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Ansätze inter- und transdisziplinärer Forschung im Dialog

IKON-Workshop setzt wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des Instituts

Wie lassen sich komplexe gesellschaftliche Herausforderungen am besten erforschen und welche Formen der Zusammenarbeit braucht es, um dafür tragfähige wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein halbtägiger Workshop des Forschungsinstituts IKON, zu dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Vertreterinnen und Vertreter aus der Praxis sowie das Organisationsteam des Instituts zusammenkamen. Der Tag zeigte eindrucksvoll, wie wichtig Verständigungsprozesse über Disziplingrenzen hinweg sind und wie groß der gemeinsame Gestaltungswille innerhalb des Instituts ist.

Fachliche Grenzen überwinden, an realen Problemlagen ansetzen

Zu Beginn gab Prof. Dr. Manuela Brandstetter einen vielschichtigen Input zu transdisziplinären Forschungsansätzen. Brandstetter ist Professorin für Soziale Arbeit an der Bertha von Suttner Privatuniversität in Sankt Pölten. Sie betonte, dass Transdisziplinarität keine Methode, sondern eine Haltung sei: Sie erfordere die bewusste Überwindung fachlicher Grenzen und eine Forschung, die konsequent an realen Problemlagen aus der Lebenswelt ansetzt. Dazu gehört für sie vor allem, Betroffene sowie Akteurinnen und Akteure aus der Praxis frühzeitig einzubeziehen und Forschungsfragen nicht isoliert aus akademischen Logiken heraus zu konstruieren. Anhand von konkreten Projekten wie der Entwicklung der App TELL! zeigte sie, wie komplexe Kooperationen gelingen und welche Herausforderungen in der Verständigung verschiedener Professionen auftreten können.

Aus Brandstetters Impulsen entwickelte sich eine intensive Diskussion im Plenum. Dabei stand insbesondere die Frage im Raum, wie sich solche transdisziplinären Prinzipien auf die Arbeit des IKON übertragen lassen. Teilnehmende betonten, wie wichtig es sei, strukturelle Voraussetzungen für Kooperationen zu schaffen und die Sichtbarkeit des IKON innerhalb der Hochschule weiter zu stärken. Wiederholt wurde auch die Bedeutung einer stärker lebensweltorientierten Forschung hervorgehoben: Real World Problems sollten gezielt im Austausch mit Praxispartnerinnen und -partnern sowie Bedarfsträgern identifiziert werden. Vorschläge reichten von einer systematischen Dokumentation bestehender Netzwerke bis hin zur Idee einer „Forschungslandskarte“, die mögliche Partnerinnen und Partner sichtbar macht und die Zusammenarbeit erleichtert.

Echte Verständigung über Disziplingrenzen hinweg

Eine zusätzliche Perspektive brachte Seminarbeobachter Prof. Dr. Markus Schmitt ein, der im Masterstudiengang Nachhaltigkeit und Transformation der Hochschule Landshut lehrt. Er hob hervor, wie hilfreich es sei, die „Leitideen“ verschiedener Disziplinen offenzulegen – also grundlegende Annahmen darüber, wie Wissenschaft betrieben und wie die Welt verstanden wird. Erst wenn diese Unterschiede bewusst gemacht werden, könne echte Verständigung beginnen. Schmitt plädiert dafür, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen stärker zu beobachten, um Forschungsbedarfe frühzeitig zu erkennen und transdisziplinäre Prozesse strategisch aufzubauen. Seine Ausführungen zum Zusammenspiel verschiedener Wissensformen gaben dem Workshop eine weitere theoretische Ebene, die im Plenum positiv aufgegriffen wurde.

Mit Spannung erwartet wurde zudem der Kurzvortrag von Herwig Loidl (Loidl Consulting, Wien), der das digitale Produkt „TELL!“ – eine App zur Biographiearbeit – aus der Zusammenarbeit mit Brandstetter noch genauer vorstellte. Er ging auf technische Grundlagen und Datenschutzfragen ein und zeigte, wie eng verzahnt technologische Entwicklung und sozialwissenschaftliche Konzeption in Forschungsvorhaben sein müssen. Das Beispiel zeigte somit, wie herausfordernd, aber auch wie erfolgreich interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Praxis sein kann, gerade wenn unterschiedliche Fachlogiken (hier primär Soziale Arbeit und Informatik) zusammengebracht werden müssen.

Impulse für die Zukunft

Im abschließenden Teil des Workshops richteten die Teilnehmenden den Blick nach vorn. Mehrere konkrete Ideen für die Weiterentwicklung des IKON sind entstanden: Ein institutseigener Fachtag könnte die Sichtbarkeit stärken, die Zusammenarbeit mit anderen Forschungsschwerpunkten anregen und neue Praxispartnerinnen und -partner in die Hochschule holen. Eine Ringvorlesung mit transdisziplinärer Ausrichtung – bewusst auch für Studierende geöffnet – soll zum regelmäßigen Austausch über Fakultätsgrenzen hinweg beitragen. Zudem wurde die Einrichtung eines „Real World Problem Lab“ diskutiert, dass Bedarfe aus der Praxis systematisch sammelt und in Forschungsansätze übersetzt. Ergänzend dazu könnten Steckbriefe mit Forschungsschwerpunkten der Forschenden an der Hochschule Transparenz schaffen und die Zusammenarbeit in künftigen Projekten erleichtern.

Der Workshop machte deutlich: Die Bereitschaft für inter- und transdisziplinären Austausch ist groß und die Ideen für zukünftige Formate liegen auf dem Tisch. Nun gilt es, diese Impulse in die strategische Weiterentwicklung des IKON einfließen zu lassen und die strukturellen Voraussetzungen dafür weiter zu stärken.


Foto: Hochschule Landshut 
(Frei zur Verwendung bei Angabe der Quelle)