Bereits während des Zivildienstes stand die Entscheidung für Prof. Dr. Fischer fest, Psychologie studieren zu wollen. Nach seinem Studium an der LMU München promovierte er an der Universität St. Gallen in Strategic Management. Dabei ist die „8“ eine besondere Zahl in der beruflichen Vita von Fischer. Knapp acht Jahre war er hauptberuflich bei der BMW Group tätig und zuletzt für die weltweite Mitarbeiterbefragung aller 150.000 Mitarbeitenden verantwortlich. Zugleich hat er die letzten acht Jahre nebenberuflich als Berater und Coach gewirkt sowie als Gastdozent an verschiedenen Hochschulen und Universitäten gelehrt. Seit dem Sommersemester 2025 ist Fischer neuberufener Professor für Wirtschaftspsychologie mit Schwerpunkt Kommunikations- und Konsumentenpsychologie an der Fakultät Betriebswirtschaft - Business School.
Herr Professor Fischer, verraten Sie uns, welche Themen Sie in Forschung und Lehre besonders antreiben?
Mich interessiert besonders, wie Organisationen Führung, Kommunikation und Zusammenarbeit gestalten können, sodass sie auch in sich dynamisch ändernden Umwelten wettbewerbsfähig bleiben. Organisationen sind dabei mehr denn je auf das Engagement ihrer Belegschaft angewiesen. Dafür müssen Organisationen verstehen, was ihre Belegschaft bewegt und was die Mitarbeitenden brauchen, um gute Arbeit zu leisten. Zudem müssen Organisationen die Bedürfnisse ihrer Kunden verstehen bzw. idealerweise antizipieren sowie möglichst positive Erlebnisse für ihre Kunden kreieren. Um Belegschaft und Kunden bestmöglich zu verstehen, müssen Organisationen beiden Gruppen Aufmerksamkeit schenken, ihre Perspektive einnehmen und ihnen bewusst zuhören. Ich bin überzeugt: Das Zuhören wird zur strategischen Kompetenz für Organisationen in der Unsicherheit. Der technische Fortschritt, insbesondere künstliche Intelligenz, kann hier einen wertvollen Beitrag leisten. Allerdings haben Menschen das soziale Grundbedürfnis, von anderen Menschen gehört zu werden – die KI kann also unterstützen, das Zuhören aber nicht abnehmen.
Wie sieht für Sie gute Lehre ganz konkret aus? Vielleicht können Sie uns passend dazu eine Situation aus Ihren Lehrveranstaltungen schildern.
Bei meiner Lehre ist mir eine Kombination aus wissenschaftlicher Fundierung und Anwendung in der Praxis sehr wichtig. Gute Lehre orientiert sich bei mir an der psychologischen Erkenntnis, wie Menschen bei der Arbeit bzw. im Studium aufblühen und persönliches Wachstum erfahren: Hierfür ist die Kombination aus Lernen („Ich entwickle neue Kompetenzen.“) und Energie („Ich fühle mich tatkräftig und voller Kraft.“) entscheidend. Entsprechend plane ich meine Veranstaltungen so, dass Lernprozesse bei den Studierenden angestoßen werden und sie zudem ihre Batterien aufladen können. Hierzu beziehe ich die Studierenden aktiv ein und frage sie danach, was sie brauchen, um sowohl zu lernen als auch Energie zu tanken.
Verraten Sie uns, was Sie dazu bewogen hat, sich gerade für die Hochschule Landshut zu entscheiden – gab es etwas Konkretes an der Ausrichtung der Hochschule, Atmosphäre oder den Entwicklungsmöglichkeiten?
Neben dem Standort gefällt mir besonders, dass die Wirtschaftspsychologie an der Fakultät für Betriebswirtschaft – Business School lokalisiert ist, damit Lehre und Forschung sehr anwendungs- und betriebsorientiert ausgerichtet werden können. Die Hochschule Landshut hat bereits zahlreiche Kooperationen mit Industriebetrieben und ich hoffe sehr, auch im Bereich der Wirtschaftspsychologie entsprechende Kooperationen aufzubauen. Bereits im Bewerbungsprozess habe ich einen positiven Eindruck von der Atmosphäre gewonnen, der sich nun nach einem Semester bestätigt hat. Wenn man eine Frage hat, bekommt man eine Antwort. Ich erlebe sowohl das wissenschaftliche als auch das wissenschaftsstützende Personal als unterstützend und kollegial.
Wenn Sie nicht forschen oder lehren, was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Ich bin gerne zusammen mit meiner Frau in der Natur, fahre Fahrrad, lese Kriminalromane, schwinge den Kochlöffel oder schaue gerne Fußball und Basketball. Ich muss zugeben, ich bin ein Liebhaber von gutem Kaffee, Espresso sowie Tee. Zudem interessiere ich mich für Vintage Herrenmode und Bartpflege – manchmal werde ich bei uns auf dem Campus von Studierenden auf meinen Bart angesprochen und wir tauschen uns zu Pflege und Styling aus. Das finde ich wirklich sehr inspirierend.
Wenn Sie einen Tag lang mit Ihrem 20-jährigen Ich sprechen könnten – was würden Sie ihm raten?
Ich würde ihm raten, im Psychologie-Studium mehr Inhalte im Bereich der Klinischen Psychologie zu belegen und mehr Praktika im sozialen Bereich zu absolvieren.
Mit welcher bekannten Persönlichkeit würden Sie gerne für eine Stunde im Fahrstuhl stecken bleiben – und worüber würden Sie sprechen?
Wenn ich die Wahl hätte, würde ich gerne mit Jürgen Klopp im Fahrstuhl stecken bleiben. Ich würde mich gerne mit ihm über Fußball unterhalten und verstehen wollen, wie er es immer wieder geschafft hat, seine Spieler zu motivieren und energetisieren.
Vielen Dank Herr Fischer, dass Sie sich Zeit für die Beantwortung unserer Fragen genommen haben und herzlich willkommen in unserer Hochschul-Familie!
Foto: Hochschule Landshut
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