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Energienutzungspläne – unentbehrlich für die Energiewende in den Gemeinden

Die Reaktorkatastrophe von Fukushima und der Ausstieg aus der Kernenergie, aber auch endliche Erdölvorräte stehen wie ein Menetekel an der Wand. Man muss kein großer Prophet sein, um zu erkennen: Ein Umdenken in der Energiepolitik ist unabdingbar.

Folglich wenden wir uns alternativen Konzepten zu, um Energieengpässe nach Möglichkeit zu vermeiden. Gilt es doch, die Energieversorgung der Zukunft an den Bedarf der Verbraucher anzupassen und Maßnahmen der Energieeffizienz und –einsparung umzusetzen. Ein hilfreiches Instrument dafür ist der Energienutzungsplan. Der energetische Masterplan für die jeweilige Gemeinde soll alle Akteure einbinden und konkrete Maßnahmen empfehlen. Im Vordergrund steht die zukünftige Wärmeversorgung. Er folgt dem Energie-3-Sprung: Bestands- und Potenzialanalyse, Definition der Ziele und schließlich Umsetzung der Maßnahmen. Der Bayerische Gemeindetag legt seinen Mitgliedern wärmstens ans Herz, einen Energienutzungsplan aufzustellen. Nicht zuletzt auch wegen der Fördergelder von 70 Prozent. Der ENP eignet sich besonders für Maßnahmen, die auf einen größeren räumlichen Bereich zielen und mehrerer Akteure bedürfen, etwa bei Nahwärmenetzen aber auch der energetischen Sanierung von Ortsteilen. Damit das Planungswerk tatsächlich etwas bringt, sollte es gewissen Standards genügen. Um diese zu formulieren und den Gemeinden Hilfestellung bei der Suche des geeigneten Planers zu geben, hat der Gemeindetag bereits 2012 eine Arbeitsgemeinschaft mit der Hochschule Amberg-Weiden und den Bayernwerken ins Leben gerufen. Erfreulicher Weise stieß sie auf großes Interesse. Waren es zunächst vier Gründungsorganisationen, so liegt die Zahl mittlerweile bei 14 Mitgliedern. Hinzugekommen sind Hochschulen, Energieagenturen und renommierte Planungsbüros. Gewisse Mindeststandards bei der Aufnahme des energetischen Status quo und die frühzeitige Mitwirkung der Akteure sind das eine. Es kommt aber auch zwingend darauf an, konkrete Maßnahmen zu nennen und diese auf ihre Wirtschaftlichkeit hin abzuklopfen. Der ENP darf also kein Konzept für die Schublade sein! Wird diese Forderung in der Praxis eingelöst? Ein Team der Hochschule Landshut hat in den Rathäusern nachgefragt. Dabei kam heraus, dass Kommunen, die bereits einen Energienutzungsplan aufgestellt haben, damit zwar sehr zufrieden sind. Bei genauerem Hinsehen fallen jedoch einige nicht unwichtige Defizite auf. So fehlen in einigen ENP Wärmekataster. Diese wären aber die Basis für jede weitere Analyse des thermischen Energiebedarfs sowie entsprechender neuer Energieversorgungskonzepte. Auch die anschauliche Abbildung der Ergebnisse des ENP in Form von Karten lässt zu wünschen übrig. Damit werde eine wesentliche Zielsetzung des ganzen Unterfangens, nämlich den ENP als Planungsinstrument zu verwenden, verfehlt, urteilen die Landshuter Wissenschaftler. Dass so manche Umsetzungsmaßnahme scheitert, machen sie an einem zu geringen Nutzen für die Kommune oder zu hohen Kosten fest. Konkrete Maßnahmen, die eine sinnvolle Energiewende einleiten sollen, bleiben somit auf der Strecke. Hier ist die Arbeitsgemeinschaft gefordert, den Gemeinden zu helfen und den Sand aus dem Getriebe zu entfernen. Frei nach Antoine de Saint-Exupéry: „Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“