Wann ist eine künstliche Intelligenz intelligent?

Prof. Dr. Johann Uhrmann startete am 8. Oktober die KI-Ringvorlesung der Hochschule Landshut mit einer Einführung in das Thema künstliche Intelligenz – Vortrag stieß auf sehr großes Interesse

Kann eine künstliche Intelligenz diesen Vortrag halten? Diese Frage stellte Prof. Dr. Johann Uhrmann dem Publikum zu Beginn seiner Einführung in das Thema KI. Rund 240 Zuhörerinnen und Zuhörer waren am 08. Oktober an die Hochschule Landshut zu dem kurzweiligen Vortrag gekommen, der den Startschuss zur Reihe „Wissen für Alle: KI und Robotik“ bildete. Diese wird von der Hochschule Landshut in Kooperation mit der Stadt und der vhs Landshut organisiert, um interessierten Bürgerinnen und Bürgern einen umfassenden Überblick über „das hochaktuelle Thema KI“ zu geben, „das uns heute schon überall begegnet“, wie Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel in seiner Begrüßung deutlich machte. Uhrmann freute sich über das „überwältigende Interesse“, das zeigt, auf welche große Resonanz das Thema in der Bevölkerung stößt.

Textergänzungs-Programm als Beispiel


Die Antwort zur Einstiegsfrage gab der Informatikprofessor selbst mithilfe einer Demonstration eines intelligenten Textergänzungs-Programms. Basierend auf zwei einleitenden Sätzen konnte Uhrmann mithilfe dieses Algorithmus auf Knopfdruck einen Vortragstext erzeugen, der stilistisch und inhaltlich zu den beiden Sätzen passte und auf den ersten Blick überzeugend wirkte. „Das ist nur die einfache Version des Programms. Aber sie zeigt schon, was mit KI bereits möglich ist“, so Uhrmann.

Wie funktioniert KI?

Doch was macht eigentlich eine künstliche Intelligenz aus und wie funktioniert sie? Uhrmann zitierte dazu den britischen Informatiker Alan Turing, der in den 50er Jahren durch seinen sogenannten Turingtest bekannt wurde. Eine künstliche Intelligenz sei nach Turing nur dann gegeben, wenn die Maschine nicht mehr von einem Menschen zu unterscheiden sei. Eine alternative Definition von KI besagt, dass intelligent ist, wer in unbekannten Situationen die bestmögliche Entscheidung trifft – unter Berücksichtigung von Vorwissen, Wahrnehmung und eines Leistungsmaßstabs. „Für ihre Einkommensteuererklärung brauchen Sie keine künstliche Intelligenz“, so Uhrmann, „da können Sie einfach nachschauen, wie es geht. Aber wenn es um völlig unbekannte Situationen geht, da schlägt die Stunde der KI.“

Wie entsteht eine KI?

Anschließend erklärte Uhrmann, wie künstliche Intelligenz entsteht und nannte drei Herangehensweisen: zum einen die Nachahmung von intelligenten Verhaltensweisen, zum zweiten ein System, das auf intelligenten Symbolen und Regeln basiert, und zum dritten ein System, das aus einem künstlichen neuronalen Netz besteht und in der Lage ist, selbständig zu lernen. Ein solches Programm ist beispielsweise das 2016 von Google entwickelte AlphaGo, das den 18-fachen Weltmeister im Go-Spiel bezwang und dessen Spielweise von den Kommentatoren als „kreativ und einzigartig“ beschrieben wurde. Dieses unterlag wiederum seinem Nachfolge-System AlphaGo Zero – und das nur, indem das neue Programm drei Tage gegen sich selbst spielte und daraus lernte.

Wann fing alles an?

Betrachtet man die historische Entwicklung der KI, so sei laut Uhrmann bereits die Aussage des chinesischen Militärstrategen Sun Tsu (510 v. Chr) interessant, der intelligentes Verhalten seiner Soldaten über den blinden Gehorsam stellte. Der Begriff KI entstand im Jahr 1956, als John McCarthy mit seinen Kollegen auf einer Konferenz ein erstes KI-Programm schrieb, das mathematische Beweise durchführen konnte. Joseph Weizenbaum erforschte dann 1966 die grundlegenden Probleme von natürlich-sprachlicher Kommunikation zwischen Mensch und Maschine, indem sein Programm ELIZA im Gespräch mit Menschen nach wichtigen Wörtern suchte und einen Psychotherapeuten simulierte. Nachdem in den 70er Jahren die Förderung und Akzeptanz von KI sehr rückläufig war, erlebte sie in den letzten Jahrzehnten schließlich eine rasante Entwicklung – von Siri über Watson bis hin zu AlphaGo Zero.

Ausblick und Kritik

Heute wird KI bereits in vielen Bereichen angewandt: als autonomes System in der Landwirtschaft, das zielgerichtet Unkraut bekämpft, oder als autonomer Bus in Bad Birnbach. Zum Schluss gab Uhrmann seinem Publikum zwei gegensätzliche Sichtweisen mit auf den Weg, wohin die Reise von KI gehen kann: Während der verstorbene Physiker Stephen Hawking vor einigen Jahren dafür plädierte, mit der Weiterentwicklung von KI aufzuhören, weil sie irgendwann nicht mehr kontrollierbar sei, ist der US-Amerikaner Ray Kurzweil der Meinung, dass im Jahr 2045 die KI der menschlichen Intelligenz überlegen sein wird. Auf die Frage eines Zuhörers, wie man heute überhaupt KI erkennen könne, beispielsweise bei Bots in Sozialen Medien, antwortete Uhrmann: „Das ist eigentlich kaum mehr möglich.“ Vielleicht braucht es ja bald eine künstliche Intelligenz, um KI zu erkennen?

Die nächste Veranstaltung der Vortragsreihe findet am 22. Oktober um 18.30 Uhr im Salzstadel statt und beschäftigt sich mit dem Thema KI in der Medizintechnik. Weitere Infos dazu unter: https://www.haw-landshut.de/aktuelles/wissen-fuer-alle-kuenstliche-intelligenz/vortraege-fuer-alle-buergerinnen-und-buerger.html