Einreise untersagt

Wegen Corona konnte Andrey Kapustin mehrere Monate nicht zurück nach Landshut reisen

Für viele Studierende ist das Auslandssemester eine der schönsten und prägendsten Erfahrungen ihres ganzen Studiums. Aber wie fühlt es sich eigentlich an, weit weg von zu Hause zu studieren, wenn plötzliche eine Pandemie ausbricht, die die ganze Welt in Atem hält? Davon erzählen ausländische Studierende, die das Sommersemester in Landshut verbracht haben.

Andrey Kapustin startete im September 2019 in sein Auslandsjahr. Der 26-Jährige reiste von Novosibirsk nach Landshut. Sein erstes Semester verlief dabei, wie er es erwartete: Präsenzveranstaltungen, ein voller Campus, reger Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen. Dass sich die Situation so schnell ändern würde, hätte Kapustin nicht gedacht: „Im Januar kam das Thema Corona bei mir zum ersten Mal auf, ich habe jedoch nicht einmal im Traum daran gedacht, dass sich die Lage so entwickeln würde.“

Je näher Corona kam, desto beunruhigender die Lage

Als im Februar plötzlich die ersten Corona-Fälle in München gezählt wurden, begriff der junge Russe, was da auf Deutschland und den Rest der Welt zurollt. „Mit der Bekanntgabe der ersten positiven Befunde nicht weit von Landshut wurde ich schon etwas nervös“, erinnert sich Kapustin. Da er Mitte März eine Reise zu seinen Großeltern nach Novosibirsk geplant hatte, begann er bereits zwei Wochen davor, öffentliche Plätze zu meiden. „Ich wollte kein Risiko eingehen und hielt mich deshalb früh an Social Distancing.“

Nach seiner Ankunft in Russland überschlugen sich die Ereignisse. „Alle internationalen Flüge wurden gecancelt. Die Länder waren plötzlich voneinander abgeschottet“, berichtet Kapustin. Dass so ein Fall überhaupt eintreten würde, hätte er nicht für möglich gehalten. Wie seine Landshuter Mit-Studierenden musste sich auch der 26-Jährige nun auf ein Digitalsemester einstellen. Eine Situation, die sich Kapustin nicht gewünscht hatte. „Ein Studium macht natürlich die Präsenz aus“, erklärt er. Nur so könne man sich mit den anderen Studierenden und den Dozierenden optimal austauschen.

Seine Kurse im Bereich „Electrical and Industrial Engineering“ konnte Kapustin im Sommersemester aber trotzdem größtenteils ohne große Einschränkungen fortsetzen. Das lag vor allem an der schnellen Reaktion der Hochschule. „Es wurde zügig auf einen Digitalbetrieb umgestellt, zum Beispiel in Form von gut funktionierenden Online-Plattformen.“ Schwierig gestaltete es sich laut Kapustin aber mit der Bücherausleihe. „Wenn man nicht vor Ort ist, stellt einen das vor große Herausforderungen.“

Im Juli kehrte der junge Russe schließlich nach Landshut zurück – seit eine Einreise wieder problemlos möglich war. Kapustin wollte noch ein Projekt an der Hochschule Landshut beenden und war froh, dass er zurückkommen durfte. „Das Leben hatte sich wieder einigermaßen normalisiert. An die Regelungen und Vorschriften haben sich die Menschen inzwischen gewohnt.“ Diese Tatsache imponiert Kapustin in Deutschland auch am meisten: die Disziplin, Regeln zu befolgen. „Nicht umsonst ist Deutschland bisher so gut durch die Krise gekommen.“

- TK -

Foto: Andrey Kapustin

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