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Frauen auf der Flucht

Letzte ortswechsel-Veranstaltung im Wintersemester 2015/16

Im letzten ortswechsel-Vortrag des Wintersemesters 2015/16 ging es um die aktuelle Flüchtlingsdebatte – konkret: Frauen auf der Flucht
Im letzten ortswechsel-Vortrag des Wintersemesters 2015/16 ging es um die aktuelle Flüchtlingsdebatte – konkret: Frauen auf der Flucht

Die letzte Veranstaltung der ortswechsel-Reihe der Hochschule Landshut im Wintersemester 2015/16 hätte nicht aktueller sein können: Thema war die Situation von Frauen auf der Flucht, genderspezifische Fluchtgründe, Gewalterfahrungen während der Flucht und in deutschen Unterkünften. „Die Situation ist unerträglich“, betonte Bürgermeister Thomas Keyssner in seiner Begrüßung. Prof. Dr. Stefan Borrmann, Dekan der Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Landshut, und Moderator des Diskussionsabends zitierte einleitend eine aktuelle Studie von Amnesty International Deutschland. Darin werden spezifische Gefahren für weibliche Flüchtlinge benannt. Konkret fehlen sichere Schlafplätze, mangelnde Versorgung für Mütter und Schwangere. Hinzu kommt die sexualisierte Gewalt durch Schleuser, Ordnungshüter und andere Flüchtlinge. Der erste Podiumsteilnehmer des Abends, Regierungspräsident Heinz Grünwald erläuterte in seinem Impulsvortrag die vielfältigen Bemühungen der Regierung Niederbayern. Ein zentrales Anliegen ist es trotz der hohen Anzahl an Flüchtlingen insgesamt, getrennte Unterbringungsmöglichkeiten für Frauen und Männern zur Verfügung zu stellen und das Verwaltungs- sowie Sicherungspersonal zu schulen, damit sexualisierte Übergriffe unterbunden werden. Hanna Smuda vom Bayerischen Flüchtlingsrat berichtete von Beratungsangeboten, die der Flüchtlingsrat selbst durchführt, aber auch von Angeboten speziell für Flüchtlingsfrauen. Während in den Städten hier bereits Beratungs- und Versorgungsangebote existieren, herrschen im ländlichen Raum dagegen große Defizite. Ihre Forderungen sind geschützte Räume, mehr Beratungsangebote und mehr weibliches Personal für asylsuchende Frauen. Aus ihrer langjährigen Praxis berichtet Hester Butterfield, die jahrzehntelang als Sozialarbeiterin Flüchtlingsunterkünfte leitete. Bereits auf der Flucht gilt für Frauen: „money or body“. In den Unterkünften verhindern die Rahmenbedingungen, dass sich das Leben der Frauen mit Kindern normalisieren kann. Dazu würde beispielsweise die Möglichkeit zu kochen gehören, die Alltagserfahrungen schaffen könnten. Ebenso plädierte sie für Mitsprache- und Mitverantwortungsmöglichkeiten der Flüchtlinge in den Unterkünften. Sehr eindrücklich bestätigte Desire Agum, deren Asylverfahren noch läuft, mit ihren persönlichen Erfahrungen die wissenschaftlichen und praxisbezogenen Statements. Ihre Lebensgeschichte ist von Gewalt, Ungerechtigkeit, Armut und Missbrauch im Heimatland geprägt. Anlässlich einer drohenden Zwangsehe floh sie nach Deutschland. Gegenwärtig lebt sie als einzige Frau in einer dezentralen Unterkunft mit männlichen Flüchtlingen, deren Sprache sie nicht teilt. Dass noch viel getan werden musste, zeigte auch die Diskussion mit dem Publikum. Ergänzt wurde beispielweise das Problem von Flüchtlingsfrauen, die Partnergewalt erleben, jedoch kaum einem Frauenhaus Zuflucht suchen können. Neben Schwierigkeiten mit den Regelungen des Aufenthalts und finanziellen Fragen, sind die Frauenhäuser bereits seit langem überfüllt. Deutlich wurde auch, dass ein hoher Aufklärungsbedarf besteht, warum Frauen fliehen und welche Erfahrungen sie selbst noch in Deutschland machen müssen. Damit sich hier etwas ändert, sind solche öffentlichen Diskussionen noch häufiger zu wünschen, bilanzierten die Veranstalterinnen der Reihe: Hochschulfrauenbeauftragte Prof. Dr. Bettina Kühbeck und Prof. Dr. Barbara Thiessen von der Fakultät Soziale Arbeit, sowie die Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Landshut, Margarete Paintner, und der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Landshut, Karin Boerboom.

Im letzten ortswechsel-Vortrag des Wintersemesters 2015/16 ging es um die aktuelle Flüchtlingsdebatte – konkret: Frauen auf der Flucht