Spatenstich für Forschungsstätte zur dezentralisierten Stromgewinnung des Bauernhofs von morgen erfolgt

Die Demonstrationsbiogasanlage, die aus einem Verbundprojekt zwischen der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising, der Landmaschinenschule Landshut-Schönbrunn, einer Einrichtung des Bezirks Niederbayern, den Firmen Agrotel GmbH und Finsterwalder Umwelttechnik GmbH sowie der Hochschule Landshut hervorgeht, soll ab Mitte 2023 in Vollbetrieb gehen. Über ein Jahr hinweg sollen mit ihrer Hilfe wichtige Erkenntnisse in der Möglichkeit zur dezentralen Stromgewinnung über Biogas am heimischen Hofbetrieb des Bezirks liefern. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Energie und Infrastruktur.

Am vergangenen Freitag, den 24. März nahm Staatsminister Hubert Aiwanger am Spatenstich des Forschungsprojektes „Kleine Biogasanlagen aus textilen Materialien“ teil. Die Einladung dazu hatte er von Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und dem Präsidenten der Hochschule Landshut, Prof. Fritz Pörnbacher, erhalten. Neben den Vertreter*innen aus der Politik waren auch die Sponsoren in die Räumlichkeiten des Agrarbildungszentrums in Landshut-Schönbrunn eingeladen.

Hinter der Konzeption des zukunftsweisenden Projekts steckt Prof. Dr. Josef Hofmann. Der Professor für Energie- und Umwelttechnik an der Hochschule Landshut ist Kopf einer Forschungsgruppe von wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studierenden sowie Prof. Dr. Diana Hehenberger-Risse und Prof. Dr. Walter Fischer, welche die Biogasanlage „im kleinen Maßstab“ entwickelt haben. Er sieht gutes Potenzial darin, dass kleine bis mittelgroße landwirtschaftliche Betriebe künftig autark nachhaltigen Strom erzeugen können: „Wir haben gedacht, das könnte eine Chance für Landwirte mit einer Viehstärke von 60 Kühen aufwärts sein“. Die meisten Biogasanlagen gibt es bisher nur in deutlich größeren Formaten, meist ab 75 kW elektrischer Leistung mit Maissilage als wesentlicher Einsatzstoff zur Gasproduktion.

Hintergrund ist, dass die meisten Anlagen mit Gülle oder Mist als Einsatzstoff bisher nicht rentabel genug für viele Bauern betrieben werden können. Mit Hilfe des Forschungsprojekts soll nun herausgefunden werden, ob sich das in Zukunft ändern kann. Die zu klärende Frage ist demnach, ob eine dementsprechend kleinere Biogasanlage erfolgsbringend für die nicht so großen Höfe sein kann. Der durch die Forschungs-Biogasanlage produzierte Strom wird vom Start an in das örtliche Stromnetz des Agrarbildungszentrums Landshut-Schönbrunn eingespeist.

Ziel des Projekts ist aber nicht ausschließlich zu testen, ob dieses Modell Potenzial für eine Breite Verwendung hat. Sie soll direkt im praktischen Lehrbetrieb eingebunden sein, sodass die angehenden Landwirte sich direkt an ihr erproben können.

Die entwickelte Biogasanlage wandelt vorhandene landwirtschaftliche Reststoffe, wie Rinderfestmist, Rinder- oder Schweinegülle – je als Substrat – zu Biogas und Dünger um. Vor Ort am Gelände der Landmaschinenschule werden Festmist und Kleegrassilage aus dem landwirtschaftlichen Betrieb des Agrarbildungszentrums verwendet, die aus dem örtlichen Rinderstall stammen. Fremdsubstrate von außerhalb dürfen aufgrund der biologischen Bewirtschaftung des Betriebs nicht in der Demonstrationsanlage verwendet werden.

Der Zeitplan sieht wie folgt aus: Anfang Juni soll die Demonstrationsbiogasanlage auf dem Gelände des Agrarbildungszentrums in den Probebetrieb genommen werden. Mit dem Beginn des Julis soll im Anschluss dann planmäßig der Realbetrieb aufgenommen werden. Der Probelauf der Anlage ist mit der Dauer von einem Jahr angesetzt.

„Wir unterstützen das Projekt der kleinen Biogasanlage mit zwei Millionen Euro deshalb, weil die kleinen bis mittleren Vieh- oder Tierhalter auch mit einer Biogasanlage arbeiten können sollen. Es soll nicht sein, dass hunderte Hektar hinzugepachtet werden müssen, damit diese Bauern überhaupt in eine Rentabilität kommen“, erklärte Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger.

Ein besonderes Anliegen ist es Prof. Hofmann, die Leistung der Studierenden bei diesem Projekt hervorzuheben: „Wichtigstes Kapital hier wie sonst auch sind unsere Studentinnen und Studenten. Sie haben dieses Projekt maßgeblich getragen!“ Wenn alles nach Plan verläuft, können diese im Anschluss also zurückblicken und feststellen, dass sie hier tatkräftig an einem Musterbeispiel mitgewirkt haben, welches Landwirten als Vorbild dienen kann. „Wir wollen ganz klar nicht nur auf niederbayerischer Ebene bleiben, sondern darüber hinaus international wahrgenommen werden und nach Möglichkeit ein Vorbild sein“ fasst Prof. Hofmann zusammen. Getreu dem Motto: so kann’s gehen.