Sonstige Projekte
VHB-Projekt: Antisemitismus- und rassismuskritische Soziale Arbeit
Titel: VHB-Projekt: Antisemitismus- und rassismuskritische Soziale Arbeit. Schwerpunkt Jugendarbeit: Grundlagen und Konzepte
Projektleitung: Prof. Dr. Mihri Özdoğan
Mitarbeiter*innen: Prof. Dr. Clemens Dannenbeck, Coretta McGrath, Kathrin Schulz
Weitere Beteiligte: Elisabeth Braun, Antonius Stief
Verbundpartner: Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut (Konsortialleitung), Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (Prof. Dr. Sonja Haug), Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (Prof. Dr. Frank Wießner)
Laufzeit:
- Entwicklung: 01.03.2021 – 31.08.2022
- Durchführung, mind.: 5 Jahre
Projektfinanzierung: Drittmittelprojekt im Rahmen der Förderlinie CLASSIC vhb der Virtuellen Hochschule Bayern
Kurzbeschreibung:
Hintergrund:
Antisemitismus, Rassismus sowie andere Ungleichwertigkeitsideologien und soziale Praxen gefährden unsere pluralistische Gesellschaft zunehmend und stellen für viele Menschen Nachteile und Gefahren dar. Das verdeutlichen nicht nur zahlreiche Ereignisse in jüngerer Vergangenheit, sondern belegen auch unterschiedliche statistische Angaben und Studien (z.B. „Mittestudien“ der Friedrich-Ebert-Stiftung, Statista-Daten von 2020, u.v.m.). So empfiehlt auch der Unabhängige Expertenkreis Antisemitismus des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat „die Antisemitismusprävention als ein eigenständiges (pädagogisches) Handlungsfeld auszubauen und stärker zu fördern“ (BMI 2017: 235) und konkretisierend „für den Bereich der Hochschulen und Universitäten die stärkere Einbeziehung des aktuellen Antisemitismus in die entsprechenden Rahmenpläne und Curricula. Die Angebote sollten sich insbesondere an angehende Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen und Erwachsenenbildnerinnen und -bildner richten“ (ebd.: 273).
Antisemitismus und Rassismus sind dabei nicht lediglich als Einstellungsmuster zu verstehen, sondern als sozial und gesellschaftlich inkorporierte Machtstrukturen, die unser Zusammenleben prägen. Insbesondere Jugendliche in der Identitätsentwicklungsphase bedürfen einer professionellen und reflektierten Begleitung durch Sozialarbeitende. Dies setzt eine rassismus- und antisemitismuskritische Weiterentwicklung (der politischen Bildungsarbeit auch in) der Sozialen Arbeit voraus, die Anschluss findet an den Grundprinzipien der Kinder- und Jugendarbeit, nach denen die Bekämpfung und der Abbau von Antisemitismus, Rassismus und anderen diskriminierenden Ungleichheitsideologien und sozialen Praxen als Qualitätsstandards umzusetzen sind.
Ziel:
Den Studierenden und angehenden Sozial- und Jugendarbeiter*innen sollen anhand des E-Seminars (im Rahmen ihres Studiencurriculums) Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen im Bereich der antisemitismus- und rassismuskritischen Arbeit an die Hand gegeben werden. Sie sollen selbstreflektiert und aktiv die Reproduktion von Stereotypen, Diskriminierung, Alltagsrassismen (und damit auch entsprechende Strukturen) unterbrechen, um unter der Perspektive von Gleichberechtigung und Empowerment ihrem Selbstverständnis als Menschenrechtsprofession entsprechend ihr Mandat in gesellschaftlicher Verantwortung zu erfüllen.
Design:
In drei Entwicklungsphasen entsteht ein digitales Lernformat, das anschließend über eine Laufzeit von 5 Jahren in der Lehre der 3 bayrischen Verbundhochschulen zur Verfügung steht und damit hunderte Studierende Sozialer Arbeit adressiert.
Die erste Phase umfasst die inhaltliche und mediendidaktische Konzipierung des E-Seminars. In 7 Modulen werden Grundlagen zu Rassismus und Antisemitismus vermittelt und in den Kontext Soziale Arbeit eingebettet. Die Bezugnahme erfolgt theorie-, empirie- und praxisbezogen. Der Theorie-Praxistransfer erfolgt über die Bearbeitung konkreter Fallbeispiele aus der Jugendarbeit. Mediendidaktisch wird mit Text, Bild, Audio und Videomaterial sowie interaktiven Elementen wie Quizzen, Drag and Drop- sowie Selbstreflexionsaufgaben gearbeitet.
In der zweiten Phase werden die feinkonzipierten Inhalte u.a. mit Camtasia, Vyond, Articulate Storyline und Moodle mediendidaktisch produziert und umgesetzt.
Die abschließende dritte Phase beinhaltet den ersten Probedurchlauf des Seminars, bei dem Studierende das digitale Lernangebot testen und evaluieren. Nach einer Überarbeitung des Angebots entsprechend des Bedarfs steht der Kurs den Bachelorstudierenden aller Konsortialpartner / Projekthochschulen zur Verfügung.



Quellenverweise:
- BMI (Hrsg.) (2017): Antisemitismus in Deutschland – aktuelle Entwicklungen. Bericht des Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus. Online abrufbar: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/heimat-integration/expertenkreis-antisemitismus/expertenbericht-antisemitismus-in-deutschland.pdf;jsessionid=39AA879C8ECA4164AA2E85848600E74A.2_cid295?__blob=publicationFile&v=7 [letzter Zugriff am 06.07.2021]
- Zick, Andreas/ Küpper, Beate/ Berghan, Wilhelm (2019): Verlorene Mitte Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland. Ergebniszusammenfassung. Online: https://www.fes.de/forum-berlin/gegen-rechtsextremismus/mitte-studie [letzter Zugriff: 20.10.2020]
- Zick, Andreas/ Küpper, Beate (Hrsg.) (2021): Die geforderte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2020/21. Online abrufbar: https://www.fes.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=65543&token=be951e80f3f538cca04a67567b9da4b995a93c64 [letzter Zugriff: 06.07.2021]
- Radvan, Heike (2010): Pädagogisches Handeln und Antisemitismus. Eine empirische Studie zu Beobachtungs- und Interventionsformen in der offenen Jugendarbeit. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
- Statista (2020): Diskriminierung, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus in Deutschland und ein Exkurs zur aktuellen Situation in den USA. Online abrufbar: https://de.statista.com/statistik/studie/id/79184/dokument/diskriminierung-auslaenderfeindlichkeit-und-rassismus/ [letzter Zugriff: 06.07.2021]