Seit dem Beginn des Sommersemesters 2025 ist Prof. Dr. Michaela Wirtz neue Präsidentin der Hochschule Landshut. Bei ihrem Antrittsbesuch in Dingolfing überzeugte sie sich vor Ort von der Innovationskraft des Technologiezentrums Produktions- und Logistiksysteme (TZ PULS).
Direkt zu Beginn ging es durch die Lern- und Musterfabrik des TZ PULS. Institutsleiter Prof. Dr. Markus Schneider erklärte hier, wie diese dank der rund 30 Partnerunternehmen mit dem nötigen technischen Equipment ausgestattet werden konnte. In Dingolfing habe man so die Möglichkeit, zusammen mit den Ausrüstern vorhandene Produktionssysteme weiterzuentwickeln und neu zu denken. So entstanden in den vergangenen Jahren aus den Forschungsprojekten heraus mehrere wegweisende Innovationen.
Führung durch die Lern- und Musterfabrik demonstriert Innovationen im Bereich der Produktionslogistik
„Ein Highlight darunter ist etwa die O-Zelle, eine Lösung zur vollautomatisierten Materialbereitstellung auf dem ‚letzten Meter‘“, so Schneider. Durch die Einbeziehung bisher ungenutzter ergonomischer Totbereiche unterhalb der Arbeitsplätze und eine zentrale Automatisierungsschnittstelle für Transportfahrzeuge werde nicht nur Fläche eingespart, sondern auch die Wiederbeschaffungszeit drastisch reduziert. Die O-Zelle ist bereits bei einem Automobilzulieferer im produktiven Einsatz, kam beim Robotic Award 2025 unter die TOP 10 und hat im vergangenen Jahr den Patentstatus erreicht.
Auch das Smart-Multi-Layer-Verfahren (SML) steht exemplarisch für die Innovationskraft des TZ PULS. Dabei werden intralogistische Prozesse vertikal organisiert – mit vollständig automatisierten Materialflüssen ober- und unterhalb der menschlichen Arbeitsebene. Das spart bis zu 60 Prozent Fläche und ermöglicht eine hochflexible Automatisierung ohne teure Aufzüge.
Forschungs- und Transfererfolge auch beim Thema KI und Aspekten der Lieferkette
Nach erfolgreichem Abschluss des Projekts "KI in der Produktionslogistik" präsentierte Prof. Dr. Meißner ausgewählte Forschungsergebnisse an Hand von Demonstratoren in der Muster- und Lernfabrik. Das Projekt macht mit den Demonstratoren KI-Forschung für Unternehmen "anfassbar": Machine Vision, Data Analytics und verschiedene Optimierungsverfahren auf Grundlage von KI-Algorithmen greifen ineinander, um kritische Fehler im Materialfluss zu verhindern und die Produktionsplanung und -steuerung zu verbessern.
Materialkosten machen weiterhin über 60 Prozent des Umsatzes im verarbeitenden Gewerbe aus. Das TZ PULS setzt hier mit angewandter Forschung zu Beschaffung und Lieferantenmanagement an und erweitert damit die Muster- und Lernfabrik um Aspekte der Lieferkette. Prof. Röh stellte dazu den "Dingolfinger Beschaffungskompass" vor, anhand dessen aktuell Projekte verdeutlicht wurden. Hierzu gehört die Nutzung und der Vergleich von Low-Code-Programmier-Tools, um die Lieferantenkommunikation beim Abgleich von Bedarfen und Kapazitäten zu verbessern. "Wir arbeiten an einem Ansatz zur wertstrombasierten gleichzeitigen Optimierung von Produktivität, Resilienz und Nachhaltigkeit in der Lieferkette", so Röh.
Studiengang mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt ergänzt Portfolio des TZ PULS
Prof. Dr. Martin Prasch, Studiengangsleiter des Dingolfinger Studiengangs Sustainable Industrial Operations and Business (SIOB) stellte die aktuellen Entwicklungen vor. „Der Studiengang der sich nun im 2. Jahrgang befindet, wird sehr gut angenommen“, betonte er. Dabei überzeuge besonders die Mischung aus Technik und Betriebswirtschaft insbesondere die fundierte Betrachtung von Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsmanagement. Die englische Unterrichtssprache ist vor allem für internationale Studierende von besonderem Interesse, nutzt aber auch den deutschen Studierenden, da die Arbeitswelt und insbesondere Betrachtungen im Bereich Nachhaltigkeit immer im globalen Kontext zu behandeln sind und Englisch dabei die Sprache der Wahl ist. Das mit dem Studiengang verbundene Study & Work Programm, das es Studierenden ermöglicht, bereits während des Studiums in regionalen Unternehmen mitzuarbeiten, nütze den Studierenden sowohl für den Gelderwerb als auch für die praktische Reflexion des Gelernten. Gleichzeitig profitierten die Unternehmen im Rahmen der langfristigen Fachkräftegewinnung und -entwicklung.
Präsidentin begeistert von enger Zusammenarbeit mit Praxispartnern
Hochschulpräsidentin Wirtz zeigte sich beeindruckt von den Erfolgen des TZ PULS in Forschung, Transfer und Lehre. Sie dankte allen Beteiligten herzlichst für den intensiven Austausch und betonte, wie wichtig es ihr sei, das TZ PULS ausführlich kennenzulernen. Besonders die Führung durch die Lern- und Musterfabrik hatte es der Präsidentin angetan: “Es war sehr spannend, alles mit eigenen Augen zu sehen und dank der detaillierten Erläuterungen, die Zusammenhänge zu verstehen“. Außerdem lobte sie die enge Zusammenarbeit des TZ PULS mit Partnern aus der Praxis, und zwar sowohl in Forschung und Entwicklung als auch in der Lehre. Der Transfer in die Anwendung sei ein Herzensthema von Wirtz. „Die zahlreichen Innovationen und Kooperationspartner des TZ PULS belegen, wie gut dieser hier funktioniert“. Sie freue sich schon sehr auf die weitere Zusammenarbeit und sei gespannt, welche weiteren Ideen und Kooperationen in den nächsten Jahren gemeinsam auf den Weg gebracht werden könnten.
Bildunterschrift: (v.l.n.r.): Prof. Dr. Michaela Wirtz, Prof. Dr. Sebastian Meißner, Prof. Dr. Martin Prasch, Prof. Dr. Carsten Röh, Prof. Dr. Markus Schneider