Mehr Zeit in der Pause dank Mensa-Simulation

Zum Start des Sommersemesters sind die Verbesserungen aus dem Modul „Prozesssimulation“ deutlich spürbar: Studierende haben unter der Betreuung von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Wunderlich und Küchenleiter Sascha Geiger im zurückliegenden Wintersemester 2022/23 die Abläufe bei der Essensausgabe der neuen Mensa simuliert und optimiert. Der Outcome kommt den Besucher*innen der Mensa nun zugute.

Seit Eröffnung der neuen Mensa im März 2022 wartet sie zur Mittagszeit mit einem breiten Angebot aus verschiedenen Mahlzeiten und Getränken für Studierende sowie Angestellte der Hochschule auf. Doch nicht nur Hochschulangehörige, sondern auch die Nachbar*innen aus der Sozialverwaltung des Bezirks Niederbayern oder des Agrarbildungszentrums schauen gerne auf eine Mahlzeit vorbei. Insbesondere zur Mittagszeit ist also stets mit einem großen Menschenansturm im Mensabereich zu rechnen. Was in der Vergangenheit vereinzelt lange Warteschlangen und -zeiten für die Gäste zur Folge haben konnte. Daher war es das Ziel der Projektgruppe um Prof. Wunderlich, die durchschnittliche Durchlaufzeit und damit die Wartezeit für die Mensagäste durch Simulation und Optimierung bei wirtschaftlich vertretbarem Aufwand zu reduzieren.

Zur Erstellung des Simulationsmodells mussten diverse Daten wie Abmessungen der Mensa, Besucherzahlen und Wartezeiten erfasst werden. Die primäre Datenerhebung wurde durch verschiedene Beobachtungen und manuelle Zeitmessungen durchgeführt. Zusätzlich erfolgten Kassenauswertungen der Mensa und Interviews mit Chef Geiger sowie seinen Kolleg*innen. Das Projektteam gewann dabei wichtige Erkenntnisse zur Durchlaufzeit, Anzahl der Kund*innen, deren Verhalten, den Tageszeiten mit den meisten Besucher*innen, sowie den Taktzeiten und Störzeiten an Kasse und Ausgabestationen.

Für die Modellerstellung wurde das Programm „Plant Simulation” von Siemens in der Version 2201 verwendet. Jeder Gast entnimmt an der Tablettausgabe ein Tablett und gewünschtes Besteck. Die Stationen Salatbuffet und Pizza sind aufgrund ihrer geringen Auslastung kein Engpass und die Bearbeitungszeit wurde aufgrund gemittelter Messungen implementiert. Daher fokussierte sich das Team bei der Auswertung der Simulationsläufe auf die Stationen Kasse 1 und Kasse 2 sowie die drei Essensausgaben Fleisch, Vegan und Vegetarisch. Die Ressourcenstatistiken zeigten, dass die Kassen den Engpass darstellten. Der Grund dafür war ein hoher Anteil an Störungen, die vor allem durch falsches Kundenverhalten beim Bezahlvorgang verursacht wurden. Das konnte primär auf eine nicht ausreichend aufgeladene Studierendenkarte zurückgeführt werden. In der Folge führte dies zu einem Rückstau, woraus sich negative Auswirkungen auf den gesamten Prozess ergaben. Zusätzlich traten auch Probleme in Form von Wartezeiten an den Essensausgabestationen auf, da die Kund*innen aufgrund mangelnder Informationen nicht wussten, was sie bestellen sollten.

Für die schnelle Lösung der identifizierten Probleme fokussierte sich das Team auf zwei Punkte: zum einen sollten die Studierenden rechtzeitig auf die Zahlung mit der Studierendenkarte bzw. auf deren Aufladung hingewiesen werden und zum anderen sollten sie sich in der App des Studierendenwerks im Vorfeld über die angebotenen Gerichte informieren können. Denn wer weiß, was es an der Essensausgabe gibt, spart Zeit.

Die Ergebnisse der Simulation waren vielversprechend: so ließ sich alleine durch die Verbesserung des Kundenverhaltens an den Kassen - statt 30% der Studierenden haben nur noch 15% keine aufgeladene Studierendenkarte - die maximale Durchlaufzeit von über zehn Minuten auf ca. sieben Minuten und 30 Sekunden reduzieren. Der Mittelwert konnte in den Simulationsläufen sogar auf 2 Minuten und 33 Sekunden gesenkt werden.

Im Praxisbetrieb des Sommersemesters 2023 wird sich nun zeigen, ob die mittlerweile aktualisierte App und die aufgestellten Plakate die in der Simulation prognostizierte Wirkung entfalten.

Simulationsprojekte wie dieses werden im Modul „Prozesssimulation“ übrigens nicht nur in Kooperation mit dem Studierendenwerk, sondern v.a. mit Industriepartnern und Logistikeinrichtungen aus der Region durchgeführt. Das Modul steht Studierenden des Masters Wirtschaftsinformatik, des Masters Systems Engineering und des Masters Wirtschaftsingenieurwesen offen. Wer ein Projekt anbieten möchte, kann sich direkt an Prof. Wunderlich wenden und darf sich auf interdisziplinär interessierte Studierende freuen.