Wohin führt der Weg von KI in der Medizintechnik

Prof. Dr. Stefanie Remmele und Prof. Dr. Andreas Breidenassel führen KI-Wissensreihe erfolgreich weiter.

Die tolle Resonanz auf die gemeinsame KI-Vortragsreihe von Hochschule, Stadt und VHS Landshut setzte sich auch bei der zweiten Veranstaltung zum Themengebiet Medizintechnik fort. Prof. Dr. Karl Stoffel gab zu Beginn einen kurzen Einblick in das Forschungsgebiet an der Hochschule Landshut und blickte ein paar Jahre zurück: „Gemeinsam mit Stadt und Landkreis haben wir das Netzwerk Medizintechnik aufgebaut. Seit 2012 wurde eng damit verbunden der Studiengang Biomedizinische Technik angeboten, der fest an unserer Hochschule verankert ist.“

Stoffel überließ anschließend Prof. Stefanie Remmele und Prof. Andreas Breidenassel die Bühne im gut gefüllten Salzstadel. In einem gespielten Dialog rissen die beiden Referierenden die Themen ihrer Vorträge an und sprachen unter anderem über die Herausforderungen, denen sich die KI im Bereich Medizintechnik stellen muss. Dazu zählen laut Breidenassel und Remmele vor allem die Datenqualität, der Datenschutz sowie die Frage nach der ethischen Vertretbarkeit.

Grundlagen von KI und Einsatzgebiete in der Medizintechnik

Im Fokus der beiden Vorträge stand vor allem die Bildanalyse in der Medizintechnik. Breidenassel führte das Publikum dabei zuerst in die theoretischen Grundlagen der medizinischen Bildanalyse ein und erklärte, wie neuronale Netze aufgebaut sind und wie sie genau arbeiten. Dabei ging er auch auf  sogenannte Convolutional Neuronal Networks (CNNs) ein. „CNNs sind derzeit die besten Modelle, wenn es darum geht, Bilder zu klassifizieren“, so Breidenassel. „Die Funktionsweise ist ähnlich dem menschlichen Sehprozess.“

Die Methode könne zum Beispiel dafür eingesetzt werden, auffällige Krankheitsbilder auf CT-, MRT- oder Röntgenbildern ausfindig zu machen. Wie bei jeder KI-Anwendung komme es jedoch auch hier auf die Datenqualität an. „Je besser die Datensätze, desto verlässlicher sind die erzielten Ergebnisse“, betonte Breidenassel.

Remmele behandelte in ihrem Vortrag anschließend die Frage, was im Bereich der Medizintechnik im Hinblick auf KI bereits möglich ist. „Das Potenzial von KI im Medizinbereich ist sehr hoch“, so Remmele. Auf diesem Gebiet werde aktuell sehr viel geforscht. „Das zeigt auch der explosionsartige Anstieg von Publikationen in den vergangenen fünf Jahren“, erklärte Remmele. Noch sei das häufigste Anwendungsgebiet die medizinische Bildgebung. In diesem Zusammenhang stellte Remmele vier Einsatzgebiete sowie Beispiele vor, wo KI bereits Einzug gefunden hat:

In der Prozessoptimierung: Es gibt hier bereits Lösungen, die Befunde nach Dringlichkeit und Schwere der Verletzung sortieren können.

Beim Patientenschutz: Ein kalifornisches Unternehmen nutzt KI, um die Strahlungsdosis bei CT-Untersuchungen für die Patienten auf ein Minimum zu senken.

Bei der diagnostischen Genauigkeit: Die Google-Tochter „DeepMind“ entwickelt eine Software, die automatisch Retina-Befunde erstellt.

Im Hinblick auf Verfügbarkeit: Am Markt tummeln sich bereits Apps, die zum Beispiel Bilder von Muttermalen erfassen und wenige Sekunden später einen ersten Befund erstellen können. So lässt sich zuhause feststellen, ob es besser wäre zum Arzt zu gehen.

Weg von KI im Medizinbereich nicht vorhersehbar

Aktuell sei KI in der Medizintechnik vor allem als Unterstützung für Ärztinnen und Ärzte wertvoll. Wohin die Anwendungen noch führen, ist laut Remmele und Breidenassel nur schwer vorherzusagen. Nur eines sei klar: „Welche Antwort Sie auf diese Frage erhalten, hängt ganz davon ab, mit wem Sie sprechen. Es gibt hier keinen Konsens.“

Wie relevant das Thema für die Bevölkerung ist, zeigte sich am Ende der beiden Vorträge. Viele Interessierte suchten das Gespräch mit Remmele und Breidenassel sowie ihren Studierenden, die Plakate zu aktuellen Projekten im Salzstadel ausgehängt hatten.

Der nächste Vortrag der KI-Wissensreihe zum Thema „Künstliche Intelligenz in der Automobilindustrie“ findet am Dienstag, 5. November, ab 18 Uhr im Raum C0 15 an der Hochschule Landshut statt.

Fotos: Hochschule Landshut
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