Hochschulbildung der und für die Zukunft – welchen Fokus muss die Lehre künftig setzen?

Tag der Lehre an der Hochschule Landshut befasst sich mit dem Thema Future Skills und wie Studierende diese erwerben können

Ständiger Wandel ist das neue Normal – das zumindest ist einer der Quintessenzen des Tags der Lehre, den die Hochschule Landshut einmal jährlich veranstaltet. Nach zwei Jahren in digitaler Form konnte die Veranstaltung – in diesem Jahr unter neuem Format – endlich wieder am Campus stattfinden. Für die Organisation waren Prof. Dr. Silvia Dollinger, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, sowie Almut Rieke, Leiterin Zentrum Innovative Lehre, und ihr Team verantwortlich. Beide führten als Moderatorinnen auch durch die verschiedenen Programmpunkte. Ein besonderer Dank der Vizepräsidentin richtete sich an den Freundeskreis der Hochschule Landshut, dessen finanzielle Unterstützung die Veranstaltung überhaupt erst ermöglichte. Besonders betonte sie aber auch dessen ideelle Unterstützung und Verbundenheit mit der Hochschule, wie die Teilnahme der Mitglieder verdeutlichte.

Als Leitthema befasste sich der Tag der Lehre 2022 mit den sogenannten „Future Skills“ – also speziellen Kompetenzen, die künftig gesellschaftlich und vor allem wirtschaftlich relevant sein werden bzw. es eigentlich aktuell schon sind. „Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs und Hochschulbildung muss auf die komplexen Herausforderungen, die Transformationen in Lebens-, Bildungs- und Arbeitswelten reagieren“, so Dollinger. „Es ist Aufgabe der Hochschulen, diesen Wandel aktiv mitzugestalten und als hochschulische Bildungsinstitution Verantwortung zu übernehmen.“

Was genau es mit dem Begriff „Future Skills“ auf sich hat, darauf ging Keynote-Speaker Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers in seinem Vortrag ein. Dabei stellte er sich auch die Frage, welche Zukunftskompetenzen für die Welt von heute wir in uns vereinen sollten und welche Rolle Bildungseinrichtungen in der Vermittlung dieser einnehmen müssen. Ehlers ist Professor für Bildungsmanagement und lebenslanges Lernen und leitet die Arbeitsgruppe NextEducation an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, wo er von 2011 bis 2017 Vizepräsident war.

Intensive, jahrelange Forschung

Mit seinem Team erforscht er das Feld der „Future Skills“ bereits seit einigen Jahren. Die bisherigen Ergebnisse stellte er den anwesenden Hochschulangehörigen sowie Gästen aus Wirtschaft und Politik vor. „Unsere Forschung hat insgesamt 17 Future Skills-Profile ausgemacht“, berichtete Ehlers. „Diese Profile sind es letztendlich auch, die wir den Studierenden an die Hand geben können, um die Herausforderungen des (Arbeits-)Lebens erfolgreich zu meistern.“ Zu diesen Profilen zählen unter anderem Digitalkompetenz, Ethische Kompetenz, Innovationskompetenz oder aber Kooperationskompetenz.

Welche Kompetenzen genau in Gesellschaft, Wirtschaft und co. gebraucht werden, darauf ging eine anschließende Podiumsdiskussion ein. Diese näherte sich dem Thema aus der Perspektive Bildungswissenschaft, Gesellschaft/Soziales, Region, Wirtschaft/Arbeitgeber, Lehrende sowie Studierende. An der von der Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Prof. Dr. Silvia Dollinger, moderierten Diskussionsrunde wurden diese Perspektiven von Prof. Dr. Ehlers, Anna Sponsel (Personalchefin BMW Group Werk Landshut), Landrat Peter Dreier, Margit Berndl (Vorstand Paritätischer Wohlfahrtsverband), Florian Hoffmann (STUV-Vertretung) und Prof. Dr. Andreas Breidenassel, Studiendekan ET/WI, vertreten. Einig waren sich die Teilnehmenden vor allem in einer Sache: die Fähigkeit zur Wandlung und mit den Herausforderungen unserer Zeit umzugehen, ist inzwischen wichtiger als die rein fachliche Eignung. „Wir leben in einer Welt, in der ein ständiger Perspektivenwechsel und tägliche Transformation normal sind“, so Berndl. „Deshalb ist auch aus Arbeitgebersicht besonders entscheidend, dass alle in der Lage sind, sich schnell anzupassen“, ergänzte Sponsel. Fachliches Wissen sei so schnell überholt wie noch nie, lasse sich über Weiterqualifizierungen aber immer aktualisieren. Bei der Wandlungsfähigkeit ginge das nicht, diese müsse schon früh im Leben erlernt werden.

Resilienz stärken zu einem frühen Zeitpunkt

In diesem Zusammenhang fiel auch der Begriff Resilienz als Future Skill. „Nur wenn wir schon in jungen Jahren lernen, Transformationsprozesse anstoßen und unsere persönliche Widerstandsfähigkeit stärken, sind wir für das Unvorhergesehene gewappnet“, so Hoffmann aus Sicht der Studierenden. Dem stimmte auch der Landrat zu: „Wir müssen Studierende und Auszubildende so früh wie möglich in diesen Skills, v.a. eben auch Resilienz, schulen.“ Aus seiner persönlichen Erfahrung komme das bisher noch zu kurz.

Mit diesen Denkanstößen ging es für die Teilnehmenden am Tag der Lehre in eine große Workshop-Runde, die sich vier ganz gezielte Fragen stellte: Wie setzt die Hochschule bereits Future Skills um? Wie können weitere Future Skills strukturell in der Lehre verankert werden? Welche Future Skills sind im Speziellen für die verschiedenen Fakultäten und Studiengänge von Bedeutung? Welche Herausforderungen gibt es, um alle Studierenden mit den relevanten Zukunftskompetenzen auszustatten?

Sechs Workshop-Runden mit lebendigem Austausch

In den sechs Runden und der anschließenden Diskussion kristallisierte sich heraus, dass eine Vermittlung von Future Skills durchaus schon stattfindet. So gebe es mit dem Studium Generale bereits einen Bereich, der sich hauptsächlich durch die Vermittlung interdisziplinärer Kompetenzen auszeichnet. Die Anwesenden waren sich aber einig, dass es noch weitere Potenziale zu erschließen gebe. Als größte Herausforderung sahen die Hochschulangehörigen das sehr dichte Curriculum, dass an der einen oder anderen Stelle entschlackt werden müsse, um dem Thema „Future Skills“ noch mehr Raum einräumen zu können.

Zum Abschluss des Tags der Lehre fand zum ersten Mal die Verleihung des Studentischen Lehrpreises in Gold und Silber auf dem Programm. Hierbei hatten die Studierenden die Möglichkeit, für jede Fakultät eine*n Kandidat*in zu nominieren. Über die Auszeichnung durften sich Prof. Dr. Valentina Speidel (Silber) und Prof. Dr. Hubert Klaus freuen.

Fotos: Hochschule Landshut

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