Leichtbaukompetenzen aus dem Leichtbau-Cluster auf der HANNOVER MESSE (08. – 12. April 2013)

Der Leichtbau-Cluster der Hochschule Landshut ist mit Partnern aus dem Netzwerk bereits im dritten Jahr in Folge auf der HANNOVER MESSE vertreten. Zum einen präsentiert sich das Netzwerk für Leichtbautechnologien innerhalb eines Gemeinschaftsstandes mit acht Partnern, zum anderen ist der Cluster Impuls- und Ideengeber für die Solutions Area Leichtbau.

Leichtbaulösungen haben den Vorteil, dass sie durch Gewichtsreduktion und Optimierung von Konstruktion Rohstoffe und Energie einsparen und in positiver Konsequenz die Gesamtkosten senken können. Eine aktuelle McKinsey-Studie prognostiziert, dass der Anteil von Leichtbaumaterialien insbesondere im Automobilbau von derzeit ca. 30 % bis zum Jahr 2030 auf gut zwei Drittel steigen wird. Weniger Gewicht, gleiche Leistungsfähigkeit und dazu noch eine ressourcenschonende Produktion: Zulieferer aus dem Maschinen- und Anlagenbau stehen heute vor großen Herausforderungen, wenn es um Produktinnovationen geht. Viele Hersteller haben das erkannt und binden ihre strategischen Zulieferer immer frühzeitiger in die Konstruktionspläne ein. So wird sichergestellt, dass jedes Teil seinen größtmöglichen Beitrag zur Gesamtinnovation leistet.

Vom Werkstoff- und dem konstruktiven Leichtbau bis hin zum Fertigungsleichtbau und den dazugehörigen Dienstleistungen wird innerhalb der Leitmesse Industrial Supply der HANNOVER MESSE dieser durchgängige Wertschöpfungsprozess abgebildet und vorgestellt. Daher ist die Repräsentanz des Leichtbau-Clusters und seiner Partner auf der Messe ein bedeutendes Instrument, um auch über die bayerischen Grenzen zu treten und gemeinschaftlich einem internationalen Fachpublikum seine Innovationen zu zeigen, so Marc Bicker, Projektmanager vom Leichtbau-Cluster der Hochschule Landshut.

Unter dem Dach des Leichtbau-Cluster präsentiert sich unter anderem die Firma Schaumform GmbH aus Passau. Leichtbau für den täglichen Gebrauch, das ist das Ziel der Schaumform GmbH. Dabei sollen vor allem neuartige Kunststoffe und Composite-Materialien zum Einsatz kommen mit denen sich Leichtbauteile besonders kostengünstig und in großen Stückzahlen herstellen lassen. Es ist heute technisch kein Problem, so Dr. Norbert Müller, Geschäftsführer der Schaumform GmbH, mit Carbonfasern, Harzen und dem entsprechenden handwerklichen Können viele Alltagsgegenstände, wie z.B. den Rahmen eines Fahrrads oder auch eine Klappleiter besonders leicht auszuführen. Für die Mehrheit der Kunden kommen diese Composite-Produkte aber nicht in Frage, weil die Herstellung sehr aufwändig und teuer ist. Die Schaumform GmbH geht an diese Herausforderung nun mit neuen Technologien heran. Im Mittelpunkt stehen Produktionsverfahren, mit denen aus Kunststoffen und Composite-Materialien und mithilfe von großen Maschinen neuartige Leichtbauteile in kurzen Taktzeiten gefertigt werden können. So lassen sich beispielsweise mit der FIT-Hybrid-Technologie Composite-Rohre in wenigen Minuten herstellen. Die iPor- und die RiPor-Technologie liefern sogar mit Taktzeiten unter einer Minute Leichtbauteile. So können auch große Mengen an Integralschaum- oder Sandwichbauteilen, d.h. mehrere zehn- oder hunderttausend Stück pro Jahr problemlos produziert werden. Die Kunden der Schaumform GmbH kommen aus ganz verschiedenen Branchen. Neben dem Automobilbau gibt es für die vorgenannten effizienten Technologien viele weitere interessante Einsatzmöglichkeiten z.B. bei Sportgeräten, beim Handwerkerbedarf und in den Bereichen Prothetik und Health Care.

Großserie oder Musterbauteile, Sichtcarbonanwendungen, hochsteife Bauteile, Röntgentransparenz, crashrelevante Strukturen – es wird keinen Werkstoff und kein Formgebungsverfahren geben, mit dem man diese Vielfalt an unterschiedlichen Anforderungen gleichzeitig hinreichend bedienen kann. Es wird im Allgemeinen vielmehr davon ausgegangen, dass jede Anwendung ganz spezifische Anforderungen auf eine abgestimmte Werkstoff- und Verarbeitungslösung erdordert.

Hierzu stehen bei Leichtbau-Cluster-Partner „CrossLink Faserverbundtechnik GmbH & Co. KG“ aus Cadolzburg unterschiedliche Halbzeugsysteme und Formgebungstechnologien zur Verfügung. Mit Autoklaven, die eine Länge von bis zu 4,5 Metern und Durchmesser bis 2,4 Metern aufweisen sowie modernen Hochdruckharzinjektionsanlagen, können verschiedenste Verarbeitungsvarianten, wie z. B. das Autoklav-Prepreg-Verfahren oder das RTM-Verfahren für duroplastische Werkstoffsysteme durchgängig abgebildet werden. Mit über 18 Jahre Erfahrung und ca. 100 festangestellten Mitarbeitern ist die  Fa. CrossLink in den Bereichen Forschung & Entwicklung, Konstruktion, Werkzeugbau, Prototypenbau und Serienfertigung vertreten, so Christian Fuchs, Geschäftsführer des Unternehmens. Auch in Forschungskooperationen entwickle man innovative und praxisbezogene Technologien: Beispielsweise werden im Forschungsvorhaben ELITE neuartige Fügeverfahren zur Verbindung von kohlenstofffaserverstärkten und metallischen Strukturen erforscht, so Fuchs.

Natürlich werden auf der Gemeinschaftsfläche vom Leichtbau-Cluster auch Exponate vom Kompetenzzentrum der Hochschule Landshut ausgestellt. Ein interessantes Ausstellungsstück ist z. B ein Skateboard, welches in Sandwichbauweise hergestellt wird. Der Sandwichkern besteht aus einem zellularem Verbundwerkstoff und die Deckschichten aus CFK. Neben der hohen Festigkeit und Steifigkeit hat diese Bauweise den Vorteil in nur einem Fertigungsschritt gefertigt werden zu können. Dazu werden sowohl der Kern als auch die Deckschichten gleichzeitig mit dem Matrixwerkstoff infiltriert. Auf diese Weise entfällt die Notwendigkeit der Verklebung der Deckschichten mit dem Sandwichkern.

Innerhalb der „Solution Area Leichtbau“ der HANNOVER MESSE werden  in diesem Jahr aktuelle und greifbare Leichtbau-Exponate und Anwendungen für unterschiedliche Zielmärkte in Form von Entwicklungen, Systemen und Produktlösungen publikumsnah vorgestellt, so Marc Bicker. Technische Lösungen aus den Kerndisziplinen des Leichtbaus werden anhand von Einzelexponaten und Demonstratoren anschaulich von Experten präsentiert. Den Fachbesuchern ist dadurch die Möglichkeit gegeben, über ihren eigenen fachlichen Tellerrand hinaus zu blicken und sich von technischen Entwicklungen und Trends anderer Branchen inspirieren zu lassen. Der praxis- und anwendungsorientierte Bezug in der Umsetzung der Innovationen im Leichtbau stehe laut Bicker an erster Stelle. Auch hier sind natürlich zahlreiche Partner aus dem Leichtbau-Cluster mit Ihren Innovationen und Neuerungen präsent:
Die „Metawell GmbH - metal sandwich technology GmbH“, Neuburg/Donau, produziert sehr leichte und biegesteife Aluminium-Sandwichplatten und Leichtbaukomponenten. Auf der Solutions Area Leichtbau zeigt das Unternehmen eine gemeinsam mit dem Korklieferanten Amorim entwickelte großformatige Aluminium-Kork-Verbundplatte. Sie stellt die Fußbodenplatte des Siemens Metro-Zuges „Inspiro“ für Warschau dar. Die Systemkomponente mit fast 20 Meter Länge in Fahrzeugbreite wird einbaufertig an die Siemens AG Wien geliefert. Das komplette Leichtbau-Bodensystem wiegt inklusive Bodenbelag ca. 680 kg pro Fahrzeug und bietet durch den speziellen Aufbau hervorragende Schalldämmwerte, gute Isolation und beeindruckende Steifigkeit.

Das patentierte Prinzip der SHEET CAST Disc, einer Bremsscheibe aus dem Haus der „Sheet Cast Technologies GmbH“, Ingolstadt, erfüllt wachsende Ansprüche und besticht durch ein niedriges Gewicht, geringe Herstellungskosten sowie zusätzliche konzeptbedingte Funktionsvorteile. Die auf der Messe ausgestellt SHEET CAST Disc erreicht diese Kombination durch die einzigartige Integration radialelastischer Stahleinleger und eliminiert zugleich die typischen Nachteile konventioneller Bremsscheiben. Das Ergebnis, so Holger Lathwesen, Geschäftsführer des Unternehmens, sei eine großserientaugliche Leichtbau-Verbundbremsscheibe mit nahezu grenzenlosen Einsatzmöglichkeiten: Vom klassischen Automobil und Elektrofahrzeugen bis hin zu Schienen- und Nutzfahrzeugen.