Windenergie und Landschaftsentwicklung

Auftakt der Landshuter Energiegespräche des Sommersemesters

Die aus den Folgen der Atomkatastrophe in Fukushima eingeläutete Energiewende der Bundesregierung findet in der Bevölkerung größtenteils Zustimmung. Doch viele Bürgerinnen und Bürger wehren sich aus Sorge des Landschaftsbilds gegen die „Verspargelung“ ihrer Gemeinden. Prof. Dr. Sören Schöbel von der Technischen Universität München (TUM) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Planung von Windenergieanlagen in Einklang mit der gegebenen Landschaft zu bringen und hielt dazu am 30. März an der Hochschule Landshut den Vortrag „Energiewende und dialogische Landschaftsentwicklung“.

Prof. Schöbel studierte Landschaftsplanung an der TU Berlin, arbeitete er dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Gebiet der Freiraumplanung und promovierte über „Qualität und Quantität – Perspektiven städtischer Freiraumplanung“. 2005 erhielt er die Professur für Landschaftsarchitektur regionaler Freiräume an der TUM.

Schöbel erklärte, wie Gemeinden in der Regel eine „Restflächenpolitik“ betreiben und nur die Flächen ausweisen, bei dem der geringste Widerstand in der Bevölkerung vorherrscht. Dies sei keine gute Basis für eine harmonisierende Landschaftsplanung, ebenso wenig die Methode, Landschaften nach ästhetischer ‚Vorbelastung’ in vier Wertstufen zu kategorisieren. Daraus folge ein Nachteil sowohl für das Selbstwertgefühl und den Tourismus in gering bewerteten Gegenden, als auch allgemein für das Ansehen von Windenergie, da suggeriert werde „wo Windkraft genutzt wird, da ist es auch nicht schön“, obwohl das nach allen vorliegenden Befragungen die Mehrheit der Menschen ganz anders sieht.

Anstatt Experten und Verantwortlichen allein den Entwurf zu überlassen, solle man im Dialog mit der Öffentlichkeit und der gegebenen Landschaft die Planung gestalten. Das heißt zum einen begleitet die Gesellschaft einen transparenten Planungsprozess und kann aus mehreren Varianten auswählen, zum anderen werden die Anlagen behutsam unter dem natürlichen und historischem Kontext der Landschaft angeordnet.

Wichtig sei dabei, dass Grundformen entwickelt werden, die der Struktur der Landschaft folgen und daraus ein neues, ästhetisches Landschaftsbild entsteht. Prof. Schöbel erläuterte anhand einiger Beispiele, wie dies bereits umgesetzt wird. So werden Windenergieanlagen einem Höhenzug folgend arrangiert, betonen oder stellen eine harmonische Linie dar. Damit stehen Windenergieanlagen in der Landschaft nicht für das Interesse einzelner Grundstücksbesitzer, sondern für ein gemeinschaftlich getragenes Projekt einer Region.