Forschungsprojekt will Ressourceneffizienz erhöhen

Das zwei Jahre laufende EU-Projekt „Von der Rohstoffkrise zur Ressourceneffizienz“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Effizienz im Rohstoff- und Materialverbrauch zu verbessern, dies bei mittelständischen produzierenden Unternehmen in Oberösterreich und Niederbayern. Erste Ergebnisse wurden auf der eben zu Ende gegangenen weltweiten Leitmesse IFAT ENTSORGA (für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft) von den Projektpartnern vorgestellt. Wolfgang Meier von der Regierung von Niederbayern bezeichnete das Projekt „als Meilenstein der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“. Von bayerischer Seite wird das Projekt federführend von Prof. Dr. Carsten Röh (Hochschule Landshut) betreut. Österreichische Partner sind der Umwelttechnik-Cluster Oberösterreich und das Forschungsinstitut Profactor (Steyr).

Ressourceneffizienz als Standort- und Wettbewerbsfaktor

„Die Rohstoff- und Ressourceneffizienz ist die vierte Revolution, nach der Agrar-, der industriellen- und zuletzt der digitalen Revolution und sie ist wohl eine der größten Herausforderungen für die europäische Industrie“ betont Wirtschaftslandesrat KommR Viktor Sigl die Bedeutung des Themas für die Wirtschaft. „Große Unternehmen haben bereits Aktivitäten und Maßnahmen angeschoben, um die Ressourceneffizienz zu steigern; KMUs treten hier nur in Einzelfällen in Erscheinung,“  erläutert Maier den Grund, warum Unternehmen bis 250 Mitarbeiter im Fokus des Projektes stehen. Er sieht in der regionalen Partnerschaft zwischen Niederbayern und Oberösterreich eine Chance für die Nutzung von Synergien und das Zusammenwachsen zu einem wettbewerbsfähigen Wirtschaftsraum, in dem die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung voll zur Geltung kommen.

Das Projekt wird im Jahr 2013 mit einer Analyse und Best-Practice-Empfehlungen für die KMUs der Regionen Niederbayern und Oberösterreich abgeschlossen. Es untersucht die Beschaffung der Rohstoffe inklusive Sekundärrohstoffe, die Ressourceneffizienz in der Produktion und bei Verfahren sowie das Recycling und die Altstoffrückführung. Es soll Aufschluss über die tatsächliche Rohstoffsituation - von der Rohstoffgewinnung über Transport, Konversion und Verbrauch bis hin zur Entsorgung in den produzierenden Unternehmen  geben und Verbesserungsvorschläge erarbeiten. Finanziert wird das Projekt im Zuge des INTERREG-Programms der Europäischen Union, aus Mitteln der Projektpartner und des Landes Oberösterreich. Das gesamte Projektvolumen beträgt 671.000 Euro.

In der ersten Projektphase wurden 39 Experteninterviews in der Elektro-Branche, der Kunststoffverarbeitung sowie dem Maschinenbau und dem Automotive-Bereich durchgeführt. Dabei zeigt sich, dass eine verbesserte Ressourceneffizienz auch bei den Verantwortlichen der befragten KMUs als besondere Hausforderung betrachtet wird, die weit über das „Umweltthema“ hinausgeht. Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz senken die Produktionskosten und steigern die Wirtschaftlichkeit. Denn mit steigenden Preisen für Energie, Material, Wasser sowie Hilfsmittel wird dieser Kostenfaktor immer gewichtiger. Zudem verkürzt sich die Amortisationszeit von Investitionen für Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz.  „Die befragten Branchen sind stark abhängig von Vorprodukten, insbesondere von Rohstoffen, und haben spezifische Wertschöpfungs- und Transformationsprozesse entwickelt, aus denen sie ihre Wettbewerbsfähigkeit und -stärke schöpfen. Dies setzt ein kontinuierliches Optimieren von Einsatzfaktoren und Produktionsabläufen voraus, um hier Einspareffekte erzielen zu können,“ erläutert Prof. Dr. Röh. Zusätzlich stellen steigende Umweltauflagen (CO2-Emissionen) und an die Energieeffizienz gekoppelte Steuervergünstigungen einen betriebswirtschaftlich immer relevanteren Faktor dar.

Gefragt nach dem Einsparungspotenzial, das von Branche zu Branche allerdings stark variiert, wurde von den Experten als Hauptfaktor der Energiebereich genannt. Verteuerungen hätten hier einen Preisanstieg der Produkte zur Folge. 61 Prozent der Experten rechnen auch damit, dass in Zukunft das Steuersystem vermehrt an den Ressourcenverbrauch gekoppelt werden wird, meist über die Energie. Dies könne im negativsten Fall zur Abwanderungen in andere Regionen führen. Insgesamt wurde deutlich, dass zahlreiche klein- und mittelständische Unternehmen die Basishausaufgaben noch nicht erledigt haben und so ihr eigentliches Potenzial nicht kennen.

Die detaillierten Ergebnisse der ersten Befragung werden in Kürze in einer Publikation veröffentlicht, die von bayerischer Seite  über Prof. Dr. Röh zu beziehen ist.  Mit dieser Publikation, die die Einschätzungen der 39 Experten zusammenfasst und die wesentlichen Anknüpfungspunkte in Beschaffung, Produktion und Recycling wiedergibt, fällt gleichzeitig der Startschuss zum zweiten Abschnitt  des Projektes: Eine  Befragung von je ca.  100 KMUs  auf niederbayerischer und oberösterreichischer Seite, in der herausgearbeitet werden soll, welche  Methoden und  Techniken der Steigerung der Ressourceneffizienz bereits in Anwendung sind. Prof. Dr. Röh ruft zu einer regen Beteiligung durch die kontaktierten Unternehmen auf: „Die gewonnenen Erkenntnisse kommen den Teilnehmern über grenzüberschreitende Workshops wieder zugute, die Beteiligten werden  wertvolle Erkenntnisse über Ressourceneinsparpotenziale erhalten,“ ist er überzeugt.