Mit smarten Produkten zu neuen Services und Geschäftsmodellen

Vernetzung im Rahmen des IoT fordert einen Paradigmenwechsel bei den Unternehmen, eine Veranstaltung an der Hochschule Landshut zeigte Praxisbeispiele.

Hochschul-Vizepräsident Prof. Dr. Holger Timinger betonte bei seiner Begrüßung der rund 60 Gäste, zumeist Unternehmensvertreter/-innen, die Bedeutung des Themas Vernetzung im Rahmen des IoT auch für die Hochschule Landshut. Besonders im Innovationslabor IoT beschäftigen sich Studierende unter Leitung von Prof. Dr. Khelil intensiv mit entsprechenden Themenstellungen, auch aus der Industrie. Den Ideen im Rahmen der smarten Dinge seien kaum Grenzen gesetzt, eine Internet-Suche zum Begriff IoT zeige die große Bandbreite, wie Prof. Dr. Christian Seel, wissenschaftlicher Leiter der Reihe, bei seiner Themeneinführung erklärte und am Beispiel einer intelligenten Weinflasche illustrierte. Ein weiteres Anwendungsfeld zeigte Christian Metz vom Kooperationspartner ZD.B: Er stellte die neue Themenplattform „Digitales Landmanagement“ vor, die sich eine intelligente Datennutzung entlang der gesamten Wertschöpfungskette in der Landwirtschaft zum Ziel gesetzt hat.

Mit Services zu neuen Geschäftsmodellen – Beispiele aus dem IoT-Labor

In seinem Vortrag „Gegenstände werden intelligent“ zeigte Prof. Dr. Abdelmajid Khelil Praxisbeispiele aus dem IoT-Labor der Hochschule Landshut. Dies, um die Teilnehmer zu inspirieren, sich selbst an neue Ideen mit intelligenten Produkten bzw. Services zu wagen. Denn die Vernetzung schreite schnell voran, IT-Hardware sei immer kostengünstiger und auch die Netz-Bandbreite werde steigen. Der Hauptsatz der IoT stamme von Prof. Dr. Elgar Fleisch (ETH Zürich) und laute „Thing + IT = Function + Services“.  Die Vernetzung von Produkten sei heute technisch möglich und besonders in den Services liege das Potenzial. Dadurch entstünden neue Geschäftsmodelle: Anstatt mit der Herstellung von Produkten Geld zu verdienen, werde das in Zukunft über Dienste und Services geschehen. Er ruft die Teilnehmer/-innen dazu auf, sich schnell mit dem Thema auseinanderzusetzen, sonst könne der Markt durch einen schnelleren Wettbewerber verloren sein.

Man müsse sich Gedanken über den zusätzlichen Nutzen von Produkten und mögliche Dienste machen, Ideen dann ausprobieren ohne gleich eine perfekte Umsetzung zu erwarten und ggf. nachbessern und anpassen. Er verdeutlicht dies an einfachen Beispielen wie z.B. einem intelligenten Briefkasten, die Idee sei in einer Bachelorarbeit entstanden. Über Sensoren am Briefkasten und RFID-Sticker an Briefen könne man zusätzlichen Nutzen generieren. Beispielsweise erhält der Sender eine Nachricht, sobald der Brief oder auch ein Paket angekommen ist, auch der Empfänger könnte verständigt werden oder die Post selbst könnte darauf verzichten, leere Briefkästen anzufahren. Durch nur eine Vernetzung könne der Wert des Produktes enorm gesteigert werden, intelligente Briefkästen könnten auch as a Service angeboten werden, damit werde der Hersteller zum Dienstleister. Dies stelle einen Paradigmenwechsel im Geschäftsmodell dar. Die Gegenstände oder Things stünden nicht mehr im Vordergrund. Wer sich schnell an solche Ideen wage, „hat einen Vorsprung gegenüber Wettbewerbern, wer zögert, riskiert auch als Produkthersteller zu scheitern“, ist Prof. Dr. Khelil überzeugt.

Mit einem intelligenten Mülleimer stellte Student Marcel Kokorsch ein weiteres im IoT-Labor der Hochschule entstandenes Beispiel vor. Dabei werde über einen Ultraschallsensor der Füllstand erhoben, die Daten weitergeleitet und per App angezeigt. Dies biete etwa in Bürohäusern enorme Vorteile bei der Gebäudereinigung. Auch diese Idee könnte als Service angeboten werden, der Mülleimer selbst zur Beigabe werden.

Smarte Dosierpumpe schafft neues Geschäftspotenzial

Mit einer intelligenten Dosierpumpe zeigte Robert Heizinger von Viscotec Pumpen- u. Dosiertechnik GmbH (Töging am Inn) ein Praxisbeispiel aus dem industriellen Umfeld.  Das Unternehmen hat sich auf Dosieranlagen, Abfüllanlagen und Dosierkomponenten für hochgenaues Abfüllen und Entleeren spezialisiert, Präzision sei hier von ganz besonderer Bedeutung, wie Heizinger erklärt. Da die industriellen Herstellungsprozesse im Rahmen von Industrie 4.0 immer intelligenter und automatisierter würden, habe man begonnen, sich mit dem Thema einer smarten Dosierpumpe zu beschäftigen. Dies u.a., um Verschleiß und Lebenszyklus auch bei den sehr unterschiedlichen eingesetzten Flüssigkeiten einschätzen zu können, Daten über Pumpenbauteile zu sammeln oder auch eine Außensteuerung oder Selbstregulierung der Pumpen zu ermöglichen.

In zwei Projekten zusammen mit dem IoT-Labor der Hochschule habe man die Umsetzung in Angriff genommen. Mit Sensoren werden Daten erfasst, über eine IT-Infrastruktur in eine Datenbank übermittelt, ausgewertet und über eine Webapplikation sichtbar gemacht. In einem weiteren Schritt sollen die Daten in Korrelation gebracht werden. Ziel könne sein, ein neues Geschäftsmodell „Pay per Volume“ zu schaffen, bei dem nicht nur die Pumpen selbst verkauft werden sowie neue Dienstleistungsangebote zu schaffen.
Aktuelle Informationen zur Veranstaltungsreihe unter www.haw-landshut.de/digitalisierung.