Am Samstag, den 28. Juni, lud der Studiengang Gebärdensprachdolmetschen (Fakultät Interdisziplinäre Studien) Eltern hörbeeinträchtigter Kinder sowie Interessierte zu einer gut besuchten Informationsveranstaltung rund um das Thema Gebärdensprache ein. Ziel war es, Zugänge zur Deutschen Gebärdensprache (DGS) zu vermitteln, zentrale Fragen zu klären und einen Raum für Austausch zu schaffen. Auch Landshuts Oberbürgermeister Alexander Putz folgte der Einladung und erklärte, sich für Barrierefreiheit in der Region noch stärker einzusetzen.
Basis für Verbindung, Vertrauen und Teilhabe
Eröffnet wurde der Nachmittag von Prof. Dr. Sabine Fries, die als DODA (Deaf Child of Deaf Adults) aufgewachsen ist und einen persönlichen Einblick in ihre Biografie gab. Sie betonte, wie stark Sprache, Beziehung und emotionale Sicherheit miteinander verknüpft sind – und dass Gebärdensprache eine unverzichtbare Grundlage für die Entwicklung gehörloser Kinder sei. Auch hörende Eltern hätten ein Recht darauf, diese Sprache zu erlernen. Ohne Sprache drohe Entfremdung – mit Gebärdensprache entstehe Verbindung, Vertrauen und Teilhabe.
Gebärdensprache als vollwertige, eigenständige Sprache
Im Anschluss vermittelte der Dozent Thimo Kleyboldt zentrale Elemente der DGS – von Mimik, Gestik und Körpersprache bis hin zur Grammatik der visuellen Sprache. Er erklärte Unterschiede zu lautsprachunterstützenden Formen wie LBG und LUG und räumte mit gängigen Missverständnissen auf. Besonders deutlich wurde: Gebärdensprache ist keine pantomimische Ersatzsprache, sondern eine vollwertige, eigenständige Sprache mit komplexer Struktur.
Mehr Sichtbarkeit von Gebärdensprachdolmetschern
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Besuch von Landshuts Oberbürgermeister Alexander Putz. In einem persönlichen Statement beschrieb er eindrücklich, wie es sich anfühlte, auf einen Dolmetscher angewiesen zu sein – eine Alltagserfahrung für viele taube Menschen. Dieser Perspektivwechsel habe ihn tief beeindruckt. Er kündigte an, sich künftig noch stärker für Barrierefreiheit, Aufklärung und die Sichtbarkeit von Gebärdensprachdolmetschenden in der Region einzusetzen.
Sprachliche Zugehörigkeit im medizinischen Bereich wichtig
Im Zusammenhang mit der geplanten Fusion der Landshuter Gesundheitsversorgung betonte zudem Oberarzt Wolfgang Sandtner, welcher jahrelang im Krankenhaus Landshut Achdorf die Palliativstation leitete, wie wichtig es sei, dabei frühzeitig Aspekte der sprachlichen Zugänglichkeit mitzudenken – insbesondere für gehörlose Patientinnen und Patienten. Dafür sei die Expertise des Studienganges GSD besonders wertvoll.
Ideen für zukünftige Projekte
Neben einem offenen Austausch und vielen Gesprächen zwischen Eltern, Fachleuten und Studierenden stellte sich auch die Elternvereinigung hörgeschädigter Kinder in Bayern e.V. vor. Erste Ideen für zukünftige Projekte wurden angeregt – darunter ein Stammtisch für hörende Eltern tauber Kinder und eine stärkere Zusammenarbeit mit dem Klinikum Landshut. Die Veranstaltung war ein starkes Zeichen für gelebte Inklusion, Empowerment und die Bedeutung sprachlicher Teilhabe von Anfang an.
Foto: Hochschule Landshut
(Frei zur Verwendung bei Angabe der Quelle)
Bildunterschrift: Das Organisationsteam der Elternveranstaltung an der Hochschule Landshut begrüßte die Teilnehmenden mit persönlichen Impulsen, Fachwissen und gelebter Inklusion (v. l. n. r.): Thimo Kleyboldt, Sofia Wegener und Prof. Dr. Sabine Fries