Studieren neben Familie und Beruf – in Ruhstorf geht’s

Im Sommersemester 2023 startet am TZE der neue Studiengang "Wirtschaftsingenieurwesen Energie und Logistik"

Vollzeit in die Arbeit gehen, sich um die Kindererziehung und den Haushalt kümmern – und sich zudem akademisch in einem zukunftsträchtigen Berufsfeld weiterbilden. Ein frommer Wunsch oder gar eine Traumvorstellung? Keineswegs. Denn in Ruhstorf ist diese Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Studium bald möglich. Am Technologiezentrum Energie (TZE) startet im Sommersemester 2023 nämlich der Studiengang "Wirtschaftsingenieurwesen Energie und Logistik", den die Hochschule Landshut anbietet. Wer sich bewerben kann, was die Studieninhalte sind und wie das – überwiegend online gestaltete – Studium abläuft, das haben Vertreter aus Lokalpolitik und Wirtschaft bei einer Kick-Off-Veranstaltung erfahren.

Ruhstorf wird nun also Studienort. Den Bürgermeister freut’s. "Es erfüllt mich mit Freude, dieses Studium künftig bei uns in der Marktgemeinde anbieten zu können. Ich hoffe sehr, dass das Angebot großen Anklang finden wird", sagt dann auch Andreas Jakob bei der Begrüßung der Gäste am Dienstagabend im TZE. Und auch Landrat Raimund Kneidinger ist begeistert davon, dass nun am TZE nicht nur geforscht, sondern auch aus- und weitergebildet wird. Als "zusätzliche Säule für den Standort im Passauer Land" bezeichnet er das neue Studienangebot.

Die lobenden Worte des Landrats gibt Prof. Dr. Fritz Pörnbacher, Präsident der Hochschule Landshut, gerne zurück. Er bedankt sich beim Landkreis und der Marktgemeinde für die Unterstützung, die dieses Projekt erst möglich gemacht habe. Und wirbt nebenbei – nicht ganz uneigennützig – auch gleich für das neue Ruhstorfer Angebot: "Der Studiengang passt perfekt in die Region, jede Firma kann ihn brauchen." Ins selbe Horn stößt Vizepräsident Prof. Dr.-Ing. Marcus Jautze, der näher auf das Angebot eingeht: "Wir legen den Fokus vor allem auf die akademische Weiterbildung. Dabei bieten wir einen Zugang für die breite Bevölkerung." Der Studiengang "Wirtschaftsingenieurwesen Energie und Logistik", das wird an diesem Abend deutlich, soll nichts Elitäres, nichts Abgehobenes haben. Im Gegenteil. Perfekte Ausbildung für die Praxis soll er bieten. So können sich Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und dreijähriger beruflicher Tätigkeit im technischen oder kaufmännischen Bereich sowie Meister, Techniker und Fachkaufleute für den Studiengang einschreiben. Ebenso Personen mit Fachhochschulreife, Fachgebundenem oder Allgemeinem Abitur. Und: Flexibilität wird beim neuen Studiengang groß geschrieben. "So können die Studierenden das Studium parallel zu ihrem Beruf und ihrer Familie wahrnehmen", betont Vizepräsident Jautze.

Doch wie genau funktioniert das Studium denn nun? Das verdeutlicht an diesem Abend den Gästen Sebastian Gebauer, der Leiter der Weiterbildungsakademie der Hochschule Landshut. "Vorrangiges Ziel ist die gute Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie", unterstreicht auch er. Und so richtet sich der Studiengang nicht zuletzt an jene, die schon im Berufsleben stehen und den nächsten Schritt in ihrer Karriere machen wollen. Dass das Studium bei aller Flexibilität natürlich einen Großteil der Freizeit in Anspruch nehmen wird, auch das verhehlt Gebauer nicht. Der Lohn der Mühen aber ist der Abschluss "Bachelor of Engineering" an einer renommierten Hochschule. Neben etablierten Dozenten der Hochschule selber werden auch Experten aus Unternehmen der Region die Studierenden unterrichten und betreuen.

Und das in einem Mix aus Online- und Präsenzlehre. Anhand von Online-Videos und Skripten können sich die Studierenden auf die Seminare vorbereiten, die aus Flexibilitätsgründen an Freitagen und Samstagen stattfinden werden. "Der Unterricht erfolgt über Videokonferenzen. Der Dozent ist dabei entweder in Landshut oder an einem der Studienorte wie Straubing oder Ruhstorf ", erklärt Sebastian Gebauer. So können die Studenten die Seminare in regelmäßigen Abständen auch in Präsenz besuchen. Die Studenten, so ist es angedacht, können sich auch in Lerngruppen zusammentun. Die Voraussetzungen dafür gibt’s im TZE. Neben den Seminarräumen wurde auch eine Kaffeeküche eingerichtet. Abgerundet wird das alles durch Blockseminare, die an der Hochschule Landshut stattfinden.

Vorgesehen sind elf Semester, die sich aber bei Anrechnung bereits erbrachter Leistungen und Anforderungen auf neun verringern können. Vorgesehen sind zudem, wie Gebauer erklärt, Englischkurse sowie ein Praxissemester. Angepeilt werde eine Studierendenzahl von 15 bis 20, wobei das Augenmerk absichtlich auf kleinere Gruppen gelegt werde. Eben mit Blick auf die Lerngruppen.

Natürlich ist das alles nicht gratis. So müssen Studenten mit Semesterbeiträgen von rund 1160 Euro kalkulieren. Wer sich der Herausforderung stellt, kann sich der Anerkennung seines Chefs sicher sein. Davon jedenfalls ist Sebastian Gebauer überzeugt. "Dafür haben wir sehr viel Geld in die Hand genommen. So wurde zum Beispiel in die Infrastruktur der Hochschule Landshut investiert", schildert er die Bemühungen aller Beteiligten. Und nicht unerwähnt ließ er, dass von diesem Studienkonzept auch die jeweiligen Chefs der Studierenden enorme Vorteile hätten. "Es gibt eindeutig einen Mehrwert für Arbeitgeber. So wird verhindert, dass beispielsweise ein Mitarbeiter nach Regensburg zum Studieren abwandert und so dem Unternehmen verloren geht", veranschaulicht Sebastian Gebauer zum Schluss. Ein Studium, das also neben dem Einzelnen auch noch der Region zugute kommt.

Quelle Text und Bild: Philipp Fuchs-Mosquera / Passauer Neue Presse (Lokalredaktion Pocking)