Im Rahmen der diesjährigen IEEE ICE-IAMOT Konferenz in Nancy (Frankreich) organisierte Markus Schmidtner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IDP, den halbtägigen Workshop „Emerging Trends and Innovations in Project Management“. Integriert in diesen präsentierte das Forschungsteam rund um Prof. Dr. Holger Timinger seine vielfältigen Ergebnisse zum Forschungsschwerpunkt Projekt- und Prozessmanagement. Die Konferenz war in diesem Jahr eine gemeinsame Tagung der „International Conference on Engineering, Technology, and Innovation“ (ICE) und der „International Association for Management of Technology“ (IAMOT). Insgesamt nahmen über 300 Forschende aus 45 Ländern weltweit an der Konferenz teil.
Flexible Entwicklungsprozesse von Medizinprodukten
Eröffnet wurde der Workshop durch eine Keynote von Robert Bierwolf (Vice President Conferences, IEEE TEMS), der aufzeigte, dass Organisationen für neue Formen des Projektmanagements offen sein müssen. Im Folgenden präsentierten Nachwuchswissenschaftler*innen der Hochschule Landshut neue Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten. Anna Schidek stellte dabei ihre Arbeit zum Thema „Agilization of technical development processes for Medical Devices“ vor. Untersucht wurde dabei die Frage, wie der stark regulierte Entwicklungsprozess von Medizinprodukten durch die gezielte Anwendung agiler Methoden und Bausteine unter Berücksichtigung prozessrelevanter Regularien und Normen flexibler gestaltet werden kann.
Wissensmanagement effizient gestalten
Anschließend präsentierte Philipp Hansen seine Ergebnisse zum Thema „Concept of a fuzzy expert system for story point estimations in agile projects“. Dabei stellte er das Konzept eines Fuzzy-Expertensystems vor, welches darauf abzielt, die Unsicherheit expertenbasierter Aufwandsschätzungen in Softwareentwicklungsprojekten zu reduzieren und das Wissensmanagement entsprechender Vorhaben effizienter zu gestalten.
Studiengang mit Forschungsbezug
Beide Veröffentlichungen entstanden im Rahmen des Masterstudiengangs Applied Research in Engineering Sciences. Zentraler Inhalt in diesem Studiengang ist die dabei die Einbindung der Studierenden in ein aktuelles und innovatives Forschungsprojekt. Im Rahmen des Studiengangs wird es Studierenden so ermöglicht, über die Dauer des Masterstudiums hinweg an einem Forschungsthema fokussiert zu arbeiten und – auch in Hinblick auf eine spätere mögliche Promotion – erste Erfahrungen im jeweiligen Wissenschaftskontext zu sammeln.
Kommunikation in der Softwareentwicklung verbessern
Weitergeführt wurden die Präsentationen von Markus Schmidtner und Julian Dörndorfer mit ihrer Veröffentlichung „Supporting the development of a mobile context-aware application by an MDA-based approach“. Dabei untersuchten sie, wie der Einsatz einer Modellierungssprache für Kontext dazu beitragen kann, die Kommunikation in der Softwareentwicklung zu verbessern. Den Abschluss der Paper-Präsentationen übernahm Prof. Dr. Holger Timinger selbst. Das Paper „Influence of project parameters on the decision of an agile or plan-based approach“ zeigt anhand der Ergebnisse der am IDP durchgeführten Delphi-Studie, welche Parameter in der Einordnung des Projektvorhabens hin zu planbasiertem oder agilem Projektmanagement besonders relevant sind.
Ergebnisse des Projekts HyValue
Im zweiten Teil des Workshops wurden die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem europäischen Sozialfond finanzierten Forschungsprojektes „HyValue“ präsentiert. Über die letzten drei Jahre hinweg untersuchten die Verbundpartner den automotiven Produktentwicklungsprozess und zeigten auf, wie dieser in Zukunft besser gestaltet werden könnte. Als Verbundpartner lieferten hier die Firmen Porsche, Dräxlmaier, Honasco und Collaboration Factory wertvolle Einblicke in den praktischen Ablauf, während das Institut für sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) München und das Institute for Data and Process Science der Hochschule Landshut das Projekt wissenschaftlich begleiteten.
Prototyp eines Projektmediators
Im Rahmen der ICE-IAMOT stellte das Team die Forschungsergebnisse einem breiten Fachpublikum aus weltweiten Expert*innen vor. Beginnend mit Schmidtner (IDP), der einen Einblick in das interorganisatorische Projektmanagement im Automobilsektor gab und aufzeigte, wie dieses durch neue Kommunikationswege weiterentwickelt werden könnte. Dabei wurde auch ein Prototyp eines Projektmediators vorgestellt. Dieser soll darstellen, wie ein einfacher Informationsaustausch sowie eine Statusrückmeldung im Terminplan über Unternehmensgrenzen hinweg erfolgreich umgesetzt werden kann.
Gemeinsame Sprache aller Beteiligten als Herausforderung
Darauf folgte der Vortrag "From Cooperation to Collaboration: Sociological Insights into Digital Collaboration Platforms in the Automotive Value Chain“ von Alexander Ziegler (ISF). Dieser zeigte auf, welche sozialen und kommunikativen Herausforderungen bei einem verteilten Entwicklungsprozess auftreten. Ein besonderes Augenmerk richtete er hierbei auf die gemeinsame Sprache der Prozessbeteiligten, welche aktuell noch sehr unternehmensspezifisch ausgeprägt ist und durch ein einheitliches Glossar verständlicher gemacht werden kann.
Vorgehensweisen zur Übertragung von Datensätzen
Vervollständigt wurden die Vorträge durch Kirsten Hentschel und Andreas Trauheim-Hofmann zum Thema „Digital Transformation in Project Schedule Management and Synchronization (PSMS) in Collaboration Networks. In Kooperation mit der ProStep-Gruppe, welche bereits in der Vergangenheit Standards für die Automobilindustrie gesetzt hat, zeigten die beiden Forschenden, wie eine konkrete Übertragung von Projektmanagementdatensätzen und der Ablauf der Kommunikation aussehen kann.