Maschinenbau-Studierende besuchen Bushersteller EvoBus

Am 29. und 30. November besuchten 28 Studierende des siebten Semesters der Fakultät Maschinenbau der Hochschule Landshut unter der Leitung von Prof. Dr. Ralph Pütz den Marktführer bei Omnibussen, die Daimler-Bussparte EvoBus in Mannheim. In der Sparte EvoBus sind die Omnibusmarken Mercedes-Benz und Setra zusammengeführt, die Landshuter Studierenden erhielten Einblicke in modernste Bus-Produktion.

Das Werk Mannheim gilt heute als die modernste Omnibus-Fabrik Europas. Vor über 100 Jahren gründete Carl Benz das Mercedes-Benz Werk auf dem Mannheimer Luzenberg. Während es 1908 primär das Ziel war, ein funktionstüchtiges Automobil zu bauen, bildet das Werk heute im weltweiten Produktionsverbund für Nutzfahrzeuge den kompletten Produktionsprozess vom Roheisen über den Motorenbau bis zur kompletten Montage des Stadtbusses ab. Das Werk beschäftigt heute rund 9.000 Mitarbeiter in Gießerei, Motorenbau und Busproduktion.

Zunächst wurde von der Landshuter Delegation die komplette Linienbusproduktion vom Materialeingang über Gerippe-Rohbau, kathodische Tauchlackierung (KTL) und Montage bis zum Finish und zur Übergabe der Fahrzeuge an den Endkunden besichtigt.

Im Vergleich zu anderen Busfabriken sind Automatisierungsgrad und Prozesssicherheit weit fortgeschritten, was zu einer außergewöhnlichen Fertigungsqualität geführt hat. So hält EvoBus im Linienbusbereich in Deutschland seit Jahren einen Marktanteil von 65 Prozent und ist in Europa mit 30 Prozent Marktanteil einer der Marktführer.

Bemerkenswert ist, dass zwischen den Standorten Mannheim (Mercedes-Benz) und Ulm (Setra) ein Fertigungsverbund aufgebaut wurde, in dem beispielsweise die in Ulm aufgebauten Setra-Rohbauten per Zug zur KTL nach Mannheim gebracht werden und anschließend in Ulm wieder der Montage zugeführt werden. Bei Transportkosten von rund 600 € pro Karosse rechnet sich dieser Prozess bei Verkaufspreisen von etwa 240.000 € für einen fertigen 12-m-Solobus. Auch in der Konstruktion bestehen durch die Modulbauweise Synergien. So ist im Gerippebau zwischen dem Niederflur-Stadtbus Citaro von Mercedes-Benz und dem Niederflur-Überlandbus von Setra ein Gleichteil-Anteil von über 95 Prozent vorhanden. Auch werden für unterschiedliche alternative Antriebstechnologien (Diesel-Hybrid, Brennstoffzellen-Hybrid) identische Plattformen mit seriellem elektrischem Antriebsstrang und Radnabenmotoren verwendet, die im Rahmen der Zukunftsplanung auch den Umstieg auf eine reine Batterieelektromobilität vereinfachen. Innovative Produkte, der wirtschaftliche Umgang mit Ressourcen, der Umweltschutz und die besondere Fertigungsqualität stehen heute besonders im Fokus des Mercedes-Benz Werks Mannheim. Jeder Linienbus wird vor Übergabe an den Endkunden einer vierstündigen Probefahrt unterzogen.

Am zweiten Tag wurde das Mercedes-Benz-Motorenwerk Mannheim besichtigt, in dem kürzlich ein Ausbau der Produktion umweltfreundlicher Motoren und der Tauschaggregatefertigung für Pkw- und Lkw-Motoren erfolgte. Das Motorenwerk produziert alle Motoren für die Daimler-Nutzfahrzeugsparte, also nicht nur für die Bussparte EvoBus, sondern auch für alle Arten von Lkws und anderen Nutzfahrzeugen bis hin zu Stationär-Motoren. Die Studierenden durchliefen den weitestgehend automatisierten Fertigungsprozess, ausgehend von den aus der angegliederten Gießerei angelieferten Motorblöcken und deren Bearbeitung über die komplette Montage der Bauteile und Nebenaggregate bis zur Endabnahme an den zahlreichen Motorenprüfständen.

Bis vor kurzem wurden von den Endabnahme-Prüfständen täglich 20.000 Liter Dieselkraftstoff benötigt. Nach einer Optimierung unter weitgehender Integration von kalten Tests konnte der Kraftstoffverbrauch zum Wohle der Umwelt signifikant reduziert werden. Die Studierenden der Hochschule Landshut zeigten sich dennoch erstaunt, dass bisher keinerlei Bemühungen unternommen wurden, die bei den Prüfstandsläufen anfallende Prozesswärme zu nutzen.

Neben den aktuellen EURO-V-/EEV-Motoren konnten auch bereits die erst ab dem 1.1.2014 verbindlich einzuführenden EURO-VI-Motoren in der Produktion besichtigt werden. Dies sind der kleine, zweistufig aufgeladene OM936 h und der große OM471 mit einstufiger Aufladung. Beide Motorenbaureihen verfügen über einen geschlossenen Partikelfilter sowie über eine Abgasrückführung und eine selektive katalytische Reduktion (SCR) zur Stickoxidreduzierung. Zur Anhebung des Abgastemperaturniveaus zwecks Verbesserung der Betriebsbedingungen der Abgasnachbehandlung werden außerdem – erstmals im Nutzfahrzeug – ein teilvariabler Ventiltrieb (Phasenverschiebung der Auslassnockenwelle) sowie eine exotherme Energieeinbringung eingesetzt. Die heute noch produzierten 6- und 8-Zylinder-V-Motoren werden ab EURO V durch Reihenmotoren ersetzt werden. 

Die Exkursion ermöglichte, das in den Vorlesungen Vertiefung Omnibustechnik, Antriebe der Nutzfahrzeuge und Kolbenmaschinen/Verbrennungsmotoren von Prof. Dr. Pütz vermittelte Wissen zu vertiefen. Die Studierenden zeigten sich begeistert, sodass nach Möglichkeit im übernächsten Semester wieder eine Exkursion zu EvoBus nach Mannheim geplant ist.