Soziale-Arbeit-Projekt hilft, hohe Suizidrate in JVAs zu senken

„Suizidprävention im Justizvollzug“ lautete das Thema einer Projektwerkstatt im Rahmen des Studiums in der Fakultät Soziale Arbeit. Fünf Studierende übergaben soeben die Ergebnisse dem Leiter der Sozialtherapie für Gewaltstraftäter der JVA München, Herrn Regierungsdirektor Dr. Willi Pecher. Ziel der Projektwerkstatt unter Leitung von Prof. Dr. Johannes Lohner war es u.a. Schulungsmaterial für das sog. „Listener-Projekt“ zu entwickeln.

Im Justizvollzug ist die Suizidrate im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich erhöht und liebt  besonders in den ersten Tagen bzw. Nächten der Inhaftierung hoch. Das Listener-Projekt hat im britischen Strafvollzug seine Wurzeln. Dort wird es von sogenannten „Samaritans“ unter dem Begriff der „peer suicide prevention“ (Suizidprävention durch Personen in ähnlichen Situationen) durchgeführt. Seit 1999 wird das Projekt auch in deutschen und österreichischen Anstalten durchgeführt (erstmals in Innsbruck).

Grundsätzlich geht es darum, dass sich „Listener“, also geschulte Gefangene, Neuzugängen als Gesprächspartner zur Verfügung stellen. Diese befinden sich durch die Inhaftierung häufig in einer schweren Krise. Mit dem Listener-Projekt wird dem Neuzugang ein Gesprächspartner und Zuhörer zur Verfügung gestellt, um ihn in dieser schwierigen Situation nicht alleine zu lassen. Außerdem kann es sehr hilfreich sein, konkrete Informationen über den Verfahrensverlauf und den Alltag im Gefängnis zu erhalten. Und wer könnte diese Aufgabe besser erfüllen, als ein Gefangener, der selbst schon in einer entsprechenden Situation war und den Ablauf in der Anstalt genau kennt?

Die Listener müssen im Vorfeld intensiv geschult und begleitet werden, dazu gehört auch die Vor- und Nachbereitung der Einsätze. Es war die Aufgabe der Projektwerkstatt neues Schulungsmaterial (Informationen zur Gesprächsführung, Aktives Zuhören, Arten der Kommunikation, soziale Kompetenzen) für die jeweiligen Schulungssitzungen mit den Listenern zu erstellen. Die Studierenden unternahmen Exkursionen in die Justizvollzugsanstalten München und Neuburg/Donau zur Recherche und Expertenbefragung und entwickelten ein Manual für die Gruppenführung durch Psycho-Soziale Betreuer.

Dr. Pecher zeigte sich bei der Überreichung „begeistert“ von dem fundierten und umfangreichen Material und der anwenderfreundlichen Umsetzung. Da von Seiten des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz beabsichtigt ist, das Listener-Programm evtl. bayernweit einzuführen, käme das Schulungsmaterial „genau zum richtigen Zeitpunkt“. Es ist angedacht, allen anderen bayerischen JVAs das Schulungsmaterial zur Verfügung zu stellen.