Hirnsignale steuern Roboterarm

Das Netzwerk Medizintechnik der Hochschule Landshut veranstaltete Vortrags- und Diskussionsabend zum Thema Medizinische Assistenzrobotik.

Ein weltweit einmaliges Assistenzsystem ermöglicht es vollständig gelähmten Menschen, über Hirnsignale einen Roboterarm zu steuern. Über diese Entwicklung referierte der Robotik Experte Prof. Dr. Patrick van der Smagt aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der TUM Informatik vergangene Woche an der Hochschule Landshut.

Damit der Patient durch Gedanken den Greifarm steuern kann, wurde eine lernende Software entwickelt, die Signale aus dem Gehirn des Patienten in Steuerungssignale für den Greifarm übersetzt. Dazu muss der Patient sich nur vorstellen, den eigenen Arm zu bewegen. Diese Vorstellung erzeugt Signale im Gehirn. Ein kleines Implantat im Schädel des Patienten leitet diese Signale weiter, so dass sie über einen Lernalgorithmus zu den gewünschten Steuerungsbefehlen verarbeitet werden können.

Um zu messen was der Patient mit seinen Gedanken steuert bzw. wie man das intelligente System trainieren kann, ist es erforderlich dass der Patient zunächst versucht die gleichen Bewegungen zu macht wie der Roboter. Die entsprechenden Hirnaktivitäten präzise auszuwerten war nicht nur ein technologischer Durchbruch im vergangenen Jahr, sondern wird auch in Zukunft noch viel Potenzial mit sich bringen wenn es darum geht mittels technologischer Entwicklungen Menschen zu unterstützen, ihre körperlichen Fähigkeiten zu erhalten und wieder zu gewinnen.

Neben Prof. van der Smagt stellten weitere Experten ihre Sichtweise auf die Medizinrobotik dar: Prof. Dr. med. Johannes Schmidt, (Ärztlicher Direktor Krankenhaus Landshut-Achdorf), Robert Geiger, (AKTORmed GmbH) sowie Cornelia Schauber (YOUSE GmbH). Diskutiert wurden zum einen Sicherheits-, Schnelligkeits- und Kosten-Nutzen-Aspekte beim Einsatz von computergestützten OP-Robotern in der Chirurgie, sowie darüber hinaus auch die „Menschlichkeit“ und Akzeptanz von Robotik Einsatz in der Pflege.

Dabei ging es nicht nur um Kommunikationsaspekte – es muss nicht alles kommuniziert werden, was ein Roboter tut, denn kein Mensch will dass ihm der Roboter hundertmal sagt dass er ihm jetzt Kaffee bringt – sondern letztendlich auch generell um die Frage, ob es denn überhaupt Medizinroboter gibt, zumal ja ein Roboter laut Definition durch eigenständiges Agieren gekennzeichnet ist.

Einigkeit herrschte zuletzt darin, dass der Einzug der Robotertechnologien in anderen Bereichen, z.B. Automotive sich wesentlich schneller und einfacher darstellen wird als in der Medizin. Aber mit Blick auf den Patienten lohnt es sich allemal weiter zu forschen, insbesondere was den Bereich der Gedankensteuerung und der Umsetzung dieser Forschungsergebnisse in praktische und innovative Lösungen betrifft.

Das Netzwerk Medizintechnik an der Hochschule Landshut plant bereits weitere wissenschaftliche Vorträge und Diskussionen zum Thema Robotik in der Medizin.Weitere Themenschwerpunkte des Netzwerkes sind Bildgebende Verfahren und Bildverarbeitung, medizintechnische Werkstoffe, Point of Care Diagnostik, Orthopädietechnik, Ambient Assisted Living Technologien, Krankenhausprozesse sowie Qualitätsmanagement in der Medizintechnik. Mehr als 40 Unternehmen aus den verschiedensten Branchen der Region sind bereits fest mit dem Netzwerk verwurzelt.