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Berufsschullehrkräfte aus der Region für die Region

Beim „Netzwerktreffen Ingenieurpädagogik“ an der Hochschule Landshut bekräftigten alle Beteiligten ihre Unterstützung für den Studiengang und betonten den hohen Bedarf an Berufsschullehrerinnen und -lehrern in Bayern. An der Veranstaltung nahmen sowohl Schulleitungen und Lehrkräfte von Praktikumsschulen als auch Ministeriums- und Regierungsvertretungen, Kooperationspartner sowie Alumni teil.

„Ich habe bisher nur Positives über Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Ingenieurpädagogik erfahren und unterstütze dieses Studienangebot nach wie vor“, hielt August Deinböck, Ltd. Regierungsschuldirektor der Regierung von Niederbayern am Ende seines Vortrags beim Netzwerktreffen Ingenieurpädagogik fest. Es brauche Leute aus der Region für die Region, die dem aktuellen Mangel an Berufsschullehrkräften in Bayern entgegenwirken. Genau hier setzt der Studiengang Ingenieurpädagogik an der Fakultät Interdisziplinäre Studien der Hochschule Landshut an. Dabei pflegt die Hochschule Landshut seit jeher einen engen Kontakt mit Kooperations- und Praktikumsschulen, Regierungs- und Ministeriumsvertretern sowie Kooperationspartnern. Um den Austausch zwischen den Schulleitungen, den betreuenden Lehrkräften, den Alumni und der Hochschule fortzusetzen und zu stärken, fand im April das mittlerweile achte Netzwerktreffen statt. An der Veranstaltung nahmen u.a. neben Ltd. Regierungsschuldirektor August Deinböck der zuständige Referatsleiter des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, OStD Matthias Fischer, sowie StD Christian Wagner, stellvertretender Landesvorsitzender des Verbands der Lehrkräfte an Beruflichen Schulen in Bayern (VLB) und Prof. Dr. Axel Stepken, Vorstandsvorsitzender der TÜV SÜD Stiftung, teil.

Schulen als Multiplikatoren für Studienangebot

In ihrer Begrüßung bedankten sich Prof. Dr. Silvia Dollinger, Vizepräsidentin Studium und Lehre, und Prof. Dr. Sven Roeren, Dekan der Fakultät Interdisziplinäre Studien, bei den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern des Ministeriums, der Schulaufsicht und der Schulpraxis: „Es ist von großer Bedeutung  mit welchem Einsatz Sie unsere Studierenden in den Praxisanteilen ihres Professionalisierungsprozesses unterstützen und begleiten.“ Ein besonderer Dank galt dabei der TÜV SÜD Stiftung, vertreten durch den Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Axel Stepken, primär für das jahrelange ideelle Engagement, aber auch die starke finanzielle Unterstützung des Studiengangs. Dadurch haben Studierende seit 2015 an der Fakultät Interdisziplinäre Studien die Möglichkeit, ein vollwertiges Ingenieursstudium zu absolvieren – mit der Option, nach einem Masterstudium an der Technischen Universität München und einem anschließenden Referendariat als Lehrkraft an beruflichen Schulen tätig zu werden.

„Wir verstehen die Tatsache, dass wir die originär universitäre Disziplin der Lehrerbildung an der Hochschule Landshut anbieten dürfen als Auszeichnung, aber auch als gesellschaftlichen Auftrag angesichts des Lehrkräftebedarfs in der Beruflichen Bildung“, betonte Dollinger. Roeren ergänzte: „Ziel dieses zwar zahlenmäßig kleinen, aber qualitativ hochwertigen Studiengangs ist es, junge Menschen sowohl für das Lehramt als auch für Technik zu begeistern.“ Denn die Fähigkeit, Technik erklären zu können, werde auch in Unternehmen immer wichtiger. Daher sei es der Hochschule ein Anliegen, noch mehr Studierende für dieses Studienangebot zu gewinnen. „Lassen Sie uns gemeinsam an einem Strang ziehen“, rief Roeren die Beteiligten zur weiteren Zusammenarbeit auf.

Hervorragende Einstellungsperspektiven

Studiengangsleiter Prof. Dr. Andreas Hauptner gab einen Überblick über den inhaltlichen Aufbau des Studiengangs sowie die aktuellen Entwicklungen. So sei das bisher notwendige Vorpraktikum seit dem vergangenen Wintersemester abgeschafft, was den Studierenden den Einstieg in das Studium erleichtere. Zudem habe die Fakultät ihre Marketingmaßnahmen für diesen Studiengang verstärkt, um das Angebot bekannter zu machen. „Im vergangenen Wintersemester ist die Anzahl unserer Studienanfänger wieder etwas gestiegen, was uns sehr freut. Wir hoffen daher sehr, dass sich dieser Anstieg auch weiter fortsetzt.“ Hauptner betonte: „Ein großer Vorteil für unsere Studierenden ist der Abschluss des Bachelor of Engineering.“ Damit hätten sie vielfältige Möglichkeiten nach dem Studium – ob als Ingenieur in einem Unternehmen oder als Lehrkraft an einer Fachoberschule oder Berufsschule.

Die Einstellungsperspektiven hierfür seien hervorragend, bekräftigte Deinböck: „Wir haben derzeit Volleinstellung in Bayern – vor allem in den technischen Bereichen.“ Einzig beim kaufmännischen Bereich sei es aktuell schwierig, als Berufsschullehrkraft eine Stelle in Niederbayern zu bekommen. Auch die Prognosen für die kommenden Jahre sähen sehr gut aus. Der hohe Bedarf resultiere vor allem aus den anstehenden Pensionierungen. Wenn die geburtenstarke Generation der Babyboomer in den nächsten Jahren dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehe, werde das den Lehrermangel weiter verstärken.

In der Berufswahl bestärkt

Um hier entgegenzuwirken, ist es für die Ingenieurpädagogik-Studierenden wichtig, frühzeitig in den Lehrerberuf hineinzuschnuppern. Ein wichtiger Bestandteil im Studium sind daher die „Schulpraktischen Studien“ im ersten und zweiten Semester. „Die Studierenden kommen so frühzeitig im Studienverlauf mit der Schulpraxis in Kontakt und können sich in dem Berufsfeld einer Lehrkraft erproben“ erklärte Dollinger als Modulverantwortliche. Wichtig sei dabei eine individuelle und kontinuierliche Reflexion und Begleitung im Praktikum. Einen besonderen Dank sprach Dollinger in diesem Zusammenhang den Schulleitungen und Lehrkräften der Praktikumsschulen aus, welche die Studierenden in dieser Phase betreuten und Praxiserfahrungen ermöglichten: „Viele sind durch das Praktikum in ihrer Berufswahl gestärkt worden.“

Durchweg positive Erfahrungen im Praktikum

OStR Johannes Söhl, Lehrkraft an der Berufsschule 1 Landshut und Lehrbeauftragter an der Hochschule Landshut, gab einen Überblick, wie die Schulpraktischen Studien ablaufen und welche Ziele beim Praktikum im Vordergrund stehen. Dabei konnten die Studierenden bereits selbst Unterrichtsstunden abhalten und Erfahrung vor einer Klasse sammeln. Für die Studierenden stellte dieser Praxisteil meist eine sehr gewinnbringende und positive Zeit dar. So erzählte ein Student: „Ich habe mich vor der Klasse sehr wohl gefühlt und werde den Weg auf jeden Fall weitergehen!“ Und eine Kommilitonin ergänzte: „Ich habe gemerkt, dass es mir Spaß macht, anderen etwas beizubringen.“

Junge Menschen für Technik begeistern

Prof. Dr.-Ing. Axel Stepken bekräftigte die Studierenden auf ihrem Weg. Vorrangiges Ziel der TÜV SÜD Stiftung sei es, junge Menschen für Technik zu begeistern. So unterstütze die Stiftung neben zahlreichen weiteren Projekten in den Bereichen Bildungschancen und Zukunftskompetenzen u.a. diesen Studiengang im Bereich Lehr- und Lernkonzepte – mit Überzeugung und seit nahezu zehn Jahren. Es sei wichtig, das bestehende Studienangebot weiter auszubauen. Zwar gebe es seit dem Wintersemester 2021/22 den Studiengang Ingenieurpädagogik auch an der TH Rosenheim und an der OTH Amberg-Weiden, aber „selbst wenn wir die Studierendenzahlen an allen Standorten verzehnfachen würden, könnten wir den Bedarf an Berufsschullehrkräften kaum decken.“ Aufgrund seiner internationalen Erfahrungen hob Stepken dabei die Wertschätzung hervor, die das Konzept der dualen Ausrichtung rund um den Globus genieße: „Die duale Berufsausbildung in Deutschland ist ein Schatz, um den uns viele andere Länder beneiden.“ Dieser Aussage pflichteten zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei. Sie nutzten im Anschluss an die Veranstaltung die Gelegenheit zum ausgiebigen Netzwerken und freuen sich bereits auf das kommende Jahr, wenn das nächste Treffen geplant ist.

Fotos: Hochschule Landshut / Interdisziplinäre Studien