SG158: Putzen – Kochen – Pflegen – Trösten: Care Work 4.0

Modulverantwortliche: Prof. Dr. Barbara Thiessen

Credit Points nach ECTS: 2

Qualifikationsziele des Moduls:

  • Verständnis zum Zusammenhang von Erwerbsarbeit und unbezahlter Care-Arbeit
  • Grundlagen von Care-Theorien
  • Grundlagen und Vertiefung von Genderwissen
  • Forschendes Lernen im unterschiedlichen Care-Feldern: Familien, Privathaushalte, Internetdienstleister, soziale Einrichtungen
  • Vertiefung wissenschaftlicher Textanalysen und empirischer Forschungsmethoden
  • Umgang mit multiprofessionellen Gruppen
  • Wahrnehmung der Bedeutung transdisziplinärer wissenschaftlicher Perspektiven


Inhalte des Moduls: Care betrifft alle Menschen: Fürsorge gehört zu den existentiellen Voraussetzungen jeden Lebens. Die Organisation von Care, also wer übernimmt Putzen, Kochen, Pflegen, Trösten und vieles mehr, zu welchen Bedingungen und in welchen Kontexten, verändert sich aktuell nachhaltig – global und in Deutschland, in familialen Lebensgemeinschaften und Organisationen.
Unter dem Begriff „Care“ wird die Gesamtheit der gesellschaftlich und individuell notwendigen Formen von Fürsorge und Pflege verstanden. Dazu gehören Tätigkeiten, die zur (Wieder-)Herstellung von Gesundheit, Arbeitskraft oder Leistungsfähigkeit notwendig sind, aber auch vielfache Formen des Sich-Kümmerns, die darüber hinausgehen. Bislang oft wesentlich unentgeltlich verrichtete Tätigkeiten wie die Pflege von Kindern, älteren Menschen sowie die alltägliche Hausarbeit waren lange als weiblicher „Liebesdienst” konnotiert und rein dem privaten Bereich zugeordnet. Diese Grenzziehung ist instabil geworden. Denn Care-Tätigkeiten sind zunehmend ökonomisiert, institutionalisiert und professionalisiert: Die Haushaltshilfe aus dem Internet, die 24h-Pflege aus Osteuropa, der Einkauf- und Bestellservice zum Feierabend, die Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr, die Pflege am Lebensende unterstützt durch Robotik. Parallel ändern sich Familienentwürfe, urbane und dörfliche Gemeinschaften sowie Generationenbeziehungen. Dieser Wandel korreliert mit den Umwälzungen in der Erwerbsarbeit, die durch Intensivierung, Flexibilisierung, Digitalisierung und erhöhter Mobilität zu fortgesetzter Individualisierung beitragen. Care-Arbeit ist zudem von technischen Entwicklungen begleitet (etwa in der technischen Assistenz Hilfebedürftiger) und ein wichtiger Markt geworden. All diese Veränderungen sind nicht nur von großer praktischer Relevanz; sie regen auch zu Überlegungen über das zugrunde liegende, sich ebenfalls wandelnde Menschenbild an: dem Menschen zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Kurzum: Wie sollen fürsorgliche Praxen zukünftig stattfinden? Was ist ein „gutes Leben“, wenn Arbeit 4.0 auch Care-Arbeit beinhaltet?

Diese Fragen sollen in vier interdisziplinär besetzten Arbeitsgruppen gebündelt werden:

  • Robotik in der Pflege: Perspektiven von Pflegekräften und Pflegebedürftigen
  • Essen auf Fahrrädern: Arbeitsbedingungen im Lieferservice und Einblicke in neue Haushaltsstrukturen
  • Outsourcing von Haushaltsarbeit: Situation von Beschäftigten in haushaltsbezogenem Online-Service
  • Vereinbarkeit 4.0: neue Geschlechtermuster oder Neo-Biedermeier?


Geplanter Ablauf:

Tag 1: Grundlagen und Gruppeneinteilung

  • Impuls zu Care und sozial-ökologischem Wandel
  • Vorstellung der Fragestellungen der vier Arbeitsgruppen und erste Materialrecherche
  • Tagesbilanz


Tag 2: Erhebungen und Recherchen

  • Klärung der methodischen Vorgehensweisen
  • Gruppenarbeit in vier Arbeitsgruppen: Interviews und Gruppendiskussionen, Materialauswertung, Diskursanalysen
  • Tagesbilanz


Tag 3: Auswertung und Ergebnissicherung

  • Fertigstellung der Gruppenarbeiten, Ergebnissicherung
  • Diskussion der Ergebnisse quer zu den Arbeitsgruppen
  • Sicherung der Befunde zu Care-Arbeit 4.0


Tag 4: Ergebnispräsentation

  • Abschlusspräsentation
  • Reflexion der interdisziplinärer Zusammenarbeit


Lehrform(en)
    Seminaristischer Unterricht

Voraussetzungen für die Teilnahme: keine

Prüfungsleistung(en): Präsentation

Veranstaltungssprache: Deutsch

Min./max. TN-Zahl:
Minimal 10 TN und maximal 20 TN

Anmeldung und Seminartermine: SB-Portal