Auslandssemester in Zeiten von Corona

Studierende der Hochschule Landshut berichten über ihre Erfahrungen und Erlebnisse in Europa, Asien und Australien

Für viele Studierende ist ein Auslandssemester der Höhepunkt des Studiums. Neue Freundschaften, eine neue Sprache und viele einzigartige Erlebnisse – das macht die Zeit im Ausland besonders aus. Als die Landshuter Studentinnen und Studenten vor einigen Monaten in ihre Zielländer aufgebrochen sind, war Corona noch eine Randnotiz. Inzwischen dominiert die Pandemie den Alltag auf jedem Kontinent. Vier Landshuter Studierende berichten über ihre Erfahrungen und wie sehr Corona das Leben in ihrem Auslandssemester bestimmt.

Alex Hanz studiert im 6. Semester Internationale Betriebswirtschaftslehre in Turku, der sechstgrößten Stadt Finnlands. „Turku ist eigentlich die Studentenstadt schlechthin in Finnland“, sagt Hanz. Davon sei derzeit nichts zu spüren. „Einheimische verlassen kaum ihre Wohnungen und vermeiden es, sich zu treffen. Die Strände, die eigentlich voll mit Schwimmern sind zur aktuellen Jahreszeit, sind komplett leer“, beschreibt Hanz die Situation vor Ort. „Soziale Kontakt habe ich hauptsächlich über Skype oder Zoom.“

Wegen der Pandemie nach Deutschland zurückzufliegen, war für Hanz aber kein Thema: „Ich möchte in Finnland nach Abschluss meiner Bachelorarbeit unbedingt ein Auslandspraktikum machen.“ Ein weiterer Grund, der den Studenten in Finnland hält, ist die Liebe. „Ich bin schon kurz nach meiner Ankunft mit meiner finnischen Freundin zusammengekommen. Die Entscheidung hier zu bleiben, fiel mir deshalb sehr leicht“, erzählt Hanz. Eine private und berufliche Zukunft kann er sich auch über das Studium hinaus in Finnland vorstellen.

Auslandssemester in einem der stärksten betroffenen Länder

Die volle Wucht der Corona-Pandemie bekommt Lilia Kobin in Salerno, südöstlich der italienischen Metropole Neapel, zu spüren. „Während der Quarantäne-Phase bin ich nur zum Einkaufen aus dem Haus gekommen“, berichtet Lilia. „Die Angst der Menschen war deutlich zu spüren, auch hier im Süden Italiens, wo die Lage eigentlich noch deutlich besser ist als im Norden.“ So langsam entspanne sich die Lage wieder, erzählt die Ingenieurpädagogik-Studentin. Auch Kobin hat sich entschieden, nicht nach Hause zu reisen: „Trotz der Quarantäne und der Einschränkungen fühle ich mich hier sehr wohl. Das liegt vor allem an der tollen Betreuung von Professorinnen und Professoren sowie den studentischen Organisationen.“

Um sich fit zu halten, sucht sich Kobin jeden Abend Sportprogramme auf Youtube. Größtenteils digital laufen auch die sozialen Kontakte ab. „Ich unterhalte mich außerdem sehr viel mit meinem Mitbewohner, der mich bei allem unterstützt“, ergänzt Kobin. Die Landshuter Studentin hat sich dazu entschieden, ein weiteres Semester in Italien zu bleiben. Vor allem aus einem Grund: „Ich möchte die Auslandserfahrung auch live und nicht nur online machen.“ Kobin hofft deshalb darauf, dass sich die Corona-Situation weiter verbessert.

Im Land der aufgehenden Sonne

Matteo Kratz schreibt gerade an seiner Masterarbeit in Hiroshima, Japan. Den praktischen Teil absolviert er bei der Firma Hirotec. „Seit März gibt es hier sehr intensive Gesundheitsmaßnahmen: Zweimal täglich werden die Büros mit einer Chlorlösung gereinigt, Mittagspausen sind auf verschiedene Slots aufgeteilt und Abteilungen wurden räumlich getrennt.“ Das öffentliche Leben gestaltet sich laut Kratz ähnlich wie in Deutschland. „Mit dem Unterschied, dass es hier keine Hamsterkäufe gibt.“ Klopapier, Nudeln, Reis oder Desinfektionsmittel seien zu keinem Zeitpunkt in den Supermärkten ausgegangen, so Kratz.

Seine Freizeit und die Wochenenden nutzt Kratz, um Wandern zu gehen, „die Natur zu genießen“ oder Japanisch zu lernen. Ein geplanter Besuch seiner Familie musste abgesagt werden. Trotzdem stellte sich für den Masteranden zu keinem Zeitpunkt die Frage, ob er abbrechen soll. „Ich sehe meine Situation sogar besser als in Deutschland“, sagt Kratz. „Meine Masterarbeit bei Hirotec ist nicht beeinflusst. Auch das zugrundeliegende Projekt mit BMW läuft weiter.“ In Deutschland täten sich einige Kommilitonen und Kommilitoninnen hingegen schwer, Masterarbeitsstellen zu bekommen.

Kratz ist froh, rechtzeitig nach Japan gereist zu sein. „Nur drei Wochen später und ich wäre nicht mehr ins Land reingekommen“, sagt er. Mit seinem Betreuer in Landshut hält er engen Kontakt. „Wir telefonieren jede Woche circa eine Stunde und tauschen uns über die Masterarbeit aus.“

Trotz Corona surfen an der Sunshine Coast

Relativ sorgenfrei verbringt Sofija Varlamova ihr Auslandssemester an der Sunshine Coast in Australien. „Auch bei uns läuft das Semester zwar digital ab, das öffentliche Leben ist jedoch nicht so stark eingeschränkt wie anderswo. Ich freue mich sehr darüber, dass ich regelmäßig im Meer schwimmen und surfen kann“, so die Bachelor-Studentin der Internationalen Betriebswirtschaft. Da die Situation in Australien nicht so dramatisch wie in Europa oder Amerika ist, hat sich Varlamova entschieden, nicht nach Hause zu fliegen: „Das Risiko einer Ansteckung mit einem 22-Stunden-Flug und Zwischenaufenthalten an mehreren Flughäfen habe ich für deutlich größer gehalten.“

Im Juni endet das Semester in Australien. Dann fliegt Varlamova auch wieder nach Hause und freut sich auf eines besonders – ihre Eltern und Freunde in Deutschland wieder zu sehen.

Auch wenn die Auslandssemester der Landshuter Studentinnen und Studenten in Zeiten von Corona anders verlaufen als ursprünglich geplant, sind alle froh, diesen Schritt gewagt zu haben. Das International Office und die Auslandsbeauftragten der Hochschule stehen den Studierenden dabei immer mit Rat und Tat zur Seite und veranstalten regelmäßig Videokonferenzen mit allen Outgoings. Neben Hanz, Kobin, Kratz und Varlamova absolvieren derzeit rund vierzig weitere Landshuter Studentinnen und Studenten im Rahmen ihres Studiums einen Auslandsaufenthalt.

Informationen rund ums Auslandsstudium gibt es auf der Seite des International Office.

Fotos: Alex Hanz/Lilia Kobin/Matteo Kratz/Sofiija Varlamova

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