Die Wirtschaft ist reif für Nachhaltigkeit

Kleine wie große Unternehmen geben Antworten – die Bürger sind skeptisch

Klimakrise und Nachhaltigkeit – Wie stellen sich Unternehmen der Herausforderung?“ – unter diesem Motto hatte die Fakultät Betriebswirtschaft im Mai zu einer Podiumsdiskussion geladen. Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Diskussion an der Hochschule und online verfolgt.
 
Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Auftrag für die Wirtschaft, sondern auch für Hochschulen, bekräftigte der Präsident der Hochschule, Prof. Dr. Fritz Pörnbacher, in seinem Grußwort. Mit dem Mikrozertifikatsprogramm „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“, dem Projekt „Impact For Future“ und dem geplanten Studiengang „Wirtschaftspsychologie und Nachhaltigkeitsmanagement“ setze sich die Fakultät Betriebswirtschaft für nachhaltiges Unternehmertum ein. Dass die Klimakrise eine der größten, wenn nicht die größte Herausforderung unserer Zeit ist, verdeutlichte Moderator Prof. Dr. Michael Bürker, Professor für Marketing, Kommunikation und Marktforschung, in seinem kurzen Impulsreferat. Umfragen würden zeigen, dass viele Bürgerinnen und Bürger von der Wirtschaft die erforderlichen Lösungen und Technologien erwartet.

Im Gespräch mit den Gästen auf dem Podium wurde deutlich, welche erheblichen Kraftanstrengungen dies Unternehmen abverlangt. So hat die printvision AG in Freising den Neubau ihres Firmengebäudes bereits 2009 auf Niedrigenergie umgestellt. Walter Obholzer, Leiter Business Solutions, zählte mit dem Einsatz von Elektro-Fahrzeugen, dem papierlosen Büro und der Einführung einer Software, die den CO2 Fußabdruck berechnet, weitere Meilensteine auf. Er hob auch den sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit hervor: So gehört das Unternehmen heute zu fast 100 Prozent seinen mehr als 70 Mitarbeitern.

Unternehmen wollen klimaneutral werden

Martin Bachler, Head of Corporate Sustainability bei ams Osram, betonte, dass Unternehmen in der Lage sein müssen, die Ergebnisse ihrer Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu belegen. Sein Haus wolle bis 2030 klimaneutral sein. Dabei komme Daten eine besondere Rolle zu. Die „digitale Fabrik“ sei eine wesentliche Voraussetzung für wirksames Nachhaltigkeitsmanagement. Zusätzlich machte er auf einen bislang noch wenig beachteten Aspekt aufmerksam: So spielen Nachhaltigkeits-KPIs bereits heute eine zentrale Rolle für die Unternehmensfinanzierung. Sie werde durch die Sustainable-Finance-Strategie und Taxonomie der EU teurer werden.

Mehrfach den Finger in die Wunde legte Sabine Braun, Gründerin und Geschäftsführende Gesellschafterin von akzente Beratung und Kommunikation, einer der ältesten und führenden Nachhaltigkeitsberatungen Deutschlands. So hinke Deutschland im Vergleich mit Ländern hinterher. Die richtige Begeisterung für mehr Nachhaltigkeit sei noch nicht angekommen. Der Mittelstand mache vielfach nur, was sich rechne. Sie nahm auch Politik und Bevölkerung in die Pflicht. Menschenrechte und Klimaschutz bräuchten Gesetze. Menschen dürften ihr Verhalten nicht erst ändern, wenn die Katastrophe das eigene Haus bedrohe. Der Mittelstand solle sich auf seine Stärke besinnen – Deutschland brauche jetzt wieder Erfinder und Innovationen.

Klimaziele eine Herausforderung

Eher ernüchternd war das Ergebnis der Schlussfrage an Publikum und Podium: „Schaffen wir das Pariser Klimaziel von 1,5 Prozent?“ Während die Unternehmensvertreter*innen es als unrealistisch, aber machbar bezeichneten, wenn alle Hebel sofort in Bewegung gesetzt werden, waren sich Zuschauerinnen und Zuschauer einig: Das schaffen wir nicht mehr. Entsprechend lebhaft setzten sich die Gespräche beim Get-together fort. Die letzten Gäste gingen kurz vor 23 Uhr. Die Veranstaltung war Auftakt der Veranstaltungsreihe „Umbrüche, Aufbrüche, Durchbrüche – Neue Perspektiven für Wirtschaft und Gesellschaft“ in Kooperation mit dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW). Dabei werden in loser Folge die großen Umbruchthemen unserer Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf Wirtschaft und Unternehmen diskutiert: Globalisierung, Digitalisierung, soziale Medien, künstliche Intelligenz, Wandel der Arbeitswelt und Demokratiekrise. Die nächste Veranstaltung ist für November 2022 geplant.

Quelle: Steckermeier/Hochschule Landshut