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Dem Abfall auf der Spur

Studierende der Hochschule Landshut erleben Stoffstrommanagement und Abfallwirtschaft aus der Praxisperspektive

Interessante Exkursion: Einblicke in die Praxis vor Ort in einer Müllaufbereitungsanlage
Interessante Exkursion: Einblicke in die Praxis vor Ort in einer Müllaufbereitungsanlage

Dass ein intelligentes Management von Stoffströmen Kosten sowohl beim Einkauf von Rohstoffen als auch bei der Entsorgung einsparen kann, erfuhren neun Exkursionsteilnehmer aus dem berufsbegleitenden Masterstudiengang Prozessmanagement und Ressourceneffizienz im Rahmen der Vorlesung Stoffstrommanagement und Abfallwirtschaft in einer zweitägigen Exkursion unter der fachkundigen Leitung von Prof. Dr. Josef Hofmann anhand von praktischen Exkursionszielen der kommunalen und privaten Abfallwirtschaft.
Auf der kommunalen Reststoffdeponie Spitzlberg des Landkreises Landshut in der Gemeinde Ergolding konnten die Teilnehmer am ersten Exkursionstag feststellen, dass die Deponierung von Abfällen nach wie vor eine wichtige Schadstoffsenke auch für gefährliche Abfälle wie asbesthaltige Faserzementplatten oder Mineralwolle darstellt. Beim anschließenden Besuch des Wertstoff- und Entsorgungszentrums der Stadt Landshut konnte neben der Sammlung der verschiedenen Wertstofffraktionen, wie etwa Elektro- und Elektronikschrott, Glas, Papier oder Sperrmüll auch die Rückgabe gefährlicher Abfälle besichtigt werden. Dafür werde, so der Abfallberater der Stadt Landshut, Richard Geiger, ein zum Teil erheblicher finanzieller und organisatorischer Aufwand betrieben, um eine umweltgerechte und bürgernahe Erfassung dieser Abfälle zu gewährleisten. Bei der Firma Dräxlmeier im Werk Landau II wurde den Teilnehmern ein innovatives und gut organisiertes Abfalltrenn- und -sammelsystem vorgestellt, das eine möglichst sortenreine Erfassung der einzelnen Abfallströme ermöglicht. Dadurch kann ein hochwertiges Recycling der Produktionsabfälle realisiert werden. Nach der Besichtigung der Müllumladestation Wörth/Isar, in der der Restmüll von Stadt und Landkreis Landshut von den Müllsammelfahrzeugen auf Spezialtransportwagons mittels Hydraulikpressung zum Bahntransport zur Müllverbrennungsanlage Schwandorf umgeladen wird, konnten sich die Teilnehmer bei der benachbarten Firma RGW über hochwertige Rückgewinnung von Metallen informieren. Mit zum Teil sehr aufwendigen und verschiedenartigen High-Tech-Trenntechnologien mit optischer Erkennung werden nach der Zerkleinerung von Altautokarossen oder Elektronikschrott nichtmagnetische Metall wie Aluminium oder Kupfer von den übrigen Abfällen getrennt und für das Recycling aufbereitet.
Im Mittepunkt des zweiten Tages standen Aufbereitung, Verwertung und Beseitigung von Abfällen. Bei der Firma GEO am Flughafen München werden die Inhaltsstoffe des gelben Sackes in  durch manuelle und maschinelle Sortierung in mehrere Fraktionen wie etwa Tetrapack-Verpackungen, PET-Flaschen oder Kunststofffolien aufgetrennt. Die Teilnehmer konnten sich hier von relativ hohen Qualitätsstandards bei den erzeugten Sekundärrohstoffen überzeugen. Die biologische Verwertung durch Bioabfallvergärung und Kompostierung lernten die Studierenden dann bei der anschließenden Besichtigung der Biogas- und Kompostierungsanlage in Aiterhofen kennen. Dort werden sowohl Grüngutabfälle, wie Baum- und Strauchschnitt, Rasenschnitt und kommunales Mähgut als auch der Inhalt der Biotonne aus dem Verbandsgebiet des Zweckverbandes Straubing Stadt und Land  zu hochwertigem Kompost verarbeitet. Ein weiteres Produkt dieser Anlagenkombination ist Biogas, das in einem Gas-Otto-Motor mit 280 Kilowatt elektrischer Leistung in Strom und Wärme umgewandelt wird. Die Wärme, so der stellvertretende Zweckverbandsgeschäftsführer Gangolf Wasmeier, wird hier zum Teil auf der Anlage selbst benötigt und teilweise zur Wärmeversorgung der angrenzenden Bioerdgasanlage der Fa. E.ON geliefert. Die Müllverbrennungsanlage Schwandorf, mit einer Durchsatzleistung von 450.000 Tonnen Restmüll pro Jahr die zweitgrößte Anlage in Bayern, war das letzte aber auch wohl das interessanteste Ziel für die Studierenden und bildete den Abschluss dieser Exkursion. Verbandsgeschäftsdirektor Thomas Knoll begrüßte die Exkursionsteilnehmer und gab einen Überblick zum Zweckverband Müllverwertung Schwandorf und zur Müllverbrennungsanlage. Der größte Teil des Abfalls, so Knoll,  werde hier aus zwölf Landkreisen und fünf kreisfreien Städten überwiegend per Bahnferntransport angeliefert und in den Müllbunker entladen. Vier große Müllverbrennungsöfen verarbeiten täglich bis zu maximal 1.536 Tonnen Restabfall, die bei  1,8 Millionen Einwohnern sowie bei Gewerbebetrieben im Verbandsgebiet anfallen. Einer der Höhepunkte der Exkursion war für die Studierenden die Gelegenheit, den größten Müllofen der Anlage, der sich in Revision befand, von innen zu besichtigen und die Wartungsarbeiten im Ofen zu verfolgen. Während des Betriebs herrschen dort normalerweise Temperaturen von bis zu 1.300 °C und es können dort pro Stunde bis zu  23 Tonnen Abfälle verbrannt werden. Bei der abschließenden Besichtigung des Müllbunkers begaben sich die Studierenden auf eine schwindelerregende Höhe von 70 Meter und erreichten über eine außenliegende Stahlgitterrostrampe den Kranführerstand. Schwindelfreiheit und gute Nerven waren hier beim Blick in die Tiefe und auf das Werksgelände der Anlage Voraussetzung für die Studierenden.  Die Studierenden zeigten sich begeistert von den vielfältigen  Eindrücken der zweitägigen Tour und so mancher sprach hier von einem Highlight dieses praxisorientierten berufsbegleitenden Masterstudiengangs.

Interessante Exkursion: Einblicke in die Praxis vor Ort in einer Müllaufbereitungsanlage
Die Exkursionsteilnehmer aus dem berufsbegleitenden Masterstudiengang Prozessmanagement und Ressourceneffizienz auf zweitägiger Exkursion im Rahmen der Vorlesung Stoffstrommanagement und Abfallwirtschaft