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Höchster Komfort, minimaler Schadstoffausstoß, möglichst geringe Kosten

Die zweiten „Landshuter Omnibustage“ an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut beschäftigten sich mit den Kosten, die durch den Betrieb eines modernen Nutzfahrzeuges bei durchschnittlicher Lebensdauer anfallen (Life-Cycle-Cost; LCC). Zur Sprache kamen dabei auch veränderte technische Rahmenbedingungen, erweiterte Anforderungen der Fahrgäste aufgrund des demographischen Wandels und neue Emissionsvorschriften in Form der Stufe EURO VI. Mehr als 80 Fachleute widmeten sich den Vorträgen und dem Erfahrungsaustausch zum Thema „Life-Cycle Cost bei Linienbussen – aktueller Stand und neueste Entwicklungen“.

v.l. Prof. Dr. Sven Roeren, Dekan der Fakultät Maschinenbau; Martin Schmidt, Vertreter des VDV und Vorsitzender des Kraftfahrzeugausschusses; Prof. Dr. Ralph Pütz, Hochschule Landshut und Prof. Dr. Karl Stoffel, Präsident der Hochschule Landshut
v.l. Prof. Dr. Sven Roeren, Dekan der Fakultät Maschinenbau; Martin Schmidt, Vertreter des VDV und Vorsitzender des Kraftfahrzeugausschusses; Prof. Dr. Ralph Pütz, Hochschule Landshut und Prof. Dr. Karl Stoffel, Präsident der Hochschule Landshut

Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel begrüßte die Fachleute aus der Fahrzeug- und Zulieferindustrie sowie von Verkehrsunternehmen zur zweiten Informations- und Austauschplattform der Landshuter Omnibustage. „Die Verkehrsunternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sind im liberalisierten Verkehrsmarkt kontinuierlich aufgefordert, Ihre Effizienz zu überprüfen und zu steigern“, sagte Prof. Dr. Karl Stoffel. Die Landshuter Omnibustage sollten einen Überblick über den aktuellen Stand der LCC-Anwendung vor dem Hintergrund der aktualisierten VDV-Linienbusstandardisierung, sowie einen Ausblick auf neue Tendenzen zur Weiterentwicklung der LCC-Betrachtungen im Linienbusbereich geben, sagte der Hochschulpräsident. Der Dekan der Fakultät Maschinenbau, Prof. Dr. Sven Roeren, betonte, dass die Hochschule Landshut die Veranstaltung langfristig etablieren möchte. „Wir möchten ein Forum anbieten, das Verbände, die Nutzfahrzeug- und Zulieferindustrie und Verkehrsunternehmen vernetzt“, sagte Prof. Dr. Sven Roeren. „LCC ist noch nicht so lange „en vogue“ in der Omnibusbranche. Die Frage ist, wie bringen wir die Rahmenbedingungen in ein Konzept, das dann praxisnah Anwendung finden kann?“, sagte Prof. Dr. Ralph Pütz, Fachgebiet Nutzfahrzeugtechnik in der Fakultät Maschinenbau der Hochschule Landshut und wissenschaftlicher Leiter der von ihm konzipierten Omnibustage. Die kürzlich aktualisierten technischen Lastenhefte des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen VDV sowie die Grenzwertstufe EURO IV hätten veränderte Rahmenbedingungen für die Nutzfahrzeuge zur Folge. Vermehrte Umweltvorschriften, der demographische Wandel der Bevölkerung und eine immer stärker geforderte Flexibilität der Innenraumgestaltung von Bussen führten zu einer Verteuerung der Fahrzeuge. „Es wird zunehmend komplexer für die Verkehrsunternehmen, im liberalisierten Verkehrsmarkt zu bestehen“, sagte Prof. Dr. Ralph Pütz. Neben dem Kapitaldienst für Anschaffung und Abschreibung sind in einer Life-Cycle-Cost-Berechnung auch Kraftstoff- und Instandhaltungskosten, Aufwendungen für Schulung und Support durch die Fahrzeughersteller enthalten. „Neue Fahrzeuge waren in der Vergangenheit wie grüne Bananen, sie reifen beim Verkehrsunternehmen“, sagte Prof. Dr. Pütz, „das muss sich ändern.“. Bei den Omnibustagen 2013 betrachteten die Teilnehmer die spannende Frage, wie in der Lebenszeitrechnung eines Fahrzeuges auch mögliche Serienschäden zu berücksichtigen sind. Hier helfen klare Definitionen der Lebensdauer von Bauteilen und Baugruppen, die ständig neuen Markttendenzen und Fahrzeugentwicklungen anzupassen sind. „Da der Kraftstoffverbrauch einen mit entscheidenden Aspekt der LCC darstellt, müssen wir angesichts der zunehmenden Elektrifizierung des Antriebsstrangs Methoden entwickeln, um die Betriebskosten von Hybrid- und reinen Elektro-Bussen zu ermitteln“, sagte Prof. Dr. Ralph Pütz. Bei den Elektrobussen spiele zudem die Energiezuführungsinfrastruktur eine dominante Rolle, so dass insbesondere hier die LCC systembezogen betrachtet werden müssen. Weitere LCC-Verbesserungen bei Omnibussen lassen sich durch eine automatisierte Off-Board-Diagnose wie bei Flugzeugflotten erreichen, was ebenfalls in den Vorträgen vertieft wurde. So kann einerseits prädiktiv ein Fahrzeugausfall verhindert und andererseits im Schadensfall Material und Personal möglichst schnell disponiert werden. Auch eine erfreuliche Tendenz für die Verkehrsunternehmen zeichnete sich bei den zweiten Landshuter Omnibustagen ab: durch die neuen EURO-IV-Grenzwerte steigen zwar der Kapital- und Instandhaltungsaufwand der Fahrzeuge, doch ist es der Fahrzeugindustrie gelungen, den Kraftstoffverbrauch gegenüber der Vorgängergeneration durch komplementäre Maßnahmen zu senken. So käme ein Fahrzeug bis zum Ende seines Betriebslebens die Unternehmen sogar günstiger, sagte Prof. Dr. Ralph Pütz. Wie sich hingegen die Lebenskostenrechnung bei reinen Elektrofahrzeugen verändert, sei individuell sehr unterschiedlich und könne aufgrund der rasanten Weiterentwicklung kaum vorhergesagt werden, stellten Referenten und Teilnehmer der Omnibustage fest. Die Hochschule Landshut und die VDV-Akademie des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen organisierten die Veranstaltung „Landshuter Omnibustage“ zum zweiten Mal gemeinsam mit dem An-Institut für angewandte Nutzfahrzeugforschung (BELICON GmbH). 2014 wird die Veranstaltung erneut im Sommer stattfinden, ein genauer Termin steht noch nicht fest.

v.l. Prof. Dr. Sven Roeren, Dekan der Fakultät Maschinenbau; Martin Schmidt, Vertreter des VDV und Vorsitzender des Kraftfahrzeugausschusses; Prof. Dr. Ralph Pütz, Hochschule Landshut und Prof. Dr. Karl Stoffel, Präsident der Hochschule Landshut
Die Hochschule Landshut möchte die Omnibustage langfristig als Fachtagung für die Nutzfahrzeug- und Zulieferindustrie sowie Verkehrsunternehmen etablieren. Die Resonanz auf die Veranstaltung ist sehr gut.