Exkursionsbericht: Hohe Komplexität ganz unkompliziert – Studenten besuchen die Dräxlmaier Group

Die Dräxlmaier Group bot den Studierenden des Studienganges Automobilwirtschaft und -technik sowie Mitgliedern des Rennteams LA-eRacing und Prof. Dr. Carsten Röh von der Hochschule Landshut am 10. Juni in der Vilsbiburger Unternehmenszentrale interessante Einblicke in Logistik- und Entwicklungsthemen rund um Interieurkomponenten und kundenspezifische Kabelsätze (KSK). Kunden sind namhafte Automobilhersteller im Premium-Segment. Die Besonderheit der Leitungssätze liegt in deren Komplexität: Um den Anforderungen nach Reduzierungen hinsichtlich Gewicht, Bauraum und Materialkosten gerecht zu werden, werden diese Kabelsätze für jedes einzelne Auto individuell gefertigt.

Das heißt für jedes Fahrzeug mit seiner spezifischen Ausstattung gibt es exakt einen passenden Leitungssatz, der einhundertprozentig funktionieren muss.

Für die Fertigung der KSK kommen dabei aus Kostengründen wettbewerbsfähige Regionen wie Rumänien und Tunesien in Frage, wo Dräxlmaier jeweils an verschiedenen Standorten tätig ist. Dies wiederum führt zu einem hohen Logistikaufwand, um die fahrzeugspezifischen Kabelsätze bedarfsgerecht zum richtigen Zeitpunkt (JIT) und sequenzgenau (JIS) von den zum Teil mehr als 1000 Kilometer entfernten Standorten ans Band der Automobilhersteller zu liefern – und das in kurzen Zeitfenstern.

Die Charakteristika dieser Lieferketten sowie auch Aspekte der unternehmerischen Nachhaltigkeit wurden in Vorträgen zu den Themen "Green Logistics" und "Global Supply Chain Design" den Studenten sehr anschaulich von Experten des Hauses Dräxlmaier dargestellt und diskutiert. In einem weiteren Vortrag über technische Entwicklungsfragen des KSK wurde deutlich, dass die Automobilhersteller zur Umsetzung weiterer Funktionalitäten in ihren Fahrzeugen stetig mehr Steuergeräte einbinden, und wiederum durch die Elektrifizierung von Fahrzeugen zunehmend Hochvoltlösungen zum Einsatz kommen. Dies erfordert immer komplexere Bordnetze, die inzwischen etwa 3,5 Kilometer Länge pro Fahrzeug erreichen. Zur Verringerung der Leitungsquerschnitte ist hinsichtlich Gewichtsreduktion und Kostenminimierung das Thema 48-Volt-Bordnetz auch intensiv im Gespräch.

Die konkreten logistischen Anforderungen wurden bei der Besichtigung der Logistik und Dispositionsflächen deutlich, bei der auch die Möglichkeit bestand, einen Blick in das moderne Hochregallager mit über 10.000 Stellplätzen zu werfen. Allein am Standort Vilsbiburg werden täglich Waren von über 140 Ladungen, vom Sprinter bis zum Sattelzug, umgeschlagen, zumeist in standardisierten und untereinander kompatiblen Behältern, die eine Auslastung der Ladefläche von durchschnittlich 95 Prozent ermöglichen.

Die Studenten hatten ferner Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen des Prototypenbaus zu werfen: dort ging es um den Aufbau von Instrumenten-Tafeln, kurz I-Tafeln, für künftig in Serie gehende Modelle. Sehr konkret wurde es dabei im Kontext „Rapid Prototyping“: Damit für den Aufbau komplexer Systeme einzelne Bauteile sofort und ohne den Aufbau von speziellen Werkzeugen zur Verfügung stehen, wurden anhand von Modellen das Stereolithografie- und das Sinterverfahren zur Bauteilerstellung vorgestellt. Ganz ähnlich wie bei LA e-Racing, wo ein 3D-Drucker für das schnelle Anfertigen von Teilen für Versuchszwecke zum Einsatz kommt.

Sind Prototypen erst einmal aufgebaut, ist die industrielle Herstellbarkeit der Bauteile sicherzustellen: Im Dräxlmaier-eigenen Werkzeugbau werden Serienwerkzeuge konstruiert, gefertigt und montiert. Die Inbetriebnahme der Werkzeuge erfolgt dann in den jeweiligen produzierenden Werken vor Ort. Die Studenten nutzten die Gelegenheit und sahen aus nächster Nähe den Aufbau eines Spritzgusswerkzeugs für die Herstellung von Mittelkonsolen mit zahlreichen Schiebern, Sensoren und Heizelementen. "Dabei kann ein Spritzgusswerkzeug bis zu 30 Tonnen auf die Waage bringen", veranschaulichte Elke Steubl, Leiterin des Werkzeugbaus in Vilsbiburg, das Gewicht eines Spritzguss-Werkzeugs.

Abgerundet wurde der Tag mit einer Präsentation von Zahlen und Fakten zum Unternehmen sowie Informationen über konkrete Einstiegsmöglichkeiten und Betätigungsfelder für Studierende in Form von Praktika, Werkstudententätigkeiten sowie Abschlussarbeiten durch Recruitingleiter Frank Heger und dessen Kollegin Kerstin Reimann. In persönlichen Gesprächen bekamen die Studenten auch Gelegenheit, Fragen zum eigenen weiteren Werdegang konkret mit den jeweiligen Experten aus dem Hause Dräxlmaier zu diskutieren.

Prof. Dr. Röh hierzu abschließend: "Die Fachvorträge bei der Dräxlmaier Group haben uns sehr anschaulich in Theorie und Praxis technische und logistische Problemstellungen und deren Lösungsansätze nähergebracht, die besonders das interdisziplinäre Arbeitsfeld angehender Wirtschaftsingenieure veranschaulichen. Nach mehreren intensiven Stunden des Ideenaustauschs gingen wir mit dem guten Gefühl nach Hause, dass es hier viele spannende Themenfelder und konkrete Anknüpfungspunkte für eine weiterhin intensive Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Landshut, den Studenten und Dräxlmaier gibt."

Autoren: Prof. Dr. C. Röh u. Dräxlmaier Group