Veranstaltungsreihe ortswechsel

Kommunikation ist die Lösung für viele Probleme – zum Teil auch in der Geburtshilfe. Das kristallisierte sich am Mittwochabend im Salzstadel heraus: Dort diskutierten Vertreter aus der Geburtshilfe mit Frauen, die sich für gerechtere Geburten einsetzen.

Die Hochschule Landshut lud gemeinsam mit den Gleichstellungsbeauftragten von Stadt und Landkreis Landshut zu Diskussion und Austausch ein – Wissenschaft trifft Praxis und Politik.

Mascha Grieschat brachte die Diskussion im Salzstadel ins Rollen. Die Hamburgerin beschreibt die Geburt ihres ersten Kindes als das Schlimmste, was sie je erlebt hat – etwa, weil sich das Klinikteam gegen ihren Willen für einen Kaiserschnitt mit Vollnarkose entschieden hat. „Uns wurde Gewalt angetan“, sagte sie. Seitdem setzt sie sich unter anderem für die Initiative für gerechte Geburtshilfe ein.

„Ich tue mich hart, das, was Sie beschreiben, als Gewaltausübung zu definieren. Aber wenn die Frauen das so empfinden, dann muss man das ernst nehmen“, sagte Dr. Ingo Bauerfeind, Chefarzt der Frauenklinik am Klinikum. Frauen erlebten die Geburt schließlich anders als das medizinische Personal. „Was medizinisch notwendig ist, wird vielleicht im Kreißsaal nicht ausreichend kommuniziert.“ Damit traf Bauerfeind den Kern der Diskussion. „Man hat oft nur Minuten oder Sekunden Zeit, zu reagieren“, beschrieb Tanja Brembs, die als Beleghebamme am Klinikum arbeitet. „Dann muss man aber danach das Gespräch suchen.“ Das klappt nicht immer. Wäre aber bitter notwendig, fand Ulrike Hauffe, stellvertretende Verwaltungsvorsitzende der Krankenkasse Barmer und ehemals Bremer Landesbeauftragte für Frauen. „Mich erschreckt, dass so viele Frauen eine eigentlich normale Geburtssituation als so schlimm empfinden. Daraus müssen wir lernen.“ Vielleicht, fügte Brembs an, müssten manche Frauen auch ihren Anspruch überdenken. Eine Geburt könne schließlich nie zu 100 Prozent sicher sein – und sei auch nie perfekt. Aufklärung, Austausch von Frauen untereinander, mit ihren Partnern, mit Ärzten, Hebammen, Geburtshelfern – das, so zeigte sich an dem Abend klar, wird gebraucht: Kommunikation zwischen allen Parteien, die daran beteiligt sind, ein neues Leben auf die Welt zu bringen.

Am 5. Dezember findet die Veranstaltung unter dem Thema „Unterm Regenbogen – gleichgeschlechtliche Paare als Pflegeeltern“ statt und am 16. Januar wird zum Thema „Umgang mit Geschlechtervielfalt: Einführung des dritten Geschlechts in Deutschland“ diskutiert. Der Eintritt ist kostenfrei. Die Reihe ortswechsel findet heuer bereits zum sechsten Mal statt und wird von Prof. Dr. Barbara Thiessen Prodekanin der Fakultät Soziale Arbeit und Leiterin des Instituts Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung der Hochschule Landshut moderiert.

Quelle: https://www.idowa.de/inhalt.landshut-diskussion-um-geburtshilfe.fc7b48d2-9d43-411a-acdd-4a6b11b73816.html