Medizintechnik-Innovationen mit neuem Netzwerk der Hochschule

Das neue Netzwerk Medizintechnik der Hochschule wurde soeben bei einer Auftaktveranstaltung aus der Taufe gehoben. Rund 120 interessierte Teilnehmer zeigten das große Interesse an dem Branchennetzwerk, das Forschung und Unternehmen zusammenbringen will, um gemeinsam innovative Medizintechnik-Entwicklungen zu forcieren und so den Standort Niederbayern zu stärken.

Regierungspräsident Heinz Grunwald betont die positive aktuelle Lage der niederbayerischen Wirtschaft. Doch sei es eine der Lehren aus der Wirtschaftskrise, dass neben der in Niederbayern prägenden Automobilindustrie, Arbeitsplätze in weiteren Zukunftsbranchen wie der Medizintechnik etabliert werden müssten. Er sichert die Unterstützung für das neue Netzwerk zu und bedankt sich bei der Hochschule für ihr Engagement. „Damit sorgt sie dafür, dass aus Niederbayern nicht nur die beste Technik für Autos sondern auch für die Gesundheitstechnik kommt“.

Vom einfachen Pflaster über das künstliche Hüftgelenk bis zur selbststeuernden Insulinpumpe – hinter nahezu jeder medizinischen Leistung steckt auch die Medizintechnik. Der demografische Wandel, eine immer älter werdende Gesellschaft, hierzu hat die Medizintechnik auch einen wichtigen Beitrag geleistet, und der steigende Lebensstandard sorgen für ein ständiges Wachsen der Nachfrage nach Medizinprodukten. „Mit einem Umsatz von rund zwanzig Milliarden Euro zählt die Medizintechnikbranche zu einem der Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft,“ betonte Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel. 2011 habe es ein Umsatzplus von rund sechs Prozent gegeben, bis zum Jahr 2015 werde eine jährliche Wachstumsrate von sogar acht Prozent prognostiziert.

Im Wachstumsmarkt Medizintechnik baut die Hochschule einen neuen Lehr- und Forschungsschwerpunkt auf. Dass die Einrichtung eines Netzwerkes eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Forschungseinrichtungen darstellt, zeigen die Erfahrungen der bereits bestehenden Cluster „Leichtbau“ und „Mikrosystemtechnik“. Mit dem Netzwerk Medizintechnik, mit Forschungs- und Entwicklungsprojekten sowie dem neuen Bachelorstudiengang „Biomedizinische Technik“ soll ein Fachkräfte-Pool für die regionale Wirtschaft entstehen, um die Innovationskraft in diesem Bereich nachhaltig zu stärken. "Nur durch eine intensive Zusammenarbeit von teilnehmenden Unternehmen und Forschungseinrichtungen können technische Innovationen realisiert und das Marktpotential der Medizintechnikbranche erschlossen werden," ist Prof. Dr. Stoffel überzeugt. Zur Finanzierung des neuen Netzwerks, das in Kooperation mit der IHK Niederbayern etabliert werden soll, wurden EU-Fördergelder beantragt, die Stadt Landshut hat bereits eine Kofinanzierung von 50.000 Euro zugesagt. Die  Nachbarlandkreise und –städte sind zur Zusammenarbeit aufgerufen, um dadurch am Wachstum im Bereich Medizintechnik teilzuhaben und damit die Gesamtregion nachhaltig stärken zu können.

Die Chancen aber auch Risiken im Medizintechnikmarkt zeigte Karl-Heinz Brunner, Geschäftsführer der HA-BE Gehäusebau GmbH (Altheim bei Landshut), auf. Das Potenzial des Gesundheitsmarktes sei enorm, es mache elf Prozent des Bruttoinlandproduktes aus, Deutschland liege hier nach den USA und vor Japan auf Platz zwei. Dabei weise der Medizinmarkt einige Besonderheiten auf: Er werde niemals ein Massenmarkt sein, die Branche sei besonders forschungs- und innovationsintensiv, die Entwicklungskosten lägen bei durchschnittlich neun Prozent vom Umsatz. Auch vergehe lange Zeit bis zur Zulassung von Produkten und das Haftungsrisiko sei hoch. Doch gäbe es in diesem Markt immense Chancen, er schätzt alleine den Innovationsstau, der durch veraltete Technik entstanden sei, auf 15-20 Milliarden.

Um neue innovative Lösungen schaffen zu können, bietet das Netzwerk Medizintechnik ein breites Unterstützungsangebot, das der wissenschaftliche Leiter Prof. Dr. Holger Timinger vorstellte. Es reicht von Veranstaltungen, in denen neueste Entwicklungen, besondere Anforderungen durch das Medizinproduktegesetz und Fördermöglichkeiten vorgestellt werden, über die Vermittlung und Unterstützung von bei Kooperationsprojekten bis zur Hilfestellung beim Aufbau von erforderlichen Qualitätsmanagementsystemen. Von besonderer Bedeutung sei der Netzwerkgedanke: „Wir bringen Unternehmen, Anwender, Ärzte und Interessierte zusammen, um nach neuen Lösungen für Herausforderungen der Medizin und Technik zu suchen, konkrete Lösungsansätze zu finden und deren Umsetzung zu ermöglichen,“ wie Prof. Dr. Timinger betont. Dies u.a. auch in Austausch von Best Practices, Exkursionen zu anderen Netzwerkteilnehmern und Podiumsdiskussionen. Zu verschiedenen Themen würden Arbeitskreise eingerichtet. Fachliche Unterstützung erhalte man durch einen Beirat, an dem neben Vertretern der Hochschule die Chefärzte Dr. Norbert Blumstein und Prof. Dr. Dieter Woischneck vom Klinikum Landshut sowie weitere noch zu bestimmende Fachleute teilnehmen werden.

Die immense Entwicklung in der Medizintechnik betonte Dr. Franz Niehoff, Direktor der Museen der Stadt Landshut in seinem Festvortrag „Brille, Säge & Prothesen: Zur Technik der Medizin um 1472“. Er zeigte Beispiele aus der Zeit der Landshuter Hochzeit, vom „Zahnbrecher“ als Vorläufer des heutigen Dentisten und der „Urinschau“ als wichtigstes Instrument der Diagnostik über den Hexenschuss und den Zusammenhang von Magie und Medizin bis hin zur Prothesentechnik, in der der Süddeutsche Raum bereits in der damaligen Zeit eine Führungsrolle einnahm. Sein kurzweiliger Vortrag bot einen gelungenen Einstieg in die anschließende Möglichkeit zum Netzwerken bei einem gemeinsamen Abendessen.

Weitere Infos beim Management Netzwerk Medizintechnik, Frau Caroline Eberl: Tel. 0871 – 506 498