Die am Abend des 26. Januar in der Veranstaltung "Ist das 1,5 Grad Ziel noch zu erreichen?" vermittelten Ergebnisse einer Live-Klima-Simulation sind ernüchternd. Denn das Ergebnis eben jener Simulation, welche an diesem Abend an der Hochschule Landshut präsentiert wird, zeigt: es gibt vermeintlich nicht die eine allein wirksame Maßnahme gegen die drohende globale Klimakrise. Die meisten der in der Öffentlichkeit diskutierten Optionen wie Aufforstung, Elektromobilität, Kernenergie oder Fleischverzicht würden nach Vermittlung der Veranstaltungsinhalte jeweils selbst bei radikaler und weltweiter Anwendung die globale Klimaerwärmung lediglich um 0,1-0,3 Grad reduzieren, wenn sie für sich blieben. Doch auch mit einer Kombination mehrerer Maßnahmen sei es schwer, das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels bis Ende des Jahrhunderts zu garantieren.
Gastreferent Prof. Dr. Michael Kühl - Direktor des Instituts für Biochemie und Molekulare Biologie der Universität Ulm und Mitglied der Initiative Climate Interactive - zeigte die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen im Detail auf. Mit der dabei vorgestellten im Internet frei verfügbaren Klima-Simulation kann jede*r Interessierte eigene Szenarien für die Begrenzung der globalen Erwärmung erstellen. Die Internetplattform hierzu wurde entwickelt vom US-amerikanischen Think Tank Climate Interactive und der MIT Sloan Sustainability Initiative.
In der anschließenden Diskussion kristallisierte sich eine Information deutlich heraus. Wer die gravierenden Negativfolgen des Klimawandels vermeiden möchte, muss viel grundsätzlicher vorgehen. Jede*r Akteur*in müsse handeln und neue Wege gehen: Politik, Wirtschaft, Unternehmen und auf einer Ebene darunter Kund*innen respektive Wähler*innen. Technologische Lösungen müssten genauso vorangetrieben werden wie freiwillige Selbstbeschränkung und institutionelle Vorgaben. Entsprechend fasste ein Teilnehmer der Veranstaltung rückwirkend zusammen: „Die Uhr steht bestenfalls noch auf 5 Sekunden vor 12 Uhr! Wir alle müssen jetzt und sofort alles tun, um unseren persönlichen CO2-Fußabdruck, als auch den unserer Unternehmen radikal zu reduzieren“.
Dr. Stephan Hundertmark - Nachhaltigkeitsexperte der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner GmbH - machte deutlich, dass die Maßnahmen noch stärker die Sprache und Spielregeln der Wirtschaft aufgreifen sollten. Viele Unternehmer seien motiviert, sähen Ihr Unternehmen aber im Wettbewerb gefährdet, wenn sie schlagartig auf Nachhaltigkeit umstiegen.
Prof. Dr. Burkhard Jäger, Professor für Organisation und Strategie an der Hochschule Landshut, plädierte vehement dafür, sich auf die Prinzipien von Ordnungspolitik zu besinnen. Wirtschaftspolitik müsse die Spielregeln für die Menschen definieren. Die Spielzüge seien wiederum Sache der Akteure. Der Staat solle den Rahmen setzen, aber nicht in Verhalten und Abläufe eingreifen.
Moderator Prof. Dr. Michael Bürker - Professor für Marketing, Kommunikation und Marktforschung - verdeutlichte, wie die betriebswirtschaftliche Fakultät in Landshut Studierende auf die Herausforderungen von Klimakrise und Nachhaltigkeit vorbereitet: so seien Nachhaltigkeit und Ethik bereits heute in deren Studiengänge und Fächer integriert.
Im Wintersemester startet an der Hochschule Landshut ein neuer Studiengang: wen die obige Thematik besonders interessiert und sich mit der Rolle des Menschen in der Transformation auseinandersetzen möchte, kann sich fortan ab dem Wintersemester 23/24 im Bachelorstudiengang "Wirtschaftspsychologie & Nachhaltigkeitsmanagement" auf die Herausforderungen von morgen vorbereiten.