Zwischenpräsentation Kommunales Energienutzungskonzept Pilsting vorgestellt - Aus dem Gemeinderat

Pilsting.(beh) Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Systemische Energieberatung der Hochschule Landshut, Katharina Garbe, zog am Montagabend eine Zwischenbilanz des kommunalen Energienutzungskonzeptes, das zur Zeit vom Institut erarbeitet wird. Aktuell befinde man sich am Ende der Analysephase, es liegen die Ergebnisse der Energie- und CO2-Bilanz und der Potenzialanalyse vor und es gilt jetzt die Zieldefinitionen festzulegen und daraus ein Leitbild zu entwickeln.

In ihrem sehr umfangreichen und informativen Vortrag stellte Katharina  Garbe zuerst die Ergebnisse vor und erläuterte dann die Schlussfolgerungen daraus. Hier ein kurzer Abriss einiger markanter Ergebnisse: Die Wärme hat, neben  Strom und Mobilität sowohl beim Endenergiebedarf als auch beim Primärenergiebedarf den größten Anteil. Die privaten Haushalte haben beim Endenergiebedarf den größten Anteil neben Gewerbe/Industrie, Verkehr und kommunalen Liegenschaften. Gewerbe/Industrie sind für die Hälfte des Strombedarfs verantwortlich, private Haushalte liegen fast gleich auf, Straßenbeleuchtung tragen 2 Prozent und die kommunalen Liegenschaften 1 Prozent dazu bei. Die Schule trägt 62 Prozent und das Rathaus 25 Prozent zum Stromverbrauch der kommunalen Liegenschaften bei.
Beim Wärmebedarf benötigen die privaten Haushalte mit circa 89 Prozent den Hauptanteil der Endenergie. Im Vergleich dazu benötigen Gewerbe und Industrie nur 10 Prozent.
Heizöl ist bei den privaten Haushalten mit knapp 59 Prozent nach wie vor dominierend, gefolgt von Erdgas mit 18 Prozent. Der Anteil der regenerativen Energien liegt bei 16 Prozent. Im Sektor Gewerbe/Industrie werden 55 Prozent des Wärmebedarfs durch Heizöl bereit gestellt. Hier liegt der Anteil regenerativer Energien bei 12 Prozent. 100 Prozent des thermischen Endenergiebedarfs der kommunalen Liegenschaften werden durch fossile Energien gedeckt. Davon trägt die Schule mit 66 Pozent den Hauptanteil, gefolgt von Bauhof und Feuerwehrhaus.
Der mobile Endenergiebedarf ist im bayern- und bundesweiten Vergleich etwas höher. Dies ist auf die Anzahl der gemeldeten PKW‘s und LKW‘s/Busse zurückzuführen. Es gibt doch eine große Anzahl an Pendlern in Pilsting, die eigene Fahrzeuge nutzen.
Die Gemeinde Pilsting hat schon viel erreicht. So ist das Ziel „Ausbau EE, erneuerbare Energieen, im elektrischen Bereich“ der Bundesregierung bis 2020 bereits heute weit übertroffen. Deutschland setzte sich das Ziel von 35 Prozent,  Bayern bis 2022 50 Prozent, Pilsting dagegen ist heute schon bei 79 Prozent.
Das Mindestausbauziel der Bundesregierung bis 2020 im Bereich Wärme ist ebenfalls bereits erreicht, nämlich mit heute schon 16 Prozent im Gegensatz zu 14 Prozent im Bund bis 2020.
Am Co2 Ausstoß pro Kopf kann noch gearbeitet werden, der pro Kopf CO2-Austoß ist höher als der bayerische Durchschnitt und bewegt sich auf hohem Niveau. Ursache dafür sind der hohe Anteil des Energieträgers Heizöl an der Wärmebereitstellung und die hohe Anzahl gemeldeter PKWs und Busse/LKWs. Hier könnten Fahrgemeinschaften aus Sicht der Hochschule zur Reduktion beitragen.
Der nächste Schritt im Vortrag war die Aufstellung dreier möglicher Einsparszenarien bis 2020 , Szenario 1, Business as Usual (BAU): Es werden keine bzw. nur unwesentliche Maßnahmen zu Reduktion ergriffen, 5 % Einsparung. Szenario 2, Klimavorbild: Es werden Maßnahmen ergriffen, jedoch nicht in ausreichendem Maße., 50 % Einsparung, Szenario 3, Klimaplus: Es werden umfangreiche Maßnahmen zeitnah und kontinuierlich ergriffen, so dass in Summe das gesamte ausgewiesene Potenzial erreicht werden kann.
Um die Umsetzung zu unterstützen, wurden Arbeitsgruppen gebildet, wir berichteten, und erste Maßnahmen durchgeführt. Es gab den Vortrag „Stromfresser gesucht“ und die Umwälzpumpenaustauschaktion, die noch bis Ende des Jahres läuft. Nächste Aktion ist der Vortrag am 15. Juni im Landshuter Hof „Pimp up your Light“, Energie sparen durch Lampentausch mit Verlosung von Energiesparlampensets. Leider ist bei beiden Aktionen der Rücklauf nicht wie von den Organisatoren gewünscht. Informationen zu den Aktionen und Vorträgen sowie zum gesamten Energienutzungskonzept findet man auf der Gemeinde Homepage www.pilsting.de.
Katharina Garbe stellte im weiteren Verlauf des Vortrags Einsparpotentiale bei den kommunalen Liegenschaften vor, ein Beispiel neben anderen könnte die  Straßenbeleuchtung sein. Eine Nachtabschaltung oder auch eine Dimmung würde den Energiebedarf deutlich reduzieren.
Weitere Einsparungen könnten durch Nahwärmeverbundlösungen erzielt werden. Dafür wurde Pilsting in 39 Siedlungsgebiete/Bearbeitungsraster aufgeteilt und die Wärmedichte in diesen Gebieten untersucht. Das Siedlungsgebiet „Pilsting Langes Moos“ mit der Schule besitzt eine beinahe konstant hohe Wärmedichte und hat die besten Voraussetzungen für eine Nahwärmeversorgung. Pilsting besitz aktuell schon mit der „Fernwärme Pilsting“, eine Initiative der Familien Auwärter und Zeller, einen Nahwärmeverbund, der Kindergarten, Kirche, Kirchhof, Kursana Domizil und bald das Neubauprojekt „Altes Rathaus“ versorgt. Über sinnvolle Erweiterungen zum Beispiel Schule, werden in den nächsten Wochen Gespräche mit Beteiligung der Hochschule geführt.
Zwei weitere Gebiete, das Siedlungsgebiet „Scharrer- und Schneiderweg“ und das Siedlungsgebiet „Steigäcker II“ liegen beide jeweils an einer Biogasanlage und haben so gute Voraussetzungen für eine Nahwärmeversorgung durch die Biogasanlagen, die bisher die Wärme nicht weiter nutzen können. In neuen Baugebieten wird inzwischen energetisch so bewusst gebaut, dass eine Nahwärmeversorgung gegenüber dezentralen Wärmeangeboten aus Sicht der Hochschule nicht wirtschaftlich sein kann.
Eine Sanierungsoffensive in weiteren Siedlungsgebieten kann in der Zukunft für Einsparungen sorgen.
Für den Ausbau erneuerbarer Energien untersuchte das Institut Möglichkeiten der Windenergie, hier gibt es für Pilsting wenig wirtschaftliche  Möglichkeiten, für Freiflächen PV Anlagen gibt es noch etwas Potential, mit Biogasanlagen ist Pilsting ausreichend versorgt, Biomasse Holz ist vollständig ausgenutzt und für Geothermie ist das Gemeindegebiet ungeeignet. Als Fazit zieht das Institut folgenden Schluss: Der Strombedarf Pilstings kann perspektivisch durch die Erzeugung aus erneuerbarer Energie über das Jahr gemittelt gedeckt werden. Dagegen ist eine rechnerische Autarkie im Bereich Wärme auch perspektivisch nicht möglich.
Als Schlussfrage formulierte Katharina Garbe, welche Ziele sich die Marktgemeinde Pilsting bis 2021 setzt?
Pilsting deckt bereits 79 % bzw. 16 % des Strom- bzw. Wärmebedarfs
durch Erneuerbare Energien, es bestehen Potenziale im Bereich Energieeinsparung/Energieeffizienz und beim Ausbau erneuerbarer Energien.

Zusammen mit den Gemeinderäten wurden folgende Werte festgelegt:
• Reduktion des elektrischen Energiebedarfs um 14 % bis 2020
• Reduktion des Wärmebedarfs um 7 % bis 2020
• Reduktion der Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um 13 %
• Senkung des Primärenergiebedarfs um 15 % bis 2020
• Erhöhung der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung um 100%

Die abschließende Formulierung eines Leitbildgedankens wurde auf die Abschlussveranstaltung vertagt.
Der Vortrag brachte geballte Information für alle Zuhörer, für Nachfragen stehen Johannes Lichtschläger, Gemeinde Pilsting und Katharina Garbe, Hochschule Landshut  sicherlich zur Verfügung. In der nächsten Zeit werden auch auf der Homepage der Gemeinde die Infos nachzulesen sein.