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Machtkritisch lehren, forschen und leben

Herzlich willkommen Prof. Dr. Monique Ritter!

Bereits in ihrem ersten Semester ihres Bachelorstudiums der Sozialen Arbeit, entstand in Prof. Dr. Monique Ritter der Gedanke: „Wie cool wäre es, wenn ich selbst einmal da vorne stehen und lehren würde.“ An der Hochschule Landshut ging dieser Wunsch nun in Erfüllung: Zum Sommersemester 2025 wurde Monique Ritter zur Professorin für Gender und Soziale Arbeit berufen. 

Ihr Schwerpunkt in Lehre und Forschung ist die kritische Auseinandersetzung mit Diskriminierung und den zugrunde liegenden Machtverhältnissen. „Die Soziale Arbeit ist eine menschenrechtsorientierte Profession und hat die Aufgabe, eine demokratieorientierte und machtkritische Haltung auf allen Handlungsebenen zu verankern“, betont Ritter. Konkret beschäftigt sie sich zum Beispiel mit sexistischen Erfahrungen, die Frauen und non-binäre Personen in MINT-Kontexten machen, sowie rassistischen Erfahrungen, denen Menschen mit Migrationsgeschichte in Pflegeberufen ausgesetzt sind, und wie diese reduziert werden können. 

Über den zweiten Anlauf zur Sozialen Arbeit

Dabei kam die leidenschaftliche Sozialwissenschaftlerin nur auf Umwegen zur Sozialen Arbeit. Nach ihrem Abitur mit Bestnoten und einem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt begann Monique Ritter zunächst ein Studium der Tiermedizin an der Universität Leipzig. Doch schnell stellte sie fest: Die dortige Lehr- und Lernkultur entsprach nicht ihren Erwartungen. Ein unterstützendes Miteinander sowie kritische Diskussionen über Wissenschaft und Forschung fehlten weitgehend.

Zurück in ihrer Heimatstadt Görlitz suchte sie nach einer Alternative und fand sie im Studiengang Soziale Arbeit an der Hochschule Zittau/Görlitz. „Es war am Ende eine bewusste Entscheidung für die Soziale Arbeit. Ich fand ein familiäres Miteinander, Solidarität und vor allem einen Lehr- und Lernraum, der didaktisch ansprechend, also vor allem weniger elitär gestaltet war“, sagt Monique Ritter rückblickend. 

Räume schaffen, in denen Studierende wachsen können

Nach ihrem Studium war Monique Ritter zunächst als Sozialarbeiterin tätig bevor sie an der Hochschule Zittau/Görlitz und der Technischen Universität Chemnitz kooperativ promovierte. Lehrerfahrung sammelte sie als Lehrkraft für besondere Aufgaben und Vertretungsprofessorin. An der Hochschule Landshut kann Monique Ritter nun die Räume gestalten, die sie sich selbst einst gewünscht hätte: Orte, an denen Studierende persönlich und fachlich wachsen können. 

Als erste in ihrer Familie mit einem akademischen Abschluss, liegt ihr die Förderung von „First Generation“ Studierenden besonders am Herzen und sie weiß, worauf es ankommt. An der Hochschule Landshut freut sich Ritter besonders, dass nun ein Mentorat die Studierenden der Fakultät Soziale Arbeit ab dem ersten Semester begleitet und ihnen hilft, sich in der Welt von Wissenschaft und Forschung besser zurechtzufinden. „Insbesondere Studierende aus nicht-akademischen Familien erhalten hier praxisnahe Orientierung und Impulse für mögliche akademische Laufbahnen“, sagt Monique Ritter. 

An die Studierenden: Seid kritisch!

Gemeinsam mit den Studierenden möchte Monique Ritter außerdem, wie sie in Anlehnung an Michel Foucault sagt, an einer „reflektierten Unfügsamkeit“ arbeiten. „Das bedeutet, Machtverhältnisse wie patriarchale, sexistische und rassistische Strukturen kritisch zu hinterfragen, und sich von diesen nicht unbemerkt regieren zu lassen“, erklärt Monique Ritter. Sie sehe es als den Auftrag der Sozialen Arbeit, zusammen mit ihren Adressatinnen und Adressaten Alternativen zu Fremdbestimmung und Unterwerfung zu entwickeln und damit Räume für tatsächliche Freiheit zu schaffen.

Ihr Rat an die Studierenden: „Geht in die Gremienarbeit, informiert euch über mögliche Stipendien, nutzt Auslandsaufenthalte, tretet einer Gewerkschaft bei und besucht wissenschaftliche Tagungen – die Investition lohnt sich!“

Forschungsthemen, die Monique Ritter bewegen

Dieses Verständnis der Sozialen Arbeit zeigt sich auch in den Forschungsthemen, die Monique Ritter besonders am Herzen liegen. In ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit den Erfahrungen von Menschen mit Migrationsgeschichte, die in Pflegeberufen arbeiten und dort Rassismus erfahren. An der Hochschule Landshut möchte sie die Ergebnisse nun stärker in die Praxis überführen: Wie lassen sich diese Erkenntnisse nutzen, um rassistische Diskriminierung in zentralen Versorgungsberufen spürbar zu reduzieren?

Ein weiteres Thema das Monique Ritter umtreibt, ist der fortwährend niedrige Anteil von weiblich gelesenen Personen in den MINT-Fächern. Besonders interessieren sie dabei die strukturellen Bedingungen an Hochschulen und Universitäten. Die „Anzahl an Professorinnen im MINT-Bereich ist nach wie vor dramatisch gering“, betont Ritter. Wie können Machtverhältnisse sichtbar gemacht und die Geschlechtervielfalt gestärkt werden? 

Das dritte Forschungsthema, das Monique Ritter an der Hochschule Landshut vertiefen möchte, widmet sich dem Konzept der Intersektionalität. Dabei geht es um das Zusammenwirken unterschiedlicher Diskriminierungsmerkmale wie Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft und sexuelle Orientierung. Diese wirken nie isoliert, sondern treten in spezifische Wechselwirkungen, ggf. verstärken sich gegenseitig oder schwächen sich ab. Monique Ritter fragt sich: Wie müssen Unterstützungsangebote für Betroffene von Mehrfachdiskriminierung gestaltet und weiterentwickelt werden, um ihren Erfahrungen gerecht zu werden?

Feminismus in Forschung und Lehre leben

In all ihren Arbeitsbereichen ist Monique Ritter zudem der gelebte Feminismus ein großes Anliegen. „Ich lege großen Wert auf eine geschlechtersensible Sprache und bemühe mich, diese konsequent anzuwenden“, erläutert Ritter. Zudem, so betont sie, hätten Emotionen und die Reflexion der eigenen sozialen Positionierung auch in der Lehre und Forschung ihren festen Platz: „Ich erkenne sie als gleichwertige und ernstzunehmende Formen von Erkenntnis und Erfahrung an.“ Monique Ritter möchte nicht nur kritisch denken, sondern gemeinsam mit den Studierenden mehr soziale Gerechtigkeit und ein unterstützendes Miteinander leben. 


Foto: Hochschule Landshut / Elisabeth Tauscher
(Frei zur Verwendung bei Angabe der Quelle)