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Traumasensibles Arbeiten

Traumasensibles Arbeiten

Kinder mit traumatischen Erfahrungen kommen in allen Bereichen vor, die der Erziehung, Bildung, Freizeit und Hilfe und Unterstützung junger Menschen dienen. Fachkräfte müssen für und mit vulnerablen Kindern überall sichere Orte gestalten, dies erfordert eine an dem individuellen Bedarf und den biografischen Erfahrungen eines jeden Kindes orientierte Kommunikations- und Interaktionsweise. Dafür wurden in den letzten Jahren vielfache Techniken, Methoden und Ansätze entwickelt, um die professionellen Kompetenzen von Fachkräften zu stärken. Durch Schutzkonzepte sind Maßnahmen hinzugekommen, um Risiken der Retraumatisierung und Reinszenierung in Organisationen zu minimieren.

Für wen ist dieses Angebot?

Die Weiterbildung mit insgesamt fünf Modulen und einem abschließenden Kolloquium qualifiziert Fachkräfte aus allen (sozial-)pädagogischen Handlungsfeldern für die Anwendung dieser Techniken, Methoden und Ansätze in der Arbeit mit Kindern, die von Traumata betroffen sind. Der bewusst gewählte arbeitsfeldübergreifende Ansatz ermöglicht die Erweiterung der Teilnehmenden. 

Die Weiterbildung richtet sich an Fachkräfte aus stationären und teilstationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, aus Kindertageseinrichtungen, der Schulsozialarbeit und an Studierende der Sozialen Arbeit im höheren Semester.

Modulbeschreibung

a) Einführung in die Psychotraumatologie
Unter dem Aspekt werden folgende Themen im Modul vermittelt: Vorstellung der einzelnen Traumatypen mit ihren spezifischen physiologischen und psychischen Reaktionen (Traumafolgestörungen), insbesondere bei Kindern und Jugendlichen; Neurophysiologie von Stress- und Traumaverarbeitung; Speicherung von Traumata im Gedächtnis und im Körper; Traumatrias und Traumadiagnostik anhand von praxisnahen Falldarstellungen; Sekundärtraumatisierung im Helfersystem.

b) Traumasensibilität in der täglichen Arbeit
Unter dem Aspekt werden folgende Themen im Modul vermittelt: Vermittlung einer traumasensiblen Grundhaltung; Schaffung sicherer Orte und geschützter Handlungsräume; Transparenz im Hilfesystem; Arbeit mit Herkunftsfamilien mit dem Fokus auf transgenerative Aspekte; Vermittlung von Techniken zur Stabilisierung und Imaginationsübungen; Psychohygiene für Helfende. Die theoretischen Hintergründe werden in engem Praxisbezug vermittelt. Eigene Fragestellungen und Fallbeispiele können gerne eingebracht werden.

Referentinnen: Dipl.-Psych. Edda Willenbrock und Birgit Köppe-Gaisendrees

Der Sprachbaum nach Wendlandt, die alltagsintegrierte Sprachförderung sowie ihre Sprachlehrstrategien werden vorgestellt, um ein vertieftes Verständnis für die kindliche Kommunikation zu entwickeln. Kinder und Jugendliche kommunizieren mit den Händen, dem Mund und natürlich den Augen. Bei Beeinträchtigung oder erworbenen Schädigungen haben sie ein Recht auf Unterstützung. Durch grafische Symbole, Objekte, technische Hilfen, Rituale und Gebärden kann die alltägliche Kommunikation verbessert werden.

Referentin: Dr. Ann-Katrin Bockmann

ProDeMa ist ein mehrfach evaluiertes, institutionelles Arbeitssicherheitskonzept, welches seit zwei Jahrzehnten im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen etabliert ist. Ziel dieses Konzeptes ist die Erhöhung der Arbeitssicherheit im Umgang mit herausfordernden und mitunter fremdgefährdendem Klientenverhalten. Das Modul III ist ein praxisrelevanter Auszug wichtiger Inhalte aus der 12-tägigen ProDeMa-Trainerausbildung. Diese zweitägige Basisschulung bietet eine praxisbezogene Auseinandersetzung mit einer deeskalierenden Grundhaltung sowie die theoretische Schulung und das praktische Trainings (Situationstraining) zur "Verbalen Deeskalation", dem methodischen Herzstück des Konzeptes. Nach diesen beiden Tagen besteht die Chance, in zukünftigen Eskalationen mittels eigenen Zutuns die Arbeitssicherheit zu steigern. Hierbei verliert das Konzept nie aus dem Blick, dass es für jedes, noch so herausfordernde Klientenverhalten einen "guten Grund" gibt und dieser der Schlüssel zur gelungenen Deeskalation sein kann. Somit bietet das Konzept im Dreiecksverhältnis: Klienten-Mitarbeitenden-Institution eine "win-win-win-Chance".
 
Referenten: Bernd Anlauf & Carmen Boda

Um Gegenübertragungen, Überforderungen und Stress in der Arbeit mit traumatisierten jungen Menschen proaktiv auszuschließen, bedarf es der individuellen (Selbst-)Reflexionsfähigkeit von Fachkräften. In einem „Safe Room“ für Fachkräfte müssen diese das eigene professionelle Handeln fallspezifisch analysieren und Strategien für eine an den Bedürfnissen und Rechten der Adressaten orientierte Praxis entwickeln können.
Vermittelt werden darum Methoden und Rahmenbedingungen fallorientierter Reflexion. Sie werden ausprobiert und gemeinsam vor dem Hintergrund eigener biografischer Erfahrungen reflektiert. Präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Burnout werden erörtert und auf die individuellen Bedarfslagen der Teilnehmenden zugeschnitten. Stressreduzierende Techniken werden in der Gruppe angewendet und auf ihre Anwendbarkeit hin überprüft. Das Konzept der Übertragung und Gegenübertragung wird sowohl theoretisch als auch praktisch anhand des IFS Modells (Internal Family Systems-Modell) erarbeitet.


Innere Vielfalt in der pädagogischen Arbeit: Als pädagogische Fachkräfte sind wir in vielen unterschiedlichen Rollen unterwegs. Einige sind uns vertraut und angenehm, wie z. B. „Manager“ oder „Tröster“ und andere deutlich weniger, wie z. B. der strenge Gestresste. Auch Kinder und Jugendliche verhalten sich je nach Stimmungslage aus ganz unterschiedlichen Anteilen heraus verständnisvoll, wütend, fordernd oder unterstützend uns gegenüber. Im Alltag treffen diese unterschiedlichen Rollen und Stimmungen dann aufeinander und manchmal vergessen wir, dass sie nur ein Teil unserer inneren Vielfalt sind. Wir wollen auf die Herzenswünsche der Kinder sowie Jugendlichen und die Chancen unserer inneren Vielfalt schauen. Mit neuen Perspektiven werden wir handlungsfähig und können trotz der vielen Herausforderungen mit Herz für uns selbst und die Kinder da sein.

Referentin: Dr. Ann-Katrin Bockmann

In Organisationen, in denen Fachkräfte mit traumatisierten jungen Menschen arbeiten, besteht ein erhöhtes Risiko der erneuten Retraumatisierung durch und Reinszenierung von Gewaltverhältnissen. Erlittenes Leid und Unrechtserleben kann reproduziert werden. Darum müssen die Fachkräfte in Organisationen Maßnahmen der Früherkennung und Achtsamkeit für Gewalt entwickeln. Vermittelt werden darum die Grundlagen zur Entwicklung von Gewaltschutzkonzepten: Gefährdungsanalysen, Sensibilisierung, Beschwerde- und Beteiligungsverfahren, Interventionsplanung und Aufarbeitung. Es werden Praxisbeispiele für die jeweiligen Maßnahmenkomplexe vorgestellt. Gemeinsam werden die Maßnahmen auf die jeweiligen Strukturen der Einrichtungen der Teilnehmenden abgestimmt.

Referentin: Prof. Dr. Mechthild Wolff

Inhalte und Ablauf

Die Weiterbildung ist modular aufgebaut und vermittelt in fünf Modulen à zwei Tagen wissenschaftliche Theorie und praxisnahe Methoden. Im Fokus stehen dabei alltagsnahe und hilfreiche Tools für den pädagogischen Alltag mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Die Teilnehmenden werden in den Kernbereichen der traumasensiblen Arbeit geschult, um Kinder, die von traumatischen Erlebnissen betroffen sind, effektiv zu unterstützen.

Die Inhalte umfassen eine einführende Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Formen von Traumata und deren Auswirkungen. Des Weiteren werden bewährte Techniken zur Traumaerkennung und -bewältigung vermittelt, um die Bedürfnisse der Betroffenen besser zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Ein Schwerpunkt liegt auf der Förderung von Selbstfürsorge und Empathie, um eine sichere und vertrauensvolle Umgebung für die Kinder zu schaffen. Darüber hinaus werden Strategien zur Integration traumasensibler Ansätze in bestehende Arbeitskontexte behandelt, um die professionelle Praxis nachhaltig zu verbessern. Dieses Weiterbildungsprogramm ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer ganzheitlichen Betreuung von Kindern, die traumatische Erfahrungen durchlebt haben.

Kosten

Die Weiterbildung Traumasensibles Arbeiten wird ausschließlich durch Teilnahmegebühren finanziert. Die Gebührenhöhe liegt bei 1.995€. Hierin enthalten sind die Gebühren für die Seminare, Kosten für Lernmaterialien sowie das Abschlusskolloquium. Kosten für Übernachtungen sind nicht enthalten. Das Kloster Frauenwörth bietet Zimmer für Tagungsteilnehmende ab 35€ p.P.

Anmeldung

Die Anmeldung ist bis zum 15. Februar 2024 möglich. Für die Anmeldung senden Sie bitte den vollständig ausgefüllten Anmeldebogen zusammen mit den dort aufgeführten Unterlagen in digitaler Form an weiterbildung(at)haw-landshut.de. Wir behalten uns das Recht vor, die Weiterbildung bei zu geringer Anmeldezahl abzusagen.

Bereit für den nächsten Schritt?

Wenn Sie sich im Bereich Soziale Arbeit und Traumasensibles Arbeiten weiterentwickeln möchten, ist dies Ihre Chance. Registrieren Sie sich jetzt für unser Zertifikatprogramm und machen Sie den nächsten Schritt in Ihrer professionellen Laufbahn.