Zum Hauptinhalt springen

Interdisziplinär lernen: Kamerun trifft Landshut

Ein Nachbericht aus der persönlichen Sicht von Prof. Dr. Sabine Fries und Labor-Fachbetreuer Tim Hartmann.

Am 19.04.2023 war es so weit - der Kameruner Schulleiter Innocent Djonthé berichtete eindrucksvoll, wie die Situation für taube und schwerhörige Menschen in Kamerun ist und wie er selbst es geschafft hat, eine Schule mit Internat im Süden des Landes, in Bafoussam aufzubauen. Er selbst ist tauber Kameruner, Gründer und Schulleiter der Grund- und weiterführenden Schule CERSOM für taube Kinder und Jugendliche, Vizepräsident von Deafnet Africa, sowie Gründer und Präsident des Gehörlosenverbandes in Kamerun.

Für uns vom Studiengang Gebärdensprachdolmetschen war vor allem die sprachliche Situation in Kamerun sehr interessant: die offiziellen Landessprachen in Kamerun sind – bedingt durch die koloniale Vergangenheit – Englisch und Französisch. Allerdings leben im Land ca. 280 Ethnien mit ihren je eigenen Sprachen und Dialekten. Die Deaf Community in Kamerun benutzt je nach Schulstandort American Sign Language (ASL) und Language des Signes Fran-caises (LSF), Langue des Signes Camerounais (LSC), Langue des Signes Africai-ne Francophone (LSAF) und dazu unterschiedliche indigene Gebärdenspra-chen.

Mit wenigen Mitteln wird an der Schule CERSOM durchgehend bilingual unterrichtet – damit sind die Kameruner dem deutschen Schulsystem deutlich voraus. Auf der anderen Seite fehlt bis heute eine professionelle Gebärden-sprachdolmetscherausbildung und eine grundlegende linguistische Untersuchung der Gebärdensprachen in diesem Land.

Nach dem Vortrag gab es noch die Möglichkeit, Innocent Djonthé Fragen zu stellen, was die anwesenden Dozierenden und Studierenden des Studiengangs Gebärdensprachdolmetschen, sowie die Gäste aus der Gehörlosen-Community-Landshut mit viel Interesse annahmen.

Wir bedanken uns recht herzlich bei unserem Mitarbeiter Dawei Ni, der Innocent Djonthé für zwei Tage bei sich aufgenommen hat, und beim Freundeskreis der Fakultät IDS e.V., der uns finanziell großzügig dabei unterstützt hat, dass unser afrikanischer Gast auf seiner Europareise auch an unsere Hochschule kommen konnte. Fotos: Hochschule Landshut