Mit Ressourcen- und Energieeffizienz schwarze Zahlen schreiben

Cluster Forum an der Hochschule Landshut zeigt Potenziale und Best Practice für einen effizienten und schonenenden Einsatz von Ressourcen und Energie auf.

Das diesjährige Cluster-Forum des Clusters Energietechnik zum Thema „Ressourcen- und Energieeffizienz – Wettbewerbsvorteil für Unternehmen" fand am 26. Oktober 2017 an der Hochschule Landshut statt. Es bot den knapp 70 Teilnehmer wertvolle Impulse über den Nutzen von Energieaudits und Umweltmanagementsystemen und zeigte zahlreiche Best-Practice Beispiele, wie Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen Potenziale aufgedeckt und daraus erfolgreich Maßnahmen für einen sorgsamen und nachhaltigen Einsatz von Ressourcen und Energie abgeleitet haben. Dies teilweise, obwohl sie als KMU nicht dazu verpflichtet gewesen wären, sich aber einem ressourcensparenden Einsatz von Energie und Rohstoffen als Ziel gesetzt haben.

Das Thema Ressourcen- und Energieeffizienz beschäftige seit Jahren die Hochschule Landshut, wie Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel in seiner Begrüßung betonte. Beispiele seien der eigene Forschungsschwerpunkt Energie, das Technologiezentrum Energie, das sich u.a. mit Batterieforschung und Energielangzeitspeicherung befasse sowie eine Stiftungsprofessur für effiziente Energiesysteme, besetzt durch die Initiatorin der Veranstaltung, Prof. Dr. Hehenberger-Risse. Er betont ebenso wie Dr. Manfred Fenzl, Cluster Energietechnik, dass ein ressourcenschonender Einsatz sowohl ein ökologisches als auch ein ökonomisches Thema sei. Dabei sei besonders der Austausch der Unternehmen untereinander wichtig, für den das Cluster-Forum eine wertvolle Gelegenheit bot, um up-to-date zu bleiben und Möglichkeiten nutzen zu können, sich zu verbessern.

Effizienzsteigerung gegen Anstieg des Rohstoffverbrauches

Die weltweite Rohstoffentnahme habe sich seit Ende der 70er Jahre praktisch verdoppelt, wie Martin Dünzl, Ressourceneffizienz Zentrum Bayern (REZ) des Bayerischen Landesamts für Umwelt, erläuterte. Themen wie Digitalisierung und E-Mobilität würden noch einmal eine große Steigerung bewirken und damit auch Abhängigkeiten der Industrie von Rohstoffen erhöhen. Effizienzsteigerung und schonender Einsatz von Rohstoffen sei Basis für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Er stellt das 2016 gegründete REZ als zentrale Anlaufstelle vor und erläuterte Fördermöglichkeiten für Unternehmen wie das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm II. Dies solle gerade KMUs helfen, ökologische und ökonomische Ziele zu verwirklichen, „mit grünen Gedanken schwarze Zahlen zu schreiben“, wie er es formulierte.

Tilo Rauchhaus vom Projektträger Jülich stellte weitere Fördermöglichkeiten im Bereich der Ressourceneffizienz vor. Das Programm „KMU-innovativ: Ressourceneffizienz und Klimaschutz“, eine Fördermaßnahme des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), verfolgt das Ziel, das Innovationspotential von KMUs, die sich am Markt der Effizienztechnologien etablieren bzw. ihre Position ausbauen wollen, zu stärken. Die Förderrichtlinie „r+Impuls – Impulse für industrielle Ressourceneffizienz“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt F&E-Aktivitäten im Rahmen industrieller Entwicklungs- und Innovationsprojekte. Mit der Förderinitiative "KMU-innovativ" unterstützt das BMBF Spitzenforschung im deutschen Mittelstand, dies u.a. auch im Themenfeld Ressourceneffizienz und Klimaschutz. Gerade dieses Programm sei als Einstieg für KMU gedacht, die bisher wenig Erfahrung mit F&E-Förderung hatten.

Mit Energieaudits den Energieverbrauch senken

Mit der Europäischen Energieeffizienzrichtlinie (EED) vom 25. Oktober 2012 wurden konkrete Vorgaben definiert, um das Ziel, bis 2020 die Energieeffizienz der EU um 20 Prozent zu steigern, realisieren zu können. Die Neufassung des deutschen Gesetzes über Energiedienstleistungen (EDL-G) setzt die EED in nationales Recht um. Größere Unternehmen, die nicht mehr unter die KMU-Definition fallen, mussten erstmalig zum 5. Dezember 2015 so genannte „Energieaudits“ durchführen. Die Energieaudits sollen Unternehmen als Instrument dienen, den eigenen Energieverbrauch zu analysieren, vorhandene Einsparpotenziale aufzudecken und anschließend Energieeffizienzmaßnahmen durchzuführen. Doch die grundlegende EED sei komplex, verschiedene Normen wie Energieaudit nach EN 16247-1, EMAS nach ISO 14001, Energiemanagement nach ISO 50001 oder Qualitätsmanagement nach ISO 9001 bedeuten für Unternehmen häufig einen „Normen- und Zertifizierungsdschungel“, wie Prof. Dr. Diana Hehenberger-Risse erklärte. Zusätzlich sei es für das Management häufig schwierig, aus der Vielzahl an gewonnenen Daten und Fakten die richtigen Schlüsse zu ziehen.

In ihrem Vortrag „Nachhaltigkeitsbewertung als Kompass für die Ressourceneffizienz von Unternehmen“ stellt sie ein Modell vor, in dem die vielen meist bereits in Unternehmen erhobenen Daten und Indikatoren einbezogen, gewichtet und zu einem als Prozentwert angegebenen Nachhaltigkeitsindex kumuliert werden. Durch das Drehen an verschiedenen Stellschrauben könne man überprüfen, welche Maßnahmen die gewünschten Effekte hätten und so das Energieaudit als Grundlage für Managemententscheidungen im Sinne eines Ressourcen schonenden Einsatzes von Energie und Rohstoffen nutzen. Der Hoffnung nach allgemeingültigen Lösungen erteilt sie eine Absage, jedes Unternehmen, jeder Fall müsse einzeln betrachtet werden. Die verwendeten Nachhaltigkeits-Indikatoren können je nach Fragestellung angepasst werden. Seit März 2017 ist nicht nur die Energieeffizienz zu betrachten, es sei zusätzlich ein Nachhaltigkeitsbericht der Unternehmen erforderlich, für den der vorgestellte Index ein wertvolles Instrument sein kann.

Ein Beispiel, wie nachwachsende Energiequellen effektiv genutzt werden können, zeigte Prof. Dr. Josef Hofmann (Hochschule Landshut) in seinem Vortrag „Biogas - Ressource für Trockeneis und flüssiges Biomethan als regenerativer Kraftstoff“. In einem Forschungsprojekt an der Hochschule Landshut wurde eine Anlage entwickelt, in der Biogas gereinigt und anschließend flüssiges Methan und Trockeneis erzeugt wird, was zur Energielangzeitspeicherung genutzt werden kann. Die Reinheit des Mehans liege bei 99,9 Volumenprozent. Für Hofmann kann Biogas als Kraftstoff grundlegend für die Energiewende sein, neue Geschäftsmodelle für Biogasanlagen könnten entstehen.

Praxisbeispiele für nachhaltiges Wirtschaften

Best Practice-Beispiele aus verschiedenen Branchen boten die weiteren Vorträge. Dabei wurde deutlich, dass es auch für KMUs, die nicht verpflichtet sind, ein Energieaudit durchzuführen, welches aber große Vorteile bieten kann. Gerade, wenn Unternehmen als Zulieferer tätig sind und Auftraggeber eine Zertifizierung fordern, bedeute diese einen wichtigen Wettbewerbsfaktor. Dies zeigte u.a. Martin Hutzler, der Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil bei der Sehlhoff GmbH (Landshut) präsentierte. Die international agierenden Planungs- und Beratungsgesellschaft für Ingenieur- und Architekturleistungen im Bauwesen ist CSR (Corporate Social Responsibility) zertifiziert und lebt auch in seinen Projekten Nachhaltigkeit.

Wie durch innovative Entwicklungen von ressourcenschonender Technologie neue Geschäftsmodelle entstehen können, zeigt Benedikt Sommer am Beispiel der effektiven Zerkleinerung verschiedener Materialien mit der Schallstoßwellen-Technologie der Krause Maschinenbau GmbH (Ostermünchen). Mechanischen Methoden, bei denen der große Teil der Energie nicht für die Verkleinerung genutzt wird und der Verschleiß hoch ist, werden ersetzt, für diese Entwicklung hat das Unternehmen den Bayerischen Energiepreis 2016 erhalten. 

Die Wacker Chemie AG trage als Unternehmen der chemischen Industrie eine besondere Verantwortung, wie Dr. Jutta Matreux in ihrem Vortrag erläuterte, man baue gezielt auf eine Nachhaltigkeitsstrategie, die auch die gesamte Lieferkette betreffe. Am Standort Burghausen setzte das Unternehmen beispielsweise konsequent auf eine Verbundproduktion mit Stoff- und Energiekreisläufen: Abfallprodukte oder Abwärme eines Betriebes werden als Rohstoff und Energie für einen anderen genutzt. Ökobilanzierung diene als Instrument, um Kreisläufe zu messen. Wacker habe so die Energieeffizienz verbessert und über 40 Prozent eingespart. Über einen eigenen Wacker Thinktank Re(d)use CO2 trage man zusätzlich zum Klimaschutz bei. Insgesamt habe man innerhalb von 5 Jahren 190 Mio. Euro durch Effizienzverbesserung eingespart.

Ein weiteres Best Practice Beispiel präsentierte mit der Schlossbrauerei Autenried GmH Herr Marin Wörner. Bei der Bierproduktion setze man auf eine Kreislaufwirtschaft, die von dem eigenen landwirtschaftlichen Anbau und eigene Brunnen, über energieeffiziente Heißwasser- und Brenneranlage über die Flaschenabfüllung bis hin zum Abfallkonzept mit Wertstoffrückführung reicht. 2017 ist die Brauerei mit dem EMAS Award ausgezeichnet worden. Mit einer EMAS-Zertifizierung hat auch die Blank Wiegel Gruppe, tätig im Bereich des Feuerverzinkens, ihre Prozesse und die Technik optimiert und dadurch den Rohstoffverbrauch und die Abfallmenge deutlich gesenkt. Auch habe man beispielsweise die Menge des Hauptwerkstoffs Zink pro Tonne verzinktem Material halbieren können. Grundlegend seien dabei „Daten, Daten, Daten“, wie Curd Blank in seinem Vortrag erläuterte, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Dass gerade die Ressourceneffizienz für die ressourcenintensive Produktion von Ziegel von großer Bedeutung sei, betonte Dr. Valentin Heizinger von der Leipfinger-Bader KG (Vatersdorf).

Podiumsdiskussion zeigt gerade bei KMUs Handlungsbedarf

In einer abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Prof. Dr. Hehenberger-Risse wurden verschiedene Aspekte des Themas Ressourceneffizienz diskutiert. Aus Sicht eines mittelständischen Unternehmens gibt Valentin Heizinger (Leipfinger-Bader KG) zu bedenken, dass für eine weitere Verbesserung der Ressourceneffizienz die Investitionskosten natürlich immer mitentscheidend seien. Dem stimmt auch Gerhard Brunner (Handwerkskammer Ndb.-Obpf.) zu, die eher kleineren Mitgliedsunternehmen hätten meist keine Serienfertigung, das Interesse und auch erste Ansätze seien zwar da, bei einer systematischen Umsetzung von Ressourceneffizienzstrategien stoßen sie oft an ihre Grenzen.

Dieter Hillgärtner (IHK Niederbayern), betonte u.a., dass nach einer aktuellen IHK-Umfrage jedes 2. Unternehmen Recycling-Material verwendet. Hier gäbe es Handlungsbedarf: Dies sei ein Anreiz für Entwicklung und Einsatz von neuen Recyclingtechnologien, aber auch verbunden mit einer Forderung an die Politik. Er plädiert für überbetriebliche Zusammenarbeit, um die Ressourceneffizienz erhöhen zu können. Ein großes Problem der Kreislaufwirtschaft sind für Alfred Mayr (Umweltcluster Bayern) die nötigen Informationen. Eine große Chance biete hier die Digitalisierung, die damit die Basis für eine verbesserte Ressourcen- und Energieeffizienz sein könne.

Die Regionalisierung im Auge zu behalten, ist für Dr. Jürgen Weber (Regierung von Niederbayern) wichtig, um beim Thema Rohstoffeffizienz weiterzukommen. Die Region biete wertvolle Rohstoffe, die schonend eingesetzt aber auch geschützt werden müssten. Dies gelte beispielsweise für Lehm und Ton ebenso wie für Silizium: eine möglichst ortsnahe Weiterverarbeitung sei wichtig. Aus dem Blickwinkel eines global agierenden Konzerns wie der Wacker AG stellt auch die Berechenbarkeit der Politik - ohne deutsche oder europäische Alleingänge - einen wichtigen Aspekt dar, wie Dr. Jutta Matreux ausführt.