Nicht nur für Überflieger

Hochschule Landshut und ArbeiterKind.de informieren über Stipendienprogramme und die Voraussetzungen dafür

„Ein Stipendium Ich? Dafür sind meine Noten zu schlecht.“ Dieser Mythos kursiert allzu oft im Kreise der Studierenden. Dabei müssen Studentinnen und Studenten keine Überflieger sein, um eines der zahlreichen Stipendien zu ergattern. Um mit diesen Vorurteilen aufzuräumen und potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten auf die verschiedenen Programme aufmerksam zu machen, organisierte die Hochschule in Kooperation mit ArbeiterKind.de am Donnerstag eine virtuelle Zoom-Infoveranstaltung, an der über 50 Personen teilnahmen.

Prof. Dr. Silvia Dollinger, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Christina Urner, Bundeslandkoordinatorin Bayern von ArbeiterKind.de, sowie Vertrauensdozent Prof. Dr. Markus Schmitt, stellten die insgesamt 13 Begabtenförderwerke, Aufstiegsstipendium und private Stiftungen vor. Als Ansprechperson für Fragen zu Studienfinanzierung und Stipendien an der Hochschule Landshut nahm außerdem Birgit Schnellinger vom Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz teil. Von ihren eigenen Erfahrungen berichteten zum Abschluss aktuelle Stipendiatinnen und Stipendiaten in Zoom-Breakout-Sessions.

Nur ein Bruchteil bewirbt sich für Stipendien

„Fast zwei Drittel aller Hochschulstudierenden haben noch nie über ein Stipendium nachgedacht“, betonte Dollinger. „In den meisten Fällen liegt das daran, dass sie nicht über die Programme Bescheid wissen.“ Die Hochschule Landshut informiere deshalb regelmäßig über das Stipendienangebot. „Dabei ist es uns sehr wichtig, dass wir vor allem auch die Stipendiatinnen und Stipendiaten zu Wort kommen lassen, die von ihren eigenen Erfahrungen berichten können“, so Dollinger.

Zusätzlich zu den Stipendienprogrammen gibt es außerdem eine Vielzahl an dotierten Preisen, unter anderem den Preis der Stadt Landshut für den besten Bachelorabschluss, den Preis des Landkreises für den besten Masterabschluss, den IHK-Preis oder den DAAD Preis für engagierte, ausländische Studierende. Auch auf diese Möglichkeiten, ging Dollinger ein. Aufgrund der positiven Resonanz im WS 2020/21 wurde die Stipendieninfoveranstaltung erstmals auch im Sommersemester angeboten, da viele Förderwerke ebenfalls zwei Bewerbungszeiträume haben.

Enge Zusammenarbeit mit ArbeiterKind.de

Ein wichtiger Kooperationspartner für die Hochschule ist ArbeiterKind.de. „Gemeinsam veranstalten wir seit 2017 die Stipendieninformationsveranstaltungen“, berichtete Bundeslandkoordinatorin Christina Urner. „Wir wollen Studierende aus Familien ohne Hochschulerfahrung aufklären, ermutigen und informieren, wie die Finanzierung des Studiums an der Hochschule Landshut mit Hilfe eines Stipendiums gelingen kann.“ Wie Dollinger schätzt auch Urner den Informationsbedarf als sehr hoch ein. Viele Studierende wüssten nicht, dass es Stipendien zur Studienfinanzierung gibt. „Die Beratung ist insbesondere für Studierende aus einem nicht-akademischen Elternhaus sehr wichtig, da hier häufig Finanzierungsfragen auftauchen“, betonte Urner. „Gerade auch die Corona-Pandemie verdeutlicht uns, wie schwierig die nachhaltige Finanzierung eines Studiums geworden ist.“

Auf die Kriterien, die bei der Vergabe eines Stipendiums eine Rolle spielen, ging unter anderem Vertrauensdozent Prof. Dr. Markus Schmitt ein: Hier zählen laut Schmitt bei vielen Förderprogrammen nicht alleine die Leistung, sondern vor allem auch das Engagement – zum Beispiel im kirchlichen, politischen oder sozialen Umfeld. „Dieser Einsatz ist vor allem im ländlichen Bereich sehr stark ausgeprägt“, so Schmitt, der auch Studierende, die keinen Notendurchschnitt von 1,0 vorweisen können, ermutigen möchte, sich für ein Stipendium zu bewerben.

Erste Informationen zu Stipendien und weiteren Finanzierungsmöglichkeiten erhalten Studierende auf der Hochschulwebsite.

Erfahrungen aus erster Hand

Das müssen potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten für die Bewerbung um ein Stipendium wissen

Jessica Kutscher und Johannes Werkmann geben Auskunft darüber, worauf es bei der Stipendienbewerbung ankommt und welche Erfahrungen sie gemacht haben.

Johannes Werkmann (Stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung)



„Ich wurde dank einer Freundin, die selbst schon einige Semester gefördert wurde, auf das Stipendienprogramm der Hanns-Seidel-Stiftung aufmerksam. Sie konnte mich über gemeinsame Besuche von Veranstaltungen und Seminaren davon überzeugen, mich zu bewerben. An der Hochschule stehen uns mit Prof. Dr. Markus Schmitt und Prof. Dr. Wilhelm Schönberger glücklicherweise zwei Vertrauensdozenten zur Seite, die wir jederzeit bei Fragen zu Hochschul- und Stiftungsangelegenheit kontaktieren können. Die Betreuung ist hervorragend.

Beide Professoren sind bei einigen Treffen bzw. Online-Meetings unserer Hochschulgruppe vertreten, so werden wir immer umfassend über alle Neuigkeiten rund um die Stiftungsprogramme informiert. Die Vertrauensdozenten stehen uns aber auch unterstützend zur Seite. Bei der Planung von Veranstaltungen können sie uns Kontakte vermitteln, wie beispielsweise Dozierende für unsere Hochschulgruppenmeetings.

Um mich für das Stipendium zu bewerben, musste ich unter anderem einen tabellarischen Lebenslauf sowie eine Notenübersicht einreichen. Zudem waren ein ausführlicher Lebenslauf, ein Exposé über Studien- und Berufsziele und zwei Empfehlungsschreiben notwendig. Nach einer ersten Zusage, wird man zu einer Auswahltagung in das Kloster Banz eingeladen. Hier absolvieren die Bewerberinnen und Bewerber noch einige Tests wie beispielsweise eine Diskussion über aktuelle politische Themen. Zusätzlich durften alle im Voraus eine Präsentation über ein Thema ihres Studiengangs vorbereiten und in einem Gespräch mit verschiedenen Vertrauensdozierenden der Hanns-Seidel-Stiftung am Ende der dreitägigen Auswahltagung präsentieren. Ein sehr spannendes Bewerbungsverfahren, von dem ich viel mitnehmen konnte.

Nicht nur aus finanzieller, sondern auch aus ideeler Sicht, lohnt sich ein Stipendium. Hier werden von der Hanns-Seidel-Stiftung sehr viele Seminare angeboten. Diese sind mehrtägig und werden meist im Kloster Banz oder in Utting am Ammersee abgehalten. Man kann man unterschiedliche Seminare besuchen. Es werden gesellschaftliche, politische, kulturelle und wirtschaftliche Themen unserer Zeit in den Fokus gestellt und diskutiert. Dabei kommt man mit vielen Stipendiatinnen und Stipendiaten anderer Hochschulgruppen und Fachrichtungen in Kontakt und kann seine Erfahrungen und Eindrücke teilen. Pro Semester muss mindestens ein mehrtägiges Seminar besucht werden.

Die Veranstaltungen unserer Hochschulgruppe sind ein weiterer Bestandteil der ideellen Förderung. Wir veranstalten pro Semester mindestens vier Stipendiatentreffen. Alle Hochschulgruppenmitglieder können beim Semesteranfangsessen ihre Wunschaktivitäten nennen und entscheiden, welche Veranstaltungen im Semester besucht werden sollen. Beispielsweise standen in den letzten Semestern ein Theaterbesuch, eine Stadtführung sowie Christkindlmarktbesuche auf dem Programm.
 
Ich kann eine Bewerbung für ein Stipendium nur empfehlen, da man mit sehr vielen anderen Studenten in Kontakt kommt und nicht nur Kommilitonen der eigenen Fachrichtung oder Hochschule kennenlernt. Die mehrtägigen Seminare sind eine Bereicherung für mich, da man neben den Vorträgen der Dozierenden auch regen Austausch mit Studierenden anderere Hochschulen und Studiengängen bekommt und seinen Horizont somit erweitern kann. Ich konnte mitlerweile schon einige Kontakte knüpfen und freue mich immer wieder, weitere Stipendiaten der Hanns-Seidel-Stiftung kennenzulernen.

Eines möchte ich in diesem Zusammenhang unbedingt noch ansprechen: Viele Studierende denken, dass sie nur mit 1er-Noten Chancen auf ein Stipendium haben. Das war auch bei mir immer so, weswegen ich Stipendien gegenüber sehr skeptisch war. Viel wichtiger sind den Stiftungen in den meisten Fällen aber gesellschaftliches Engagement oder Vereinsaktivitäten. Ich habe keinen Notendurchschnitt von 1,0, bin aber sehr aktiv in einer Theatergruppe und in der Katholischen Landjugend. Das möchte ich auch meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen mit auf den Weg geben. Traut euch eine Bewerbung zu und nutzt diese Chance.

Jessica Kutscher (Stipendiatin Hanns-Seidel-Stiftung)



„Ich kann mich Johannes nur anschließen. Man sollte sich von den Zulassungsvoraussetzungen für ein Bewerbungsverfahren nicht abschrecken lassen, weil gute Noten eben nicht alles sind. Wer für sein Ehrenamt und sein Studium brennt, sollte sich unbedingt für ein Stipendium bewerben.

Nach den Gesprächen mit einer Stipendiatin habe ich mich selbst über das Thema im Internet und auf der Hochschulwebsite informiert. Da ich ehrenamtlich sehr aktiv bin, beschloss ich letztendlich mein Glück zu versuchen, was auch geklappt hat. Eine große Hilfe sind die jeweiligen Hochschulgruppen, die jedes Semester von zwei Studierenden als neugewählte Sprecher und Sprecherin repräsentiert werden. Aktuell sind das für die Hanns-Seidel-Stiftung Johannes und ich.

Wir beraten Interessentinnen und Interessenten bei allen Fragen rund ums Stipendium und helfen ihnen beim Bewerbungsprozess. Dieser Service war auch für mich selbst bei meiner Bewerbung sehr wichtig. Ich konnte mich so über Auswahlbedingungen austauschen und mich über die Gespräche perfekt auf die Auswahltagung vorbereiten.

Ein paar Kriterien sind für ein Stipendium bei der Hanns-Seidel-Stiftung sehr wichtig: Bewerberinnen und Bewerber müssen einen EU-Pass haben und entweder im kommenden Semester ihr Studium starten oder noch mindestens drei Hochschulsemester eingeschrieben sein. Ausgeschlossen sind außerdem alle, die für ein Zweitstudium immatrikuliert und schon älter als 32 Jahre sind. Empfehlenswert ist es natürlich auch, wenn man sich mit den Zielen und Werten der Hanns-Seidel-Stiftung identifizieren kann. Einer erfolgreichen Bewerbung steht dann nichts mehr im Weg.“

Foto: Hochschule Landshut/Thomas Kolbinger
Portraitbilder: Johannes Werkmann, Jessica Kutscher


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