Ich und promovieren? – Ja, warum denn nicht?!?!

Promotion im Bereich Soziale Arbeit

Am Freitag den 22.01.202 und am Samstag den 23.01.2021 tagte zum ersten Mal das DGSA Promotionskolloquium SüdOst an der HAW-Landshut. Die DGSA-Promotionskolloquien werden seit 1998 in Freiburg, später dann auch in Berlin und Bochum angeboten. Sie richten sich bundesweit an alle Absolvent*innen der Sozialen Arbeit, die

  • an einer Promotion interessiert sind,
  • sich bereits in einem Promotionsverfahren befinden
  • oder ein solches gerade abgeschlossen haben.

Ziel ist es einen Raum für persönlichen und fachwissenschaftlichen Austausch zu schaffen und die Vernetzung und Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Sozialen Arbeit zu unterstützen.

Das Promotionskolloquium SüdOst fand mit insgesamt 32 Teilnehmer*innen ausschließlich virtuell über das Programm Zoom statt. Organisiert wurde diese Veranstaltung von Frau Prof. Dr. Katrin Liel und Frau Vera Taube von der DGSA Fachgruppe Promotionsförderung sowie weiteren Kolleg*innen der Fakultät Soziale Arbeit der HAW Landshut. Die Veranstalter*innen hatten sich zum Ziel gesetzt insbesondere Frauen und Männer anzusprechen, die sich die Frage nach der Vereinbarkeit von Promotion und Familiengründung stellen. Des Weiteren sollten gezielt diejenigen Sozialarbeiter*innen angesprochen und ermutigt werden, die nicht aus einer Akademikerfamilie kommen und aus diesem Grund vielleicht ganz andere Anliegen haben. Und zu guter Letzt wandte sich das Angebot auch an Praktiker*innen mit Promotionsinteresse, die mit Ihrer Erfahrung in die wissenschaftliche Welt eintreten wollen.

Am ersten Tag hielt nach der Begrüßung und Einführung von Frau Prof. Dr. Katrin Liel und der anschließenden Vorstellungsrunde Herr Prof. Dr. Christian Ghanem (Technische Hochschule Nürnberg) einen Vortrag über „Promotion als psychosoziale Krise“. Er gewährte den Teilnehmern und Teilnehmerinnen einen Einblick in die unterschiedlichen Phasen seiner eigenen Promotion. Der Vortrag war zugleich fachlich und abstrakt gehalten, jedoch wurde auch die subjektive Ansicht von Herrn Prof. Ghanem dargestellt. Der Inhalt des Vortrages bestand aus seinem Lebenslauf inklusive beruflichen Werdegang, sowie einer detaillierten Beschreibung seines Weges als Doktorand. Bei der Beschreibung seines Promotionsweges wurden Gefühle in Krisenlagen geäußert, wie beispielsweise „Ich fühlte mich wie bestellt und nicht abgeholt“ und „Das ist doch das Geld nicht wert“. Ebenfalls wurden Emotionen beschrieben, welche die Sinnhaftigkeit der Promotion mit Gedanken wie „Ich wollte die Welt verbessern“ in Frage stellten. Als Hilfestellung, um diese Gefühlslagen und Krisensituationen zu bewältigen, diente stets die Frage „Was will ich?“. Weiterhin halfen der Austausch in Netzwerken, das Einsetzen von vorhandenen Ressourcen, sowie der persönliche Kontakt zur Betreuerin.

Frau Veronika Knoche, eine BayWiss-Kollegiatin, hielt am Samstag einen Vortrag über ihre Dissertation „Prozessorientierte Einblicke in ein ethnographisches Dissertationsprojekt zur Reflexion des professionellen Handelns in der Schulsozialarbeit“. In ihrem Vortrag stellte sie den Teilnehmern und Teilnehmerinnen den Ablauf einer Promotion aus ihrer Sicht dar. Dieser beinhaltete den Weg bzw. die Wege zur Promotion, das Aufzeigen ihres Forschungsprojektes, sowie auch individuelle Stolpersteine und Hindernisse. „Ich sollte nicht nur von der Promotion bestimmt sein“ und „Wo will ich mein Thema verorten“ sind nur zwei Beispiele, die ihre Gefühlslagen gut beschreiben. Beim Aufzeigen der Rahmenbedingungen und Unterstützungsmöglichkeiten einer Promotion, ging mit dem Erhalt eines Stipendiums die Erkenntnis einher „Es ist gut was ich da mache und hat Zukunft“. So wurden hier positive, sowie auch negative Wahrnehmungen angesprochen und für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen greifbar gemacht.

Nach den Vorträgen und der anschließenden Diskussion in großer Runde wurden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sowohl am Freitag, wie auch am Samstag, in vier Workshops unterteilt. Hier bestand die Gelegenheit zum einen fast abgeschlossene oder noch laufende Dissertationen mit unterschiedlichsten Fragestellungen zu diskutieren.  Dabei wurden gemeinsam verschiedene Handlungsoptionen erarbeitet, ein neuer oder anderer Umgang mit der Methodik aufgezeigt oder auch hilfreiche Hinweise, sowie Tipps gegeben. Zum anderen bestand in einer eigenen Kleingruppe die Möglichkeit alle noch offenen Fragen von Beginn bis zum Ende einer Promotion zu stellen und zu besprechen. Auch hier fanden spannende Diskussionen statt und es wurden hilfreiche Tipps und Hinweise untereinander ausgetauscht.

Durch die niedrigschwelligen Teilnahmebedingungen wurde das Promotionskolloquium sehr positiv von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen aufgenommen. Es ist geplant dieses Forum von nun an jährlich jeweils im Januar / Februar anzubieten, wer Interesse an einer Teilnahme hat oder weitergehende Fragen zum Thema Promotion in Sozialer Arbeit hat, kann sich gerne wenden an die Promotionsbeauftrage der Fakultät Soziale Arbeit: Prof. Dr. Katrin Liel: katrin.liel@haw-landshut.de. 

Diana Mbogo-Wachira (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut IKON, HAW Landshut)