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Grüner Wasserstoff: Schweizer Taschenmesser der Energiewende

Der zweite Vortrag der Landshuter Energiegespräche der Hochschule Landshut befasste sich mit dem Thema Wasserstoff. Austragungsort war am 4. Dezember 2023 das Seminar- und Schulungszentrum Kloster Furth, knapp 110 Teilnehmer/innen nahmen online oder in Präsenz teil. Dabei stellte der Referent, Dr. Tobias Christoph Brunner (HYNERGY GmbH, Grasbrunn), das Wasserstoffzentrum Pfeffenhausen vor und betonte, dass es für den wachsenden Einsatz von regenerativen Energien keine Alternative zur Speicherung in Wasserstoff gäbe.

Die Bedeutung von grünes Wasserstofft für die Energiewende beleuchtete Dr. Tobias Christoph Brunner (HYNERGY GmbH, Grasbrunn) in seinem Vortrag.
Die Bedeutung von grünes Wasserstofft für die Energiewende beleuchtete Dr. Tobias Christoph Brunner (HYNERGY GmbH, Grasbrunn) in seinem Vortrag.

In seiner Begrüßung erklärte Andreas Horsche, Erster Bürgermeister der Gemeinde Furth, dass die Gemeinde im Sommer bis zum 4-fachen des eigenen Strombedarfs per Photovoltaik (PV) erzeuge, im Winter könne Wasserstoff als Energiespeicher eine wichtige Rolle spielen. Auch Prof. Dr. Marcus Jautze (Vizepräsident der Hochschule Landshut) betonte die Rolle des Wasserstoffs für die Energiewende und des Wasserstoff-Zentrums, das sich in Pfeffenhausen im Aufbau befindet. Ebenso wie Veranstaltungsinitiator Prof. Dr. Josef Hofmann (Hochschule Landshut) freute er sich, mit Dr. Brunner einen ausgewiesenen Experten im Bereich Wasserstoff für den Vortrag gewonnen zu haben.  

Grüner Wasserstoffkreislauf in Bayern

Im Jahr 2019 habe man sich um das erstes Hyperformer-Projekt in Deutschland mit Wasserstoffmodellregion beworben und den Zuschlag für HyBayern erhalten, erläuterte Brunner. Im Verbund der drei Unternehmen Hynergy, BayWa und Tyczka Hydrogen, der beiden Landkreise Landshut und München sowie der drei BürgerEnergie-Genossenschaften Niederbayern, Isar und Unterhaching hat die gemeinsam gehaltene Hy2B Wasserstoff GmbH als Teil des Projektes - mit Förderung durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr - in Pfeffenhausen einen 5 Megawatt Elektrolyseur mit Verdichter- und Abfüllstation errichtet. Vor kurzem sei die erste Tankstelle in Betrieb genommen worden, diese gilt als eine der größten in Deutschland. Eine Wasserstoffverteilerflotte sei im Aufbau begriffen. Ziel des grünen Wasserstoffkreislaufs im Projekt HyBayern sei, aus PV- und Wind-Anlagen Strom und dann über den direkt angeschlossenen Elektrolyseur grünen Wasserstoff zu produzieren. Dieser werde an regionale Tankstellen verteilt, und wasserstoffgetriebene Busse und LKWs betankt. Aber auch das in Europa wohl einmalige Wasserstoff Technologie Anwenderzentrum nebenan sei ein lokaler Abnehmer. Hier entstehe ein großes Prüf- und Testlabor, dies unter Beteiligung von Forschung und Industrie, bei dem fast alle großen LKW-Hersteller dabei seien und dies auch von kleinen und mittelständischen Unternehmen genutzt werden können. Grundsätzlich soll der Wasserstoff dann erzeugt werden, wenn regenerativ erzeugte Energie im Übermaß zur Verfügung steht, z.B. mittags im Sommer oder im Winter nachts über Windanlagen. Dann wäre auch der Energiepreis niedrig. So könne man Peaks abfedern und den Elektrolyseur netzdienlich nutzen. Hier sei der Wirkungsgrad sekundär, der grüne Wasserstoff dient als Energiespeicher. Die Abfüllung erfolge in Wechseltrailer, die 1,25 Tonnen Wasserstoff aufnehmen können. Dies entspricht einer gespeicherten chemischen Energie von ca. 650 Tesla 3 Batterien. Eingesetzt werden sie in der Tankstelle in Hofolding, ein Trailer könne in 10 Minuten gewechselt werden. Die aktuell eingesetzten Busse können 35 Kilogramm Wasserstoff aufnehmen, was für ca. 400 Kilometer reiche, ausreichend für die regionalen Betrieb. Drei dieser Trailer seien im Einsatz, jede Ladung reiche für ca. 30 LKWs bzw. Busse aus.

Wozu brauchen wir Elektrolyseure im erneuerbaren Energiesystem?  

Ein Fraunhofer-Prognose rechne mit einer Verdoppelung des aus regenerativen Quellen gewonnenen Energie bis 2030, das 6-oder 7-fache bis 2050. Das Stromnetz sei nicht in der Lage damit umzugehen, eine Speichertechnologie sei notwendig. Pumpspeicherkraftwerke hätten nur ein Speicherpotenzial von 0,04-0,06 TWh, 10 Mio. Batteriefahrzeuge von 0,1 TWh, 1000 Tesla Mega-Packs von 0,13 TWh. Wasserstoff sei die einzig sinnvolle Lösung, es habe ein Speicherpotenzial von mehr als 80 TWh. Und auch bei der E-Mobilität stelle sich die Frage, wie der Strom an die Tankstellen kommt, wenn alle elektrisch fahren. Um heutige Autobahntankstellen umzurüsten, benötige man an jeder Tankstelle ein Umspannwerk und viel grünen Strom. Da sei es einfacher und billiger, große Wasserstofftankstellen zu bauen. Allerdings sei der gesamte Energiebedarf, der bei allen Einsparungen durch Entwicklungen wie KI oder autonomes Fahren nicht weniger werden wird, über Wasserstoff nicht zu decken. Zusätzlich benötige die Industrie riesige Mengen an Wasserstoff, der in Deutschland gar nicht herstellbar und auch zu teuer sei. Auch seien alle großen Hersteller dabei, Wasserstoff-LKWs zu entwickeln, die ca. ab 2030 kostenneutral fahren könnten. Das deutsche braucht Energiespeicher. Deshalb sollen in Bayern 50 Elektrolyseure gebaut werden, die Standorte der ersten 13 seien bereits entschieden. Dies bilde die Grundinfrastruktur für grünen Wasserstoff, mit der regenerativen Energie gespeichert werden kann, den Brunner als das „Schweizer Taschenmesser der Energiewende“ bezeichnete.   Aktuelle Informationen zu den Landshuter Energiegesprächen unter

www.haw-landshut.de/la-energiegespraeche.
Gerade in sonnenarmen Zeiten könnte Wasserstoff eine große Rolle spielen, betonte Andreas Horsche, Erster Bürgermeister der Gemeinde Furth, bei seiner Begrüßung.
Hochschulvizepräsident Prof. Dr. Marcus Jautze freute sich über die Veranstaltung in Furth, einer Vorzeigegemeinde bei der Energiewende.
Die Bedeutung von grünes Wasserstofft für die Energiewende beleuchtete Dr. Tobias Christoph Brunner (HYNERGY GmbH, Grasbrunn) in seinem Vortrag.
Veranstaltungsinitiator Prof. Dr. Josef Hofmann (Hochschule Landshut) moderierte die anschließende Dieskussionsrunde.