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Passen Digitalisierung und Gleichstellung zusammen?

„Ortswechsel“ beleuchtet KI und Digitalisierung unter geschlechterkritischer Perspektive.

Die Vortragsreihe „ortswechsel“, die im Salzstadel stattfindet, ist seit 2012 fester Bestandteil im Veranstaltungskalender der Hochschule Landshut. Im Fokus der Reihe steht vor allem eines, wie Prof. Dr. Tippmann-Krayer, Vizepräsidentin Lehre und Qualität in ihrer Begrüßung am Eröffnungsabend betonte: „Begegnungen zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis zu schaffen sowie kontroverse Diskussionen über aktuelle Themen zu ermöglichen.“

Gleich am ersten Vortragsabend widmeten sich die Referierenden und Podiumsgäste einem der derzeit meist diskutierten Themen der Gesellschaft: der Digitalisierung. Konkret gingen sie der Frage nach, wie künstliche Intelligenz und Digitalisierung unter geschlechterkritischer Perspektive zu betrachten seien.

Impulse aus Wissenschaft, Politik und Praxis

In einem kurzen Impulsvortrag klärte Prof. Dr. Gudrun Schiedermeier, einzige Informatikprofessorin an der Hochschule Landshut, die Begrifflichkeiten, ging auf Vor- und Nachteile der Digitalisierung ein und gab einen Überblick, wie Digitalisierung das gesellschaftliche Leben verändert. Einen kritischen Blick warf sie auf den Frauenanteil im KI-Sektor, der laut Schiedermeier mit nur 22 Prozent im internationalen Vergleich deutlich zu gering ausfällt.

Über den sich noch in Arbeit befindenden 3. Gleichstellungsbericht der Bundesregierung referierte Dr. Regina Frey, wissenschaftliche Leiterin der zuständigen Geschäftsstelle. In dem Bericht wird der Fokus laut Frey unter anderem auf Paygaps in der Digitalwirtschaft, der Verstärkung von Geschlechterstereotypen durch soziale Medien und Algorithmen sowie Flexibilisierungspotenzialen liegen.

Als Vertreter der Praxis gab Friedrich Steininger, einer der Geschäftsführer der DE software & control GmbH, Einblicke in den Alltag eines Software-Herstellers. Er stimmte vor allem Schiedermeier zu und stellte fest, dass der Frauenanteil in seinem Dingolfinger Unternehmen relativ gering ist und die meisten Mitarbeiterinnen eher im Verwaltungs- als im Programmierungsbereich arbeiten. Mit der Fragestellung der Vortragsreihe war Steininger nicht ganz einverstanden, da Digitalisierung für ihn ein bloßes Werkzeug sei und deshalb nichts mit Geschlecht zu tun habe.

Podiumsdiskussion über Gleichstellung und Digitalisierung

Wieso Digitalisierung doch ein Genderthema ist und welche Rolle Frauen im Zeitalter der Digitalisierung einnehmen, war eines der Kernthemen in der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Prof. Dr. Thiessen vom Institut Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung an der Hochschule Landshut moderiert wurde.

Eines der Beispiele thematisierte Algorithmen zur Vorauswahl von Bewerbungen. Frey stellte die These auf, dass trotz gleicher Qualifikation, Männer, aufgrund unbewusst ausgeübter Mechanismen, eher ausgewählt werden würden als eine Frau, die womöglich auch noch einen ausländischen Namen trägt. Dem stimmten Schiedermeier und Steininger zu, ergänzten jedoch, dass es vor allem darauf ankomme, wer den Algorithmus programmiert.

Da in diesem Bereich hauptsächlich Männer arbeiten würden, wäre der Erfahrungshorizont – wenn auch nicht absichtlich – stark eingeschränkt. In einem Programmier-Team müssten demnach Frauen und Männer gleich repräsentiert sein. Das sei aber nur zu erreichen, wenn mehr Frauen für die IT-Branche begeistert werden. Das könnte gelingen, wenn die Bedeutung von Kreativität und Kommunikationskompetenz für die Informatik mehr herausgestellt werden würde, anstatt das Image eines Berufs für „Technik-Nerds“ weiter zu transportieren, waren sich die Podiumsgäste einig. Weitere Themen der Podiumsdiskussion waren ethische Fragen bezogen auf die Digitalisierung des Arbeitsmarktes.

Weitere Spannende Themen im Dezember und Januar

Die weiteren Termine der Veranstaltungsreihe „ortswechsel“ im Salzstadel finden am Mittwoch, 11. Dezember, ab 19 Uhr, zum Thema „Angebotsstruktur zum Schwangerschaftsabbruch in Niederbayern“ und am Dienstag, 14. Januar, ab 19 Uhr zum Thema „Geschlechtergerechtigkeit im Sport“ statt. Mitorganisatorinnen der Reihe sind neben Prof. Dr. Barbara Thiessen, Hochschulfrauenbeauftragte Prof. Dr. Diana Hehenberger-Risse sowie die Gleichstellungsbeauftragten von Stadt und Landkreis Landshut, Andrea Just und Karin Boerboom.

Foto: Hochschule Landshut

(frei zur Verwendung bei Angabe der Quelle)