Lobende Worte und leuchtende Gurken

TZ Energie feiert zehnjähriges Jubiläum

„Haben Sie heute schon die Benzin- und Gaspreise gecheckt?“, fragte Bernd Sibler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft, am Freitag das Festtagspublikum, das sich anlässlich des zehnjährigen Geburtstags des Technologiezentrums Energie (TZE) der Hochschule Landshut versammelt hatte. Die Politik ist sich größtenteils einig, dass ein Umstieg auf eine Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen unausweichlich ist – die aktuell hohen Preise fürs Heizen und Autofahren rücken das Thema gleichzeitig in den Mittelpunkt der Lebensrealität aller Bürgerinnen und Bürger. Energie muss nicht nur umweltfreundlich, sondern auch bezahlbar sein.

Technologien zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen gibt es inzwischen viele. „Das Problem ist aber, dass Wind- und Sonnenenergie nicht immer zur Verfügung steht. Deshalb brauchen wir Speicherlösungen“, so Prof. Dr. Fritz Pörnbacher, Präsident der Hochschule Landshut. Genau daran wird am TZE seit zehn Jahren geforscht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in aktuell 13 Projekten an innovativen Möglichkeiten zur effizienten, kostengünstigen und nachhaltigen Kurz- und Langzeitspeicherung.

„Ruhstorf ist die Keimzelle für eine technologische Neuausrichtung der Region, für eine zukunftsfähige Energietechnik“, sagte Wissenschaftsminister Sibler in seiner Festtagsrede. „Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leisten hier in Zeiten der Energiewende einen zentralen Beitrag dafür, dass wir auch morgen noch so gut in Bayern leben können.“ Mit einer ersten Finanzierung in Höhe von 5 Millionen Euro machte das Wissenschaftsministerium den Start des TZE vor 10 Jahren überhaupt erst möglich. Danach stattete Minister Sibler das TZE mit einer unbefristeten jährlichen Grundfinanzierung in Höhe von 400.000 Euro aus, sodass „das wertvolle Engagement für unsere Zukunft“ unterstützt werde, so Sibler. Auch der Ruhstorfer Bürgermeister Andreas Jakob und der Passauer Landrat Raimund Kneidinger gratulierten zu zehn Jahren erfolgreicher Forschung und hoben die Relevanz des TZE für den Raum Passau hervor.

Über die Region hinaus ist das TZE bundes-, europa- und sogar weltweit vernetzt, wie Prof. Dr. Karl-Heinz Pettinger, Wissenschaftlicher Leiter des TZE, eindrucksvoll darlegte. Das TZE kooperiert mit Partnern aus den USA, Russland, Kolumbien, um nur einige außereuropäische Partnerländer zu nennen, mit zahlreichen europäischen Staaten sowie KMU und Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland. Außerdem ist das TZE Mitglied bei verschiedenen Kompetenzclustern, Verbänden und Netzwerken zur Batterieforschung.

Im Anschluss an den Festakt öffnete das TZE seine Labortüren für die Allgemeinheit. Knapp 200 Gäste aller Altersgruppen durfte das TZE in seinen Räumlichkeiten in Ruhstorf begrüßen. Ein Highlight stellte die Show-Vorlesung dar, in der Professor Pettinger und Martin Frankenberger, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Essiggurken zum Leuchten brachten und Luftballons mit Trockeneis aufbliesen. Beim Batteriequiz testeten die Gäste ihr Wissen. Wie viele Lithium-Ionen-Akkuzellen sind in einem BMW i3 mit 200 km Reichweite verbaut? Und wie viele in einem Tesla? Für Fragen rund um die Batterien standen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Rede und Antwort. Wer nicht nur über die Funktionsweise von Elektroautos rätseln und reden wollte, konnte sich auch Modelle verschiedener Hersteller auf dem Parkplatz ansehen und dort mit den Betreuern fachsimpeln.

Im Labor für mikrobiologische Methanisierung demonstrierte wissenschaftlicher Mitarbeiter Maximilian Mock anhand von Modellfahrzeugen, wie Autos mit Wasserstoff betrieben werden können. Außerdem diskutierte Prof. Dr. Raimund Brotsack, Leiter der Arbeitsgruppe Power-to-Gas mit Methanisierung, mit den Gästen über den Einsatz von erneuerbarem Gas als alternativem Kraftstoff. Wie solche Gase produziert werden, erklärten die Forscher anhand der Technikumsanlage, in der CO2 und Wasserstoff mithilfe von Mikroorganismen zu Methan gewandelt werden.

In der Pilotlinie für Zellproduktion konnten sich die Gäste informieren, wie eine Batteriezelle hergestellt wird. Weitere Stationen waren die TZE-Ausstellung, welche die zehnjährige Geschichte des Forschungszentrums zeigte, das Elektrospinning-Labor, in dem Fasern im Nanometerbereich für Verbesserungen von Lithium-Zellen geformt werden, sowie das Redox-Flow-Labor, in dem die Technologie der Flussbatterien als Alternative zu Lithium-Batterien vorgestellt wurde.

Das TZE bedankt sich bei allen Gästen für ihren Besuch und bei allen Festrednern für die Glückwünsche. Auf die ersten zehn Jahre sollen viele weitere folgen, in denen das TZE seinen Beitrag für eine nachhaltige Energieversorgung der Zukunft leisten wird, sodass Strom, Heizen und Mobilität bezahlbar bleiben.