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Gebärdensprachreise nach Berlin

Abgeordnete des Deutschen Bundestages fragen Expertise aus Landshut an

Die Hochschule Landshut – konkret der Kompetenzbereich Gebärdensprachdolmetschen (GSD) der Fakultät Interdisziplinäre Studien (IDS) – erhielt jüngst eine Anfrage von der SPD-Landesgruppe-Bayern aus dem Deutschen Bundestag. Da Prof. Dr. Sabine Fries, die Leiterin des Bereichs, zu diesem Zeitpunkt verhindert war, beauftragte sie Ihre Mitarbeiterin Margit Hillenmeyer, sie in Berlin zu vertreten und die anfragende Landtagsfraktion vor Ort gemäß in die Welt der Gebärdensprache einzuführen. Dahinter stand die Idee der Abgeordneten, ihre neue Kollegin Heike Heubach bei ihrem Amtsantritt im Bundestag mit ihren Gebärdensprachkenntnissen zu überraschen. Heike Heubach aus Stadtbergen bei Augsburg ist am 14. März 2024 als Nachrückerin in den Deutschen Bundestag eingezogen. Sie bildet damit die erste gehörlose Abgeordnete in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Aufklärung über Gebärdensprache und deren kulturellen Background

Der Kurs trug nicht nur dazu bei, die Besonderheiten der Kommunikation gehörloser Menschen aufzuzeigen. Er sollte ebenso dazu befähigen, die Inklusion in die Gesellschaft fördern zu können. Mit ihrem fachkundigen Wissen und ihren Erfahrungen ermöglichte es Margit Hillenmeyer, Dozentin für Deutsche Gebärdensprache und Selbstbetroffene, den Bundestagsabgeordneten, Einblick in die Gebärdensprachgemeinschaft zu erhalten.

Neben der Gebärdensprachvermittlung wurde auch ein Teil der Sprachkultur der Gebärdensprachgemeinschaft erklärt, zum Beispiel die Namensgebärden bekannter Politiker, Begrüßungsformen, Applaus in Gebärdensprache und einige Kommunikationstipps. Es gab sogar eine große Wiedersehensfreude zu Beginn des Kurses, denn eine Absolventin des Studiengangs Gebärdensprachdolmetschen aus Landshut, die mittlerweile in Berlin lebt und arbeitet, konnte dazu gewonnen werden, für die Abgeordnetengruppe zu dolmetschen.

Exklusive Führung durch den Bundestag für GSD-Dozentin

Im Anschluss an den Einführungskurs erhielt Margit Hillenmeyer eine exklusive Führung durch den Bundestag, bei der ihr viele interessante Ausstellungsstücke gezeigt wurden, wie die Schaufel für den ersten Spatenstich von Kaiser Wilhelm I oder die Wahlurne mit Konrad Adenauer als erstem Bundeskanzler, alles Originale. Auch ein herausgesägtes Tunnelstück des damaligen Verbindungstunnels zwischen dem Reichstag und dem Palais des Reichstagspräsidenten wurde gezeigt. Durch diesen sind die Politiker zu früheren Zeiten gegangen, da sonst die Sicherheitskontrollen noch länger gedauert hätten. Vor allem das Archiv der deutschen Abgeordneten hat einen starken Eindruck hinterlassen.

Mehr Sichtbarkeit für Gehörlosigkeit

Nach Ansicht von Prof. Fries und GSD-Dozentin Hillenmeyer leitet Heike Heubachs Engagement im Bundestag neue Ära ein, die für eine verstärkte Sichtbarkeit von Gehörlosigkeit steht. „Durch die Anwesenheit von Heike Heubach im Bundestag wird die Wahrnehmung bzw. das Bewusstsein für die Kommunikation in Deutscher Gebärdensprache sowie die Rolle der Gebärdensprachdolmetschenden im Bundestag und darüber hinaus gesteigert“, bringt es Prof. Dr. Sabine Fries auf den Punkt. Sie hoffe des Weiteren auf dementsprechend mehr Vielfalt und Inklusion in der politischen Landschaft Deutschlands.

Zur weiteren Stärkung der gemeinsamen Interessen hoffen Prof. Sabine Fries und Margit Hillenmeyer deswegen darauf, Heike Heubach möglichst bald an der Hochschule Landshut nach Landshut für den Fachaustausch begrüßen zu dürfen.


Foto: Hochschule Landshut / Florian Karow