studierenden bewegt und auch berührt.“ Im Anschluss an den Vortrag hatten die Studierenden noch Gelegenheit, medizinische Fragen an die Referentinnen zu stellen und sich mit ihnen auszutauschen. Für die beiden Dozentinnen stellte das Konzept der fakultätsübergreifenden Lehrveranstaltungen ein voller Erfolg dar. Ihr Fazit: „Für unseren gemeinsamen Start in die Lehre sind wir sehr zufrieden und hoffen, den interdisziplinären Austausch im kommenden Sommersemester wiederholen zu können.“